Orhan Pamuk

Die Nächte der Pest

Roman
Cover: Die Nächte der Pest
Carl Hanser Verlag, München 2022
ISBN 9783446270848
Gebunden, 696 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Gerhard Meier. Als im Jahre 1901 auf Minger die Pest ausbricht, beschuldigen sich Muslime und Christen gegenseitig. Ob nun die Pilger aus Mekka den Erreger eingeschleppt haben oder die Händler aus Alexandrien, auf der Insel herrschen chaotische Zustände. Als schließlich der Sultan Abdülhamit II. sowie England und Frankreich die Insel mit Kriegsschiffen blockieren lassen, um die weitere Ausbreitung der Pest zu verhindern, sind die Menschen auf Minger auf sich allein gestellt. Orhan Pamuks neues Buch ist einzigartiger Abgesang auf das von Nationalismus und Aberglaube gefährdete Osmanische Reich sowie ein großer historischer Roman in dem sich Phantasie und Wirklichkeit, Vergangenheit und Gegenwart, Ost und West raffiniert verbinden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.03.2022

Rezensent Roman Bucheli findet Orhan Pamuks neuen Roman gähnend lang und langweilig. Das liegt laut Bucheli auch daran, dass die Realität das Romangeschehen längst eingeholt hat, in dem der Autor den Einbruch der Pest und von allerlei Verschwörungstheorien auf einer Insel im osmanischen Reich um 1900 erzählt. Dass der Autor vor dem Hintergrund der Pest die "Bruchlinien des zerfallenden Vielvölkerstaats" sichtbar macht, gehört für Bucheli zu den spannenden Seiten des Textes. Im übrigen aber kennt er die pandemisch bedingten Konflikte im Buch bis zum Abwinken. Und Pamuk unternimmt nicht viel, um dem noch etwas hinzuzufügen, bedauert der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.03.2022

Rezensent Arno Widmann ist dankbar, dass ihn Orhan Pamuks Roman "Die Nächte der Pest" von dem aktuellen Zeitgeschehen ablenken kann. Der Autor lässt darin eine Erzählerin vom Ausbruch der Pest und dem Versuch ihrer Bekämpfung auf der fiktiven osmanischen Insel Minger, aber auch von der Liebesgeschichte der Prinzessin Pakize und dem Quarantänearzt Nuri Bey und dann sogar noch von einem Mord, der aufgeklärt werden muss, berichten, erklärt Widmann. Fiktion und Realität werden hierbei so geschickt miteinander vermischt, dass der Rezensent nicht nur immer wieder nachschlägt, ob diese oder jene genannte Figur wirklich historischen Ursprungs ist, sondern ihn letztendlich sogar wünschen lässt, dass die beschriebene Fiktion Realität sei. Letztendlich bringt das Buch Widmann zum Lachen und Weinen und er wünschte, die Geschichte ginge immer weiter, resümiert er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.02.2022

Rezensent Hubert Spiegel stellt bestürzt fest, dass die Unterschiede zwischen Orhan Pamuks fiktivem Inselreich von 1900, in dessen Paradies die Pest einbricht, und unserer (pandemischen) Gegenwart nicht allzu groß sind. Das gleiche Chaos im Widerstreit zwischen Religionen, Nationalismen, selbst ernannten Untergangspropheten, staatlichen Quarantänemaßnahmen und Widerstand dagegen. Wie Pamuk dergleichen inszeniert, detailversessen und mühelos, ergibt laut Spiegel einen historischen, dabei erstaunlich zeitlosen Roman, einen Krimi und eine Parabel auf die moderne Türkei.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 15.02.2022

Rezensent Dirk Fuhrig bekommt mit Orhan Pamuks zu Zeiten der dritten Pestpandemie auf einer fiktiven Insel zwischen Kreta und Rhodos spielendem Roman eine verblüffend aktuelle Darstellung einer Pandemie und ihrer Leugnung, von Quarantänemaßnahmen und ihrer Kritik. Die unter Prinzessinnen und Seuchenforschern spielende Geschichte, in der muslimische Traditionen und westlicher Fortschritt kollidieren, ist für Fuhrig auch eine historische Betrachtung des Zerfalls des Osmanischen Reichs und eine Utopie der Nationenbildung über ethnische Grenzen hinweg.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.02.2022

Rezensentin Christiane Schlötzer liest Orhan Pamuks Pest-Roman und ist überrascht von seiner Aktualität. Das Leugnen, Freiheitsringen und Verschwörungsdenken von heute schildert Pamuk laut Schlötzer "verspielt" und "hochpolitisch" zugleich vor dem Hintergrund eines halb historischen, halb fiktiven Settings auf einem von Spitzeln, Prinzessinnen und Scheichs bevölkerten Eiland im osmanischen Reich während der Pest. Die Geschichte hat laut Schlötzer zwar ihre Längen, ihr parodistischer Gestus aber und Pamuks Erzählkunst machen sie  unterhaltsam, versichert die Rezensentin.
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