Theodor W. Adorno, Elisabeth Lenk

Theodor W. Adorno und Elisabeth Lenk - Briefwechsel 1962-1969

Cover: Theodor W. Adorno und Elisabeth Lenk - Briefwechsel 1962-1969
Edition Text und Kritik, München 2001
ISBN 9783883776873
Gebunden, 127 Seiten, 27,00 EUR

Klappentext

Der vorliegende Band enthält 101 Briefe aus Beständen des Adorno Archivs bzw. der privaten "Sammlung Lenk". Erläuternde Anmerkungen sowie ein Anhang, der diejenigen der im Briefwechsel erwähnten Texte enthält, die nicht mehr zugänglich sind, ergänzen die Sammlung. Der Briefwechsel hatte einen unspektakulären Anlass: Er war nötig geworden, weil Elisabeth Lenk, Adornos soeben dem Examen entronnene Schülerin, nach Paris ging, um dort weiter zu studieren und zu promovieren. Wir sehen beide Briefpartner in die Zeitereignisse verstrickt: Elisabeth Lenk, SDSIerin der ersten Stunde, lernt Andre Breton und die surrealistische Gruppe, dann die Situationisten kennen und berichtet schließlich, als Lektorin an der Universität Nanterre, aus nächster Nähe von den Mai-Ereignissen. Adorno seinerseits erscheint als jemand, der von allen Seiten gefordert, aber auch angegriffen wird, immer bereit, die Schläge auf elegante Weise zu parieren, nie beleidigt, immer sachlich, aber gegen Ende doch auch sehr gehetzt, verletzt und erschöpft.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.07.2002

Mit Interesse verfolgt Lorenz Jäger die Entwicklung von der glühenden Identifizierung der Briefpartnerin und Herausgeberin mit dem großen Ted Adorno bis zu dem Moment, da sich die Briefe nurmehr noch um pragmatische Fragen hinsichtlich Gutachten und Prüfungen drehen. Die stark subjektive Färbung der Kommentare allerdings ist schuld, dass Jäger oft lieber gleich die Erläuterungen gelesen hat. So ungerecht und nachtragend, ja verstiegen sich Lenk hier nicht selten gibt, schreibt er, so lebendig lesen sich ihre Ausführungen über die Berliner Szene um Peter Szondi oder den Pariser Kreis um Andre Breton. "Nicht dass es keine bedeutenden Briefe gäbe" - zeitdiagnostisches Informatives über eine französische Kommune z.B., interessanter aber scheint doch wie immer der Klatsch.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.03.2002

Andreas Bernard ist sichtlich gerührt von diesem Briefwechsel - oder vielmehr von dem, was die Lücken zwischen den Briefen offenbaren. Neben der Diskussion über Lenks Dissertation oder politische Ereignisse offenbare sich in der Korrespondenz nämlich auch die "ungeschriebene Geschichte einer Annäherung (und Distanzierung)", schreibt Bernard. Er schildert, wie Adorno und Lenz vom Sie zum Du übergehen, bis Adorno sogar mit 'ganz dein Teddy' unterzeichnet, um dann unvermittelt wieder beim Sie zu landen. Es muss zu einer Annäherung und dann wieder Entfremdung gekommen sein, glaubt Bernard, ohne dass man direkt etwas darüber erfährt. Vor allem die Überlegungen der beiden Briefeschreiber zum Verhältnis von Kunst und Theorie weisen für den Rezensenten auf eine beginnende Liebesaffäre hin. Während sie zuerst beide nicht an eine Doppelexistenz von Künstler und Wissenschaftler glauben, weicht diese Haltung mit der Zeit auf. Je mehr sich die beiden persönlich näher kommen, desto mehr bekennen sie sich zu ihren eigenen lyrischen Werken: "Als müsse dem Übergang von der akademischen zur erotischen Beziehung einer von Theorie zur Poesie folgen", denkt Bernard. Nach dem Sommer 1964 sei das Verhältnis dann stark abgekühlt, so Bernard, was man schon daran merke, dass Adornos Ehefrau Gretel plötzlich am Ende der Briefe "Glückwünsche sendet und erhält". Alles in allem ist diese Korrespondenz ein "lesenswertes Zeugnis" aus den letzten Jahren Adornos, erklärt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.02.2002

Ein seiner Ansicht nach sehr interessantes Buch stellt der mit "lx" zeichnende Rezensent in seiner kurzen Besprechung vor. Es geht um den Briefwechsel zwischen Elisabeth Lenk, damals Studentin der Philosophie, und ihrem Professor Theodor W. Adorno. Der Briefwechsel sei "geprägt vom Lehrer-Schüler-Verhältnis", selbst wenn Adorno zumindest in seinen Anreden um einiges persönlicher als seine Studentin wurde. Der Rezensent findet das überaus lesenswert, vor allem weil der Band Einblicke in die damalige Zeit aber auch in bedeutende ideologische Auseinandersetzungen gebe.