Der Juraprofessor
Reinhard Merkel hatte im April in der
FAZ seinem Ärger über die deutsche Debatte um die Vorgänge auf der
Krim Luft gemacht. Vor allem das Wort "Annexion" fand er in diesem Zusammenhang falsch, weil sich die Mehrheit der Krimbewohner in einem Referendum
für die Abspaltung von der Ukraine ausgesprochen hatte. Jetzt verteidigt Merkel im
Mittelweg 36 im
Gespräch mit Jan Philipp Reemtsma und Mitarbeitern des Hamburger Instituts für Sozialforschung (HIS) seine Auffassung. "Ich bestreite, dass die Drohung der Russen irgendeinen relevanten Einfluss auf den Ausgang des Referendums hatte, und erinnere daran, dass die Krim
bereits 1994 ein erstes Referendum bezüglich einer Abspaltung von der Ukraine durchgeführt hat, weil damals die ukrainische Verfassung geändert wurde, was die Autonomierechte der Krim einschränkte."
Gerd Hankel vom HIS widerspricht: "Wenn ich mich an Vorbereitung und Ablauf des Referendums erinnere, an
bewaffnete Kräfte ohne Abzeichen, an die
magische Zunahme russischer Staatsbürger auf der Krim kurz vor dem Referendum, dann gewinne ich die Überzeugung, dass dort gegen das Gewaltverbot der UN-Charta, Artikel 2, Absatz 4, verstoßen worden ist." Das Gespräch (online bei
Eurozine) fand am 16. Mai statt, also vor dem Abschuss des Flugs MH17 der Malaysian Airlines und der Eröffnung der neuen Front in der Südostukraine.