Dieter Borchmeyer

Thomas Mann

Werk und Zeit
Cover: Thomas Mann
Insel Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783458643418
Gebunden, 1547 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Mit dieser Monografie legt Dieter Borchmeyer eine umfassende Darstellung des dichterischen und essayistischen Werks Thomas Manns vor. Borchmeyer schildert nicht nur die Lebensstationen Manns von Lübeck über München und Pacific Palisades bis nach Zürich, sondern beschreibt das Werk in seiner Totalität, setzt es in Beziehung zu seiner sozialgeschichtlichen, ästhetischen und weltliterarischen Tradition, und erläutert seine Verortung in der geistigen Situation der Zeit. So spielen die politischen Wandlungen Thomas Manns im Spiegel seiner Erzählungen und Essays vom Kaiserreich über Weimarer Republik und Drittes Reich bis zur Kriegs- und Nachkriegszeit in Europa und Amerika in diesem Buch eine bedeutende Rolle, ja Thomas Mann zeigt sich als politischer Autor par excellence, auch schon zu der Zeit, als er selbst noch wähnte, ein "Unpolitischer" zu sein. Der Autor des "Zauberberg", der "Joseph"-Tetralogie und des "Doktor Faustus" offenbart sich hier überraschend als Zeitgenosse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.03.2023

Rezensent Edo Reents kann nicht umhin, den Autor in der ersten Hälfte seiner sehr umfangreichen Kritik erstmal liebevoll zu verspotten. Borchmeyer hatte vor einigen Wochen auf zwei ganzen Seiten in der NZZ die Vorzüge seines Gundlagenwerks über Mann gepriesen à la "Bevor es jemand anderes tut, lobe ich mich lieber selbst". Aber Eigenlob stinkt nun mal, notiert Reents. Eines muss er dennoch festhalten: "Borchmeyers Selbstlob trifft nicht den Falschen." Daraufhin wendet er sich nochmals sehr ausführlich den Reizen und Verdiensten von Borchmeyers Werk zu. Es ist die beste Gesamtdarstellung über Thomas Mann überhaupt, dekretiert er - nun ja, es gibt ja auch gar nicht so viele, schränkt er ein. Denn wer außer Borchmeyer könnte sich anmaßen, ein Spezialist für den ganzen Thomas Mann zu sein? Im weiteren würdigt Reents vor allem Borchmeyers Reflexionen zu Manns Essays und ganz besonders zu Manns "Versuch über Schiller". Am Ende steht eine eindringliche Lesempfehlung.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 29.03.2023

Beeindruckt und mit "großer Leselust" folgt Rezensent Michael Hesse dem Literaturwissenschaftler Dieter Borchmeyer, der in seiner Werkbiografie auf über 1500 Seiten Thomas Manns Erzählwelt durchwandert. Von den "Buddenbrooks" über den "Zauberberg" bis zum "Doktor Faustus" spaziert Hesse mit,  wenn Borchmeyer dialektisch Leben und Werk Thomas Manns verschränkt. Dass er sich dabei wenig um die übrigen Mitglieder der Familie kümmert, versteht Hesse gut, deren schillernden Biografien seien andernorts ausgiebig behandelt. Mit seiner Konzentration auf Thomas Manns Werk und mit enormer Belesenheit bringe Borchmeyer Licht in jenen "tiefen Brunnen der Vergangenheit", aus dem Mann so reichlich schöpfte, lobt Hesse dieses "große Buch".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.01.2023

Rezensent Gustav Seibt erkennt das Verdienst von Dieter Borchmeyers Riesenbuch über TM darin, dass der Autor das Biografische eher links liegen lässt und den Autor anhand seiner Werke ideengeschichtlich als "leidenschaftlichen Zeitgenossen" präsentiert. Wenn Borchmeyer den "Tod in Venedig" analysiert, und zwar einnehmend abschweifend, folgt Seibt gerne, auch wenn die endlosen Zitate, die der Autor anführt, mitunter ermüdend wirken, wie Seibt anmerkt. Wer philologische Gründlichkeit oder ein Eintauchen ins Familienleben der Manns sucht, wird woanders besser fündig, erklärt Seibt. Im Verbund mit der Lektüre der Romane ist Borchmeyer immer wieder überraschend gut, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 07.01.2023

Rezensent Richard Kämmerlings liest Dieter Borchmeyers "monumentale" Monografie über den Großschriftsteller Thomas Mann mit Gewinn. Wie der Autor etwa Manns frühe Novelle "Der kleine Herr Friedemann" zum Dreh- und Angelpunkt von Manns Prosakunst macht, scheint Kämmerlings höchst lesenswert. Insgesamt überzeugen ihn die Gelehrsamkeit und Plastizität der chronologischen, ausdrücklich nicht biografistischen Gesamtwerksdarstellung und ihre zeithistorischen wie denkerischen und künstlerischen Kontextualisierungen. 

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 27.12.2022

Rezensent Wolfgang Schneider, der selbst über Thomas Mann promovierte, schaut genau hin, wenn mit Hanjo Kesting und Dieter Borchmeyer gleich zwei Thomas-Mann-Kenner die Essenz ihrer jahrzehntelangen Beschäftigung in Großwerken vorlegen. Der Kritiker rät, die Werke parallel zu lesen, ergänzen sie sich doch bestens. Dass es sich bei Borchmeyers Arbeit um die "erste große Werkmonografie" handelt, wie der Untertitel nahelegt, hält Schneider zwar für Unsinn, allzu viel Neues entnimmt er dem 1.500-Seiten-Band darüber hinaus auch nicht. Und dennoch empfiehlt er die Lektüre, schon weil der gelehrte Autor den Blick weg vom Biografismus wieder hin zu den Werken, ihren "mythisch-kulturgeschichtlich-philosophischen Schichten" und Bezügen lenkt. Beispiele dafür nennt der Kritiker allerhand: Manns "Tod in Venedig" etwa lese Borchmeyer etwa im Kontext von Exkursen zu Bacchanalen bei Goethe, Wagner oder Nietzsche, auch von der Deutung als "Coming-Out-Geschichte" befreie er die Novelle. Präzise und kenntnisreich betrachte Borchmeyer zudem Manns Bandbreite an politischen Positionen sowie die herausragende Bedeutung der Musik in Leben und Werk. Auch wenn der Kritiker nicht mit jeder Einschätzung Borchmeyers übereinstimmt, rät er all jenen zur Anschaffung dieses "Opus magnum", die noch kein Thomas-Mann-Handbuch besitzen und sich vor allem für dessen Ideenverarbeitung interessieren.