Magazinrundschau - Archiv

Mittelweg 36

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 09.09.2014 - Mittelweg 36

Der Juraprofessor Reinhard Merkel hatte im April in der FAZ seinem Ärger über die deutsche Debatte um die Vorgänge auf der Krim Luft gemacht. Vor allem das Wort "Annexion" fand er in diesem Zusammenhang falsch, weil sich die Mehrheit der Krimbewohner in einem Referendum für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte. Jetzt verteidigt Merkel im Mittelweg 36 im Gespräch mit Jan Philipp Reemtsma und Mitarbeitern des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) seine Auffassung. "Ich bestreite, dass die Drohung der Russen irgendeinen relevanten Einfluss auf den Ausgang des Referendums hatte, und erinnere daran, dass die Krim bereits 1994 ein erstes Referendum bezüglich einer Abspaltung von der Ukraine durchgeführt hat, weil damals die ukrainische Verfassung geändert wurde, was die Autonomierechte der Krim einschränkte." Gerd Hankel vom HIS widerspricht: "Wenn ich mich an Vorbereitung und Ablauf des Referendums erinnere, an bewaffnete Kräfte ohne Abzeichen, an die magische Zunahme russischer Staatsbürger auf der Krim kurz vor dem Referendum, dann gewinne ich die Überzeugung, dass dort gegen das Gewaltverbot der UN-Charta, Artikel 2, Absatz 4, verstoßen worden ist." Das Gespräch (online bei Eurozine) fand am 16. Mai statt, also vor dem Abschuss des Flugs MH17 der Malaysian Airlines und der Eröffnung der neuen Front in der Südostukraine.

Magazinrundschau vom 28.06.2011 - Mittelweg 36

Wer sind eigentlich die "Wutbürger" von Stuttgart?, fragt Wolfgang Kraushaar (hier als pdf-Dokument) und studiert einige empirische Studien über die Demonstranten, die schon erschienen sind. Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Protestierenden in Stuttgart sind 40 Jahre alt oder älter. Und es war nicht einfach das "Bürgertum", "das in Stuttgart auf die Barrikaden gegangen ist, noch sind es einfach die Wohlhabenden. In ihrer Mehrheit sind es eindeutig Vertreter einer neuen Mitte, die akademisch qualifiziert und links orientiert sind, sich ökologisch engagieren und einer Altersstufe angehören, für die der Ruhestand in Reichweite liegt oder bereits erreicht ist." Insgesamt, so Kraushaar, handelt es sich einfach um die Generation der seit 1968 Protestierenden, die sich wie eine Wanderdüne durch die Zeitgeschichte bewegt habe und nun im Pensionsalter angekommen ist.