Michael Frey

Vor Achtundsechzig

Der Kalte Krieg und die Neue Linke in der Bundesrepublik und den USA
Cover: Vor Achtundsechzig
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835335189
Gebunden, 471 Seiten, 42,00 EUR

Klappentext

Die Entstehung der Neuen Linken als transatlantische Verflechtungsgeschichte."Achtundsechzig" gilt gemeinhin als globale Revolte einer Generation, die sich weltweit erfolgreich gegen überkommene Wertvorstellungen zur Wehr setzte. Wer die Proteste der späten sechziger Jahre jedoch nicht als eruptives Generationenprojekt begreifen, sondern das Zusammenspiel unterschiedlicher nationaler Bewegungen verstehen will, muss weiter zurückblicken: auf die massiven Verwerfungen innerhalb der kommunistischen und sozialistischen Bewegungen der unmittelbaren Nachkriegszeit, auf die Neuorientierungsversuche ideologisch entwurzelter Intellektueller und auf die sich bereits seit 1956 konstituierende Neue Linke. Michael Frey analysiert am Beispiel der Neuen Linken in der Bundesrepublik und der New Left in den USA die Entstehung eines transnationalen Protestzusammenhangs vor 1968. Sein globalgeschichtlicher Ansatz vermag zu zeigen, dass nationale Diskurse - hier die Kritik an der NS-Vergangenheit, dort die Bekämpfung der Rassensegregation - in eine Gesamtkritik des Kalten Krieges verwoben wurden, über die sich eine weltumspannende Bewegung definierte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.07.2020

Eine sehr begeisterte Besprechung erfährt dieses Buch von der Politikwissenschaftlerin Isabell Trommer. Sie zeigt sich beeindruckt von der Leistung, deutlich die sozialen und politischen Konstellationen v.a. in den USA und der BRD vor den "Eruptionsparadigmas" der 1968er Bewegungen auszuleuchten. Besonders Freys Darstellung zu Entstehung und Entwicklung linker Zeitschriften in den USA hat sie überzeugt, sie nennt dies "die gelungensten und spannendsten Passagen". Überhaupt scheint besonders erhellend zu sein, die üblichen Periodisierungen beiseite zu lassen und sich auf differenziertere Weise mit den Anfängen einer antitotalitären und antirassistischen Linken und ihren Dilemmata zu befassen. Es sei viel aus dieser "geglückten Studie" zu lernen, schließt eine vollauf zufriedene Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.07.2020

1968 kam nicht aus dem Nichts, ja es hat sogar "Achtundfünfziger" gegeben. Und das Verdienst dieser "profunden Studie" ist es vor allem, die Kontinuität der Neuen Linken zu zeigen, die in der Bundesrepublik mit den Protesten gegen die Wiederbewaffnung entstand, konstatiert der Zeithistoriker Alexander Gallus in seiner sehr positiven und angeregten Kritik des Bandes. Die schüchtern entstehende "Neue Linke" musste sich ihren Weg aus der Polarisierung des Kalten Krieges erst suchen - Gallus leugnet aber nicht, dass sie selbst auch immer wieder ins Muster zurückfiel, schon weil das Zentralorgan der frühen neuen Linken, konkret, DDR-finanziert war. Mit Ulrike Meinhof nennt Gallus übrigens eine Protagonistin, die die Kontinuität (und die Tragik) dieser Linken von 58 bis 68 verkörpert, ohne dass er näher darauf eingeht. Es ist Gallus wichtig, mit Frey zu konstatieren, dass sich die Neue Linke nicht auf den Einfluss der Stasi reduzieren lässt - viel zu eigenständig war sie, und vor allem international viel zu vernetzt. Auch fand sie mit dem Antikolonialismus ihre eigenen Themen, so Gallus, der diesen Band als ein wichtiges Stück Politikgeschichte würdigt.
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