Jeremy Adler

Goethe

Die Erfindung der Moderne. Eine Biografie
Cover: Goethe
C.H. Beck Verlag, München 2022
ISBN 9783406776960
Gebunden, 655 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Bischoff. Johann Wolfgang von Goethe wurde oft als der letzte Renaissance-Mensch bezeichnet. Der Germanist Jeremy Adler zeigt in dieser neuen Biografie, dass Goethe mit gleichem Recht als Erfinder der Moderne gelten kann, der vieles vorwegnahm, was in den letzten beiden Jahrhunderten auf den unterschiedlichsten Gebieten gedichtet und gedacht wurde. Jeremy Adler macht deutlich, was Goethes "Götz von Berlichingen" mit Tschechow und Ibsen zu tun hat, der "Werther" mit Flaubert und Proust oder der "Faust" mit Musil, Joyce und Simone de Beauvoir. Von Darwin und Marx bis zu Weber und Einstein haben die Wissenschaften von Goethes Schaffen gezehrt. Gleichwohl war Goethe kein einsames Genie. Jeremy Adler zeigt ihn in seinen zeitgenössischen Kontexten, die halb Europa umspannten, und erzählt von Goethes Begegnungen mit den Großen seiner Zeit, von Beethoven bis Napoleon. Auf diese Weise gewinnt er frische Perspektiven auf Goethes wichtigste Werke, auf sein Leben, sein naturwissenschaftliches Denken und sein politisches Wirken. Und wir begreifen, warum Goethe zu lesen noch immer so aufregend sein kann. Mit prägnanten Porträts von Goethes wichtigsten Werken.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2023

Irgendwie schräg findet Rezensent Thomas Steinfeld diese Goethe-Biografie des britischen Literaturwissenschaftlers Jeremy Adler. Goethes Bedeutung wird von Adler nicht vorausgesetzt, aber auch nicht erklärt, sondern allenfalls beschworen, und zwar mit Verweis auf spätere Denker der Moderne ("Durkheim, Spencer, Simmel, Webb, Weber, Bourdieu"). Auch klingen dem Rezensenten Adlers pompöse Phrasen ziemlich hohl in den Ohren ("Goethe veränderte das Gesicht der Welt durch die Kraft seines Genies"). Bei einer schmalen Monografie für ein englisches Publikum ließe der Rezensent sich das gefallen, bei einer auf vierhundert Seiten aufgepumpten Biografie für ein deutsches Publkum findet er das deprimierend.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.12.2022

Jeremy Adler ist ein Goethe-Ultra, ergibt sich für Malte Osterloh aus seiner Biografie über den deutschen Dichter. Er porträtiere Goethe als eine Art Katalysator, der viele Einflüsse aufgenommen und an die Nachkommenden wirkmächtig weitergegeben habe. Wir erfahren vom Rezensenten, dass Adler so verschiedene Bereiche wie Physik, Philosophie und Soziologie bedacht hat, nur die Literatur droht manchmal etwas zu kurz zu kommen. Ganz so überzeugt von der Breitenwirkung Goethes wie der Autor ist Osterloh nicht immer, wenn es um den Liberalismus des Schriftstellers geht, findet er die Argumentation Adlers fraglich, ebenso die Bedeutung des "Weimaraners" für heutige Nachhaltigkeitsbestrebungen. Dennoch hat ihm die Lektüre Freude bereitet, positive "Goethe-Propaganda" nennt er das.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.11.2022

Rezensent Roman Bucheli empfiehlt Jeremy Adlers Goethe-Biografie. Allein schon wie Adler die Werther-Begeisterung Napoleons und die Begegnung zwischen Goethe und dem französischen Kaiser in Erfurt schildert, scheint Bucheli die Lektüre wert. Wie der britische Germanist seine Monografie um Napoleons Feldzug von 1806 herum ordnet, findet Bucheli ebenfalls bemerkenswert. Napoleons machtpolitischer und Goethes kulturpolitischer Beitrag zur Erfindung der Moderne werden so deutlich, meint er.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2022

Ein Brite, der eine Goethe-Biografie schreibt und den deutschen Klassiker als Urvater der Moderne einführt? Mutig, aber nein, der erste, der das tut, ist er nicht, bescheinigt Rezensent Andreas Kilb leicht spöttisch dem "hochfliegenden" Autor Jeremy Adler. Obwohl: Goethe als "Mitbegründer des europäischen Liberalismus", das ist unserem Rezensenten dann doch neu. Textstellen, mit denen sich dies belegen ließe, kann ihm Adler nicht präsentieren, und einfach aus der guten Bekanntschaft Goethes mit Humboldt und Constant darauf zu schließen, findet er etwas gewagt. Zu Hagiografisch ist ihm dieses Buch, zugleich gehen Leser, die etwas über Goethes Lebensweg wissen wollen, leer aus, weil das Buch keine chronologische Ordnung hat. Keine Leseempfehlung von Kilb.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2022

Der hier rezensierende Tübinger Professor für Komparatistik Eckart Goebel ist einfach hingerissen von dieser "glanzvollen, hinreißend gelehrten und federleicht lesbaren" Goethe-Biografie des britischen Germanisten Jeremy Adler, der Goethe gewissermaßen als Zeitgenossen erstehen lässt, als Humanisten, Liberalen und Ökologen, der sehr modern klingende politische Thesen vertrat, während er gleichzeitig die "psycho-sozialen Folgen" der Moderne kritisierte. Goebel ist auch froh, dass mit Adler endlich einen scharfen Blick auf den Antisemitismus jener - eigentlich aufklärerischen - Zeit wirft, von dem auch Goethe beeinflusst war, aber auch die Analyse einzelner Goethetexte, insbesondere des "Faust", durch Adler findet der Rezensent brillant. Eine eindrückliche Leseempfehlung.