Christoph Menke

Spiegelungen der Gleichheit

Cover: Spiegelungen der Gleichheit
Akademie Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783050035079
Broschiert, 160 Seiten, 25,05 EUR

Klappentext

Die Idee der Gleichheit kann für die Individuen Einschränkungen, gar Verzerrungen und Verletzungen bedeuten; was für alle gerecht ist, ist nicht für jeden gut. Das ist der Inhalt der Befragung der Gleichheit: Sie ist eine Kritik der Gleichheit am Maßstab der Individualität. Christoph Menke geht es in seinem Buch um dieses Unternehmen einer Befragung der Gleichheit. Dazu bezieht er sich auf wichtige Stationen ihrer Geschichte: die romantische Revolutionskritik (Burke, Schiller), Nietzsches Genealogie der Moral, Schmitts Theorie der Souveränität, Adornos negative Dialektik der Gleichheit. Zugleich betrachtet er die gegenwärtigen philosophischen Debatten um die Idee der Gleichheit: die Debatte um den Begriff der Gerechtigkeit (Derrida); um den Wohlfahrtsstaat (Luhmann, Taylor, Foucault); zwischen Liberalismus und Kommunitarismus (Rawls).

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.11.2001

Mit der Alternative, die der Autor "im Medium von Interpretationen politischer Theorie und Philosophie vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart" einer als utopisch empfundenen Kulturneutralität entgegenstellt, kann Hans Bernhard Schmid eigentlich ganz gut leben. Die dialektische Struktur des im Buch propagierten "kritischen Engagements gegen gesellschaftliches Leiden," derzufolge, wie Schmid erklärt, Solidarität immer auch "unfair" ist, insofern als sie Partei ergreift, nimmt er nicht zuletzt deshalb hin, weil der Autor ihr mit "sorgfältigen und klaren Interpretationen und Kritiken begegnet". Anders verhält es sich bei dem vom Autor in anderen Publikationen postulierten Zusammenhang zwischen liberaler Konfliktscheu bzw. Kulturvergessenheit und Fremdenfeindlichkeit. Zwei Dinge, die Schmid unbedingt unterschieden wissen will.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.02.2001

Heiß wird in Politik und Philosophie über Gleichheit und Ungleichheit debattiert. Allerdings unbefriedigend, findet die Rezensentin Regina Kreide - nämlich mit "Detailschutzbrille" oder "Anwendungskneifzange". Umso interessanter, dass nun zwei Bücher zum Thema erschienen sind, die der Gleichheit einen anderen Platz als in der öffentlichen oder fachlichen Diskussion zuweisen, erzählt Kreide in ihrer Doppelbesprechung. Beide Autoren bestreiten den uneingeschränkten Anspruch auf Gleichheit vor Individualität und persönlicher Freiheit. Beide halten Gleichheit für ein flexibles Gerüst. Die Ausführungen der Autoren sind allerdings von unterschiedlicher Qualität, meint Kreide. Und scheinen auch recht kompliziert zu sein. Jedenfalls zeigt das die schwer verständliche Rezension von Regina Kreide.
1) Christoph Menke: "Spiegelungen der Gleichheit"
Die gleiche Berücksichtigung - nicht Gleichmacherei oder Gleichverteilung - jedes Einzelnen ist das zentrale Anliegen des Autors, berichtet die Rezensentin. Das erfordere Verständnis für die Wünsche, Bedürfnisse und Pläne des Individuums. Aber auch, allen Individuen gerecht zu werden. Das ist schwierig und zieht eine neue Definition des Gleichheitsbegriffs nach sich. Nur welche? Problematisch, meint die Rezensentin. Sie findet Menkes "filigrane Verknüpfungen von Gleichbehandlung und der Öffnung für deren negative Begleiterscheinungen durchaus theoretisch bestechend", aber sie befürchtet, dass der Anspruch auf gleiche Beachtung der Rechte eines Jeden zugunsten individueller Befindlichkeiten auf der Strecke bleibt. Damit wären wir beim Ausgangspunkt, ohne eine Lösung erfahren zu haben. Jedenfalls lässt sich keine aus der Rezension von Kreide ableiten.
2) Herlinde Pauer-Studer: "Autonom leben"
Herlinde Pauer-Studers Ausführungen haben der Rezensentin wesentlich besser gefallen. Ein großes Verdienst der Autorin sei es, begriffliche Ordnung in die politische Philosophie zu bringen, so Kreide. Denn Pauer-Studer betrachte Gleichheit neben drei weiteren Aspekten: Freiheit, Autonomie und Achtung. Akribisch und trennscharf zeige die Verfasserin verschiedene Bedeutungen und Verschränkungen dieses philosophischen Quartetts, lobt die Rezensentin. Gleichheit habe für Pauer-Studer eine rein instrumentelle Funktion, nämlich als soziale und ökonomische Grundlage für die Freiheit des Individuums. Gleichheit sei hier Verteilungsgleichheit. Mehr nicht. Alles andere sollte in der Entscheidungsmacht eines jeden Individuums liegen - etwa auch die Gestaltung der Rollenverteilung bei Mann und Frau, berichtet Kreide. "Autonom leben" komme einer differenzierten Betrachtung des Gleichheitsbegriffes schon recht nahe - aber ein Ende der Debatte über Gleichheit und den Anspruch auf individuelle Lebensgestaltung ist auch hier nicht in Sicht, lautet das Fazit der Rezensentin.