Essay

Ich denke hier an einen Walzer

Von Najem Wali
11.03.2015. Freiheitskämpfer wie Kreisky leben überall auf der Welt verstreut, zu verschiedensten Zeiten an verschiedensten Orten und gehören unterschiedlichsten Ethnien, Nationen, Hautfarben und Religionen an. Männer und Frauen, die der Geist der Freiheit eint. Sie kämpften gegen das Böse, gingen ins Gefängnis oder ins Exil, manche kamen dabei auch um, und sie sind nicht sehr zahlreich, doch sie gehen in das Gedächtnis der Menschheit ein. Dankesrede zur Verleihung des Kreisky-Preises
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde,

an einem sonnigen Wintertag, der mit seinem silbrigen Licht jedoch eher einem Herbsttag ähnelte, erreichte mich mitten in Manhattan/New York die Nachricht von der Entscheidung der Jury. Sie können sich kaum vorstellen, wie beeindruckt ich war. Die Nachricht machte mich regelrecht sprachlos vor Freude. Nicht nur, weil sie so überraschend kam, oder weil ich gerade auf einer ganz ungewöhnlichen Reise auf der anderen Seite des Atlantiks unterwegs war, sondern vielmehr aus zwei anderen Gründen: Erstens, weil sie nach einem Reisetag kam, der ganz im Zeichen des ausgezeichneten Romans gestanden hatte. Ich bereite nämlich gerade dessen Fortsetzung vor und war in New York, um der Stimmung des Buches nachzuspüren, und dazu musste ich unbedingt Fort Meade in Maryland, 200 km von New York, besuchen, diesen Militärstützpunkt und Sitz der ebenso gefürchteten wie undurchsichtigen NSA. Hier fand auch der Prozess gegen Bradley - jetzt Chelsea - Manning statt. Wer den Roman gelesen hat, weiß, dass der frühere Marines-Angehörige, der einst in Bagdad diente und später der Webseite Wikileaks Hunderte von Dokumente zuspielte, dank derer wir heute wissen, welche Verbrechen die Marines im Irak begangen haben, nicht nur ein Name ist, der den Untertitel des Romans ziert. Ohne ihn wäre der Roman ganz anders ausgegangen als er es tut.

Eine wahrhaft abenteuerliche Reise, bei der meine Weggefährtin im Wagen am Kontrollpunkt am Eingang zum Stützpunkt nicht wenig Mut bewies. Dafür gebührt ihr meine aufrichtige Anerkennung, ich ziehe den Hut vor ihr, auch wenn wir letzten Endes doch nicht in die Festungsstadt hineinkamen, weil dies nur deren etwa 100 000 Bewohnern gestattet ist, die fast alle für die NSA arbeiten. Selbst das Museum, das uns gegenüber den schon vom Anblick her furchteinflößenden Wachleuten als Vorwand für unseren Besuch diente, selbst das Museum also, das wie alle anderen Museen dieser Welt eigentlich öffentlich zugänglich sein sollte, darf man nur betreten, wenn einer der Bewohner der Festung sich für einen verbürgt. Stellen Sie sich das also einmal vor: Diese gescheiterte Reise fand am 12./13. Dezember 2014 statt. Und just am nächsten Tag erfuhr ich im Apartment 5f in der 25. Straße in Manhattan von der Entscheidung der Jury. Wie sollte es mir da nicht die Sprache verschlagen?

