Seymour Hersh

Die Befehlskette

Vom 11. September bis Abu Ghraib
Cover: Die Befehlskette
Rowohlt Verlag, Reinbek 2004
ISBN 9783498029814
Taschenbuch, 402 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hans Freundl, Norbert Juraschitz und Thomas Pfeiffer. Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh ist gleichsam der Chef-Enthüller Amerikas nach dem 11. September. Der "beste Enthüllungsjournalist der Welt" (Hans Leyendecker) deckte auf, wie und warum die Geheimdienste vor dem 11. September versagten, wie die angeblichen Beweise für Saddams nie gefundene Massenvernichtungswaffen fabriziert wurden, was wirklich in Guantanamo geschah, wie Donald Rumsfeld ganz persönlich den Irakkrieg führte. Es war Hersh, der im "New Yorker" die Folterungen im Abu Ghraib-Gefängnis enthüllte und die Befehlskette bis ganz oben verfolgte - bis ins Pentagon zu Rumsfeld und ins Weiße Haus zu George W. Bush.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.11.2004

Wie der Rezensent Louis Gerber erklärt, basiert das vorliegende Buch weitgehend auf den im "New Yorker" erschienenen Hintergrundartikel, die Seymour Hersh der Folter in Abu Ghraib gewidmet hat. Doch Abu Ghraib und seine Folterungen - für die Guantanamo Bay laut Hersh als "Testlauf " diente - ist nicht ausschließliches Thema der "Befehlskette". Hersh behandle auch darüberhinausgehende Themen, wie etwa das Versagen der Geheimdienste im Vorfeld des 11. Septembers oder den "kreativen Umgang" mit geheimen Informationen zur Untermauerung des amerikanischen. Zwar stört den Rezensenten, dass Hersh seine Quellen nie offenlegt, doch beruhigt er den Leser, indem er auf die Herausgeberpolitik des "New Yorker" verweist. In der Tat verlange der "New Yorker", dass den bearbeitenden Redakteuren die Quellen vorliegen, damit sie auf Authentizität und Objektivität überprüft werden können. Ansonsten verweist der Rezensent auf eher formale Mängel: Hershs Texte seien "nicht immer leserfreundlich" und es fehle ein Index.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.10.2004

Der amerikanische Reporter Seymour Hersh hat die Zusammenhänge des Terroranschlags vom 11. September 2001 bis zum Irakkrieg und den Folterungen im amerikanischen Gefängnis Abu Ghraib in einem Buch dargestellt, das nun auch auf Deutsch vorliegt, und damit einen "weiten Bogen gespannt", stellt Karl Grobe fest. Er erklärt, dass der Autor den Folterskandal in Abu Ghraib, an dessen Aufdeckung Hersh maßgeblich beteiligt war, bereits in einer Zeitungsreportage für den "New Yorker" publik gemacht hat und stellt fest, dass Hersh seine Reportage für das Buch "vertieft, erweitert und dokumentiert" hat. Außerdem schreibe der Autor über das "Versagen" der amerikanischen Regierung im Zusammenhang mit dem 11. September, über die Lügen bezüglich der angeblichen Massenvernichtungswaffen Saddams und gehe auch Einzelfragen nach, wie dem vermeintlichen Versuch des Irak, Uran in Niger zu kaufen, fasst Grobe den Inhalt des Buches zusammen. Er betont, dass Hersh "das Gegenteil" eines "eingebetteten" Journalisten ist und zeigt sich von den "gründlichen" Recherchen und dem seriösen Umgehen mit Quellen und Informanten beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 21.10.2004

Seymour M. Hersh hat seine schon legendären, im New Yorker erschienenen Artikel zu Abu Ghraib und dem Funktionieren der US-Regierung um George W. Bush für die Buchausgabe noch einmal überarbeitet und gebündelt. Entstanden ist so, wie der Rezensent Bernd Greiner zu Protokoll gibt, "mit Abstand das Beste, was bislang über das Innenleben dieser Regierung geschrieben wurde". Die Texte sind gründlich recherchiert und von der Redaktion des New Yorker stets noch einmal überprüft worden. Umso erstaunlicher, findet Greiner, in welchem Ausmaß Hersh an interne Informationen und Einschätzungen gelangte. So gelinge es Hersh in geradezu erschütternder Weise zu zeigen, dass die "Carte Blanche" für die Folter von Abu Ghraib von ganz oben erteilt wurde. Kurzum: Ein unverzichtbares Buch, der New Yorker ist dank Hersh jetzt Pflichtlektüre.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2004

Claus Leggewie nimmt Seymour Hershs Buch mit größter Erleichterung auf. Denn in der politischen Einschätzung des Rezensenten nehmen die USA derzeit eine "gefährliche autoritäre Entwicklung". Die Regierung trägt für ihn bereits totalitäre Züge und die elektronischen Medien findet er "verrottet". Doch der Chefreporter des "New Yorker" macht Leggewie Hoffnung, dass das Schlimmste noch abzuwenden sei. Hersh war schon beim Massaker von My Lai aufklärerisch tätig, und auch jetzt wieder treibt es ihn, den Mächtigen die Leviten zu lesen. Aufgedeckt werden in "Die Befehlskette" die Hintergründe des Irak- und des Afghanistanfeldzugs, die Lawine von Irrtümern, bewussten Verzerrungen und Fehlentscheidungen, die zum gegenwärtigen weltpolitischen Schlamassel geführt hat, - und dies alles zu Leggewies vollster Zufriedenheit.