Botho Strauß

Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern

Kritische Prosa
Cover: Die Expedition zu den Wächtern und Sprengmeistern
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2020
ISBN 9783498065546
Gebunden, 320 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Mit einem 12-seitigen, 4-farbigen Tafelteil. Wovon dieses Buch auch erzählt, was es auch einkreist, fixiert und beschreibt, immer geht es um eine Neubewertung des uns Vertrauten. In der Literatur wie in der Malerei, auf der Bühne, in der Politik: Als der Theater-Avantgardismus sich selbst erst so richtig zu feiern begann, sah Botho Strauß in ihm nur noch verstaubten Akademismus. Als der literarische Kanon der Bundesrepublik endlich festzustehen schien, forderte er gleich einen neuen, der Rudolf Borchardt, Konrad Weiss und Ernst Jünger einschlösse."Man kann tun, was man will", schreibt er, "irgendwann zerbricht jede Form, und die Zeit läuft aus …" Das ist der Moment, den diese Aufsätze wieder und wieder festhalten. Von hier schauen sie nach vorn, in die kommende Unbestimmtheit hinein, gleichzeitig aber immer auch zurück in die Geschichte. So ist auch "Anschwellender Bocksgesang" entstanden, der, wie es regelmäßig heißt, umstrittenste, folgenreichste und damit wichtigste Essay der letzten siebzig Jahre; das gleiche lässt sich von diesem essayistischen Werk aber auch im ganzen sagen. Für dieses Buch hat Botho Strauß es vollständig neu geordnet und überarbeitet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.09.2020

Rezensent Peter Laudenbach ist überzeugt, dass Botho Strauß mit seinen gesammelten Essays provozieren wollte. Weil dessen Pose des kulturpessimistischen Reaktionärs für ihn aber alles andere als neu ist, war der Kritiker weniger vom Inhalt als vom Stil der neueren Texte schockiert. Konnte Laudenbach vor allem unter Strauß' alten Theateranalysen noch einige feinsinnige Beobachtungen entdecken, erscheinen ihm die jüngeren Texte als larmoyant vorgetragenes Eigenlob, etwa wenn der Autor nicht davor zurückschreckt, sich mit Hölderlin zu vergleichen. Die bewusste Altertümelei führt dabei zu nichts anderem als schlechtem Deutsch, schließt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 18.09.2020

Der hier rezensierende Schriftsteller Thomas Hürlimann empfiehlt die Essays von Botho Strauß. Ob dessen Heidegger-Rezeption (milde), die Charakterisierung von Rudolf Borchardt (spannend) oder der Beitrag zu Jutta Lampe (schön), Hürlimann erkennt Strauß in diesen Texten einmal mehr als "begnadeten Komödienautor". Und wie der Autor Denken mittels seiner Sprachmächtigkeit nachempfindbar macht, lässt den Rezensenten staunend zurück. Das gilt auch für den "Bocksgesang", den Hürlimann mit dem Abstand der Jahre nun nicht mehr als Pamphlet versteht, sondern als Palimpsest, der dem "Mythos seine Stimme zurückgibt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.09.2020

Rezensent Lothar Müller stellt fest, dass der Band mit Texten von Botho Strauß, der älteste von 1986, der neueste von 2019, vor allem Erkundungen, viel bereits mehrmals gedruckt, ins eigene Werk enthält. Gelegenheit für Müller, die Theater-Texte wiederzulesen, "elegische" SchauspielerInnen-Porträts, Kommentare zur Bildenden Kunst oder auch den "Bocksgesang". Wenn Strauß hier einmal mehr sein "Siebengestirn der geistigen Rechten" aus Jünger, Benn, Schmitt, Borchardt, Heidegger, George, Hofmannsthal auffächert, fragt Müller nach dem Zweck des "Links-Rechts-Schemas" bei Strauß und erklärt, der Autor zahle einen hohen Preis, wenn Freud, Mann und Musil bei ihm nunmehr in der Anonymität verschwinden.
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