Noch verwunderlicher jedoch war es, dass ich mich nur zwei Stunden später mit Annie Kelemen verabredet hatte, einer alten Dame, die ebenfalls eine Geschichte hat, die sich mit meiner überschneidet. Am 13. Mai 1939 wurde sie mit 14 Jahren zusammen mit anderen jüdischen Kindern mit dem letzten Kindertransport von Wien Westbahnhof nach London gebracht und entging so dem sicheren Tod in einem der Vernichtungslager der Nazis, in dem ihre Eltern umgebracht wurden. An dem Tag sah sie ihre Eltern zum letzten Mal. Annie ist eine Bekannte der Mutter meiner Reisebegleiterin und hatte soeben ihren 90. Geburtstag gefeiert. Sie würde mir stolz erzählen, dass sie sich für die Menschenrechte einsetze und nur ein Ziel vor Augen habe: Die Befreiung einer Marines-Gefangenen, die völlig isoliert in Einzelhaft gehalten werde, ohne Computer, Radio, Zeitung und Fernsehen. Über ihre Briefe befinde der Zensor und sie dürfe nur zweimal wöchentlich ihre Zelle für zwei Stunden verlassen. Ihr Name sei Chelsea Manning oder so ähnlich. Dann breitete Annie vor uns auf dem Tisch des Restaurants "Il Posto", 2nd Avenue/Ecke 18th Street, Flugblätter aus, die "Freiheit für Manning" forderten - ohne zu wissen, dass der, der ihr da lächelnd zuhörte und sich dabei leise zumurmelte "noch mehr miteinander verwobene Geschichten", kein anderer war als der Autor eines Romans, der gerade zwei Stunden vor dem Treffen mit dem Kreisky-Preis ausgezeichnet wurde. Und dass es sich bei diesem Roman de facto um eine Hommage an diese Gefangene, früher Mann, jetzt Frau, handelt, für deren Freilassung sie sich einsetzt- was für ein Zufall!

Seit dem Augenblick, an dem an jenem sonnigen Dezembertag die Sonne Kreiskys aufging über den Fensterfronten und Hausdächern New Yorks, überlege ich, was mich eigentlich mit diesem Mann verbindet, dass ich diesen Preis genau zu diesem Zeitpunkt erhalte? Ja, mein Leben ist eine Reihe von Überschneidungen, wenn wir wie Musil einmal das Wort Zufall vermeiden. Doch welche Überschneidungen verbinden mich mit einer solchen Größe wie Kreisky?

Nachdem ich von dem Preis erfahren hatte, nach der Freude, der Hochstimmung, auch der ersten Aufregung, nachdem ich Annie zum Abschied noch einen Brief an Manning in die Hand gedrückt hatte, den ich im Restaurant geschrieben hatte und in dem ich ihr mitteilte, dass sie nicht alleine sei und dass ein Iraker einen Roman verfasst habe, der ihren Namen trage und dass eben dieser Roman soeben mit einem Preis ausgezeichnet worden sei, der wiederum den Namen eines Mannes trage, der sich unermüdlich für den Frieden einsetzte, nach all dem kam ich endlich langsam wieder zu mir. Ich begann langsam, Puzzlestücke von Informationen zusammenzusetzen, um mir ein Bild von Kreisky machen zu können. Natürlich war mir, wie jedem in meiner Generation, Kreisky an sich ein Begriff. Er war ja ein stetiger Vermittler im arabisch-israelischen Konflikt, ein Freund der Palästinenser, der erste überhaupt, der zu einer Zwei-Staaten-Lösung mit einem israelischen und einem palästinensischen Staat aufrief, die sich gegenseitig anerkennen und in Frieden miteinander leben würden. Natürlich war das eine reine Utopie, doch genau die Kraft dieser Utopie war es, die ihn zu einem verlorenen Symbol für den Frieden in unserer Region machte.

Doch nun wollte ich ein umfassenderes Bild von ihm entwerfen, auch von seiner Jugend. Mir war er ja erst als sechzigjähriger Kanzler aufgefallen. Was mir zuerst ins Auge stach, war seine Verhaftung 1936 aufgrund seiner politischen Aktivitäten gegen das Austrofaschistische Regime. Damals war er 25 Jahre alt und wanderte für ein Jahr hinter Gitter. Ich versuchte, mir ihn vorzustellen, im Gefängnis und auch in der Zeit davor, als politisch aktiven Oberschüler. Und anstatt gleich an mich selbst zu denken, der ich ebenfalls meine Laufbahn als Aktivist gegen ein nationalistisch-faschistisches Regime begonnen hatte, als ich in der Oberschule war, fiel mir zunächst ein anderer junger Mann ein, nämlich Hans Scholl, der bei seiner Verhaftung gerade einmal 23 Jahre alt war. Zwei mutige junge Männer, die der Diktatur Widerstand geleistet hatten. Kreisky hatte dabei das Glück, dass die Armeen Hitlers Österreichs Anschluss noch nicht vollzogen hatten, sonst wäre es ihm ergangen wie Scholl und seiner drei Jahre jüngeren Schwester Sophie: Hinrichtung durch das Fallbeil. War ich selbst nicht auch 23 Jahre alt gewesen, als man mich in die Folterzellen der Ba´th-Partei und damit eines Diktators geworfen hatte, dem bei seinem Sturz niemand auch nur eine Träne nachweinte?

Scholl wurde umgebracht. Die anderen beiden jungen Männer, Kreisky und Wali, dagegen überlebten und gingen ins Exil, um von dort aus weiter gegen die Diktatur zu kämpfen. Um ihren gefesselten Mitbürgern eine Stimme zu verleihen. Alle meine Romane, alle meine miteinander verwobenen Erzählungen, habe ich im Exil verfasst, Sprachen dort gelernt. Die Diktatur sah das Exil als Strafe an, doch wurde es für mich stattdessen zu einem fruchtbaren Feld für neue Schöpfungen, einem offenen Roman-Projekt. Und tat Kreisky nicht genau dasselbe? Das Exil bot ihm Raum für Aktivitäten und einen Entwurf der Vision für das Österreich der Zukunft. Achtzehn Jahre nach der Vertreibung der Nazis übernahm er das Außenministerium und ein Vierteljahrhundert nach dem Ende Hitlers verwirklichte er seinen Traum und wurde Kanzler Österreichs. Politik war ihm ein Projekt, eine offene Vision, er arbeitete an einem neuen Österreich. Kann man sich dieses Land heute überhaupt ohne die Leistungen dieses Exilanten vorstellen, der voller Hoffnungen zurückkehrte?

Doch halt - Kreisky war keineswegs nur ein Mann der Politik. In seinem großartigen, 1954 erschienenen Roman "Zeit zu Leben und Zeit zu Sterben" erzählt ein anderer Friedensaktivist, der Mann, der den Grundstein für die moderne, antimilitaristische Weltliteratur legte, der Osnabrücker "Sohn des Westfälischen Friedens" Erich Maria Remarque, die Geschichte von Ernst Graeber, einem 23 Jahre alten Soldaten, der im Frühling 1944 auf Heimaturlaub von der Ostfront nach Berlin kommt. Es ist das letzte Kriegsjahr, alles liegt in Schutt und Asche. Sein Elternhaus steht nicht mehr. Graeber zieht ziellos durch Berlin und trifft zufällig auf Elisabeth Kruse, ein jüdisches Mädchen, dessen Familie von der Gestapo ermordet wurde. Auch sie irrt durch die Trümmer Berlins. Die beiden verlieben sich, nachdem die Zerstörung sie zusammengebracht hat und beschließen zu heiraten. Wie bitte? werden jetzt einige fragen. Der Krieg tobt doch noch. Und da fällt dir, Graeber, nichts anders ein als zu heiraten? Ja, genau darum geht es im Kern. Stellung beziehen. Signale setzen. Bomben fallen auf Berlin. Hitler schart seine jugendlichen Standartenträger um sich, ein blutiges Terrorregime wütet voller Zerstörungswut - und Graeber will heiraten! Peter Weiß, ein weiterer Friedensaktivist und Zeitgenosse Remarques und Kreiskys, der Kreisky ganz sicher in ihrem gemeinsamen Exil in Schweden begegnete, würde das Verhalten Graebers mit Sicherheit als "Ästhetik des Widerstands" bezeichnen. Und zu Recht. Graeber, den wie den Soldaten Daniel Brooks aus Bagdad Marlboro ein schlechtes Gewissen plagt, sucht Antworten bei seinem früheren Professor Pohlmann.

Und wissen Sie was?

Seitdem ich die Nachricht von der Preisverleihung erhalten habe, denke ich, dass dieser imaginäre Professor aus Remarques Roman, mit all seinen weisen Urteilen, seiner unerschütterlichen Haltung, seiner Wahrheitsliebe, keine imaginäre Person mehr ist, wie ich noch glaubte, als ich den Roman in den Siebziger Jahren zum ersten Mal las. Nein, seit dem 14. Dezember 2014 steht er mir ganz deutlich vor Augen. Es ist kein anderer als der weise alte Kreisky mit seiner fortschrittlichen Politik, seinen klugen Gedanken, an den wir uns immer noch ratsuchend wenden, so fern er heute auch scheinen mag. Meine Wiener Weggefährtin erzählte mