John Lanchester

Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt

Die bizarre Geschichte der Finanzen
Cover: Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013
ISBN 9783608947472
Gebunden, 302 Seiten, 19,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Dorothee Merkel. Eindrucksvoll vermittelt John Lanchester den berühmten 99 Prozent die Hintergründe der Finanzkrise. Es sind jene, die alles zahlen dürfen, aber noch nie verstanden haben, wofür sie bezahlen und warum. Der Sündenfall begann, als Finanzjongleure die Tatsache verschleierten, dass jedes finanzielle Abenteuer irgendwann von irgendjemandem bezahlt werden muss. Dabei macht er aus seiner sehr britischen Euroskepsis keinen Hehl und umreißt Vorschläge, wie eine politische Einigung Europas gelingen und Europa stärken könnte, um die Finanzkrise gemeinsam zu überwinden. "Gestern", so heißt ein sarkastischer Witz, "standen wir vor dem Abgrund. Heute sind wir einen Schritt weiter." Dazu will es John Lanchester nicht kommen lassen - er plädiert dafür, einen Schritt zurückzutreten und entschlossen zu handeln, um nicht alles, was seit dem Fall der Mauer erreicht wurde, verloren gehen zu lassen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.05.2013

John Lanchester erklärt in diesem Buch noch einmal den Hergang der Finanzkrise, erklärt Rezensent Lutz Lichtenberger, dem ziemlich gut gefällt, wie der Autor die ganzen "buchstabensuppigen Finanzprodukte" und komplizierten Verstrickungen der Institutionen zu einem tatsächlich unterhaltsamen Buch verschnürt. Lanchester zeichnet sich durch die Qualitäten eines Romanciers aus, meint Lichtenberger: er verfolgt unterschiedliche Handlungsstränge, entwickelt seine "Charaktere" und spart nicht an Pointen, lobt der Rezensent. Im Mittelpunkt stehe das System der "Versicherungen auf Schuldverschreibungen", das eigentlich die Beseitigung des Risikos zum Zeilt gehabt habe. Nur leider, so Lichtenberger, ging diese eigentlich positive Absicht nach hinten los, die "Anschnallgurte" verführten zum Fahren im Vollrausch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.04.2013

Rezensentin Franziska Augstein kann John Lanchesters nun unter dem Titel "Warum jeder jedem etwas schuldet und keiner jemals etwas zurückzahlt" erschienenes Buch insbesondere all jenen empfehlen, die die Hintergründe der Finanzkrise besser verstehen wollen. Dem in London lebenden Journalisten und Schriftsteller gelinge es nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam, die komplexen Zusammenhänge auf interessante Weise darzustellen, lobt die Kritikerin: Die Mechanismen der Kreditausfall-Swaps (CDS), die erst zur Hypotheken- und dann zur Bankenkrise führten, erläutere er etwa anhand eines Vergleiches mit fiktiven Familien aus der Nachbarschaft. Privathaushalte könnten allerdings im Unterschied zu den Banken keine Zweckgesellschaften gründen, in denen all jenes, was die Bilanzen "hässlich" erscheinen lasse, ausgelagert werde, liest Augstein hier. Auch mit der Übersetzung von Dorothee Merkel, die Lanchesters Fachtermini verständlich ins Deutsche übertragen habe, ist die Rezensentin äußerst zufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.03.2013

Von seinem Vater, dem Hongkonger Bankier, hatte John Lanchester die goldene Regel eingebläut bekommen: Vergiss nie, dass du der Bank dein Geld leihst, wenn du es auf dein Konto bringst. So erzählt es zumindest Hannes Hintermeier in seiner Rezension von Lanchester kurzen Geschichte der Finanzen und kann dem britischen Autor auch im übrigen attestieren, die Knackpunkte der Finanzwirtschaft ganz gut verstanden zu haben und treffend auf den Punkt zu bringen. Beinahe atemlos verfolgt Hintermeier Lachester Parforceritt durch den kapitalistischen Wahnsinn, der die Investmentbanken, die Versicherungen und Immobilienfirmen in den vergangenen zwanzig Jahren geritten hat. Aber auch über das totale Versagen von Banken, Bankenaufsicht und Zentralbanken lernt Hintermeier einiges, der es offenbar auch ganz richtig findet, dass Lanchester die Geschichte der Finanzkrise als eine von Menschen erzählt und nicht des Systems. Nur eine Frage bleibt offen, es ist die Frage der Queen, die Hintermeier auch an die völlig blamierte Wirtschaftswissenschaft gerichtet sieht: "Why did nobody see it coming?"
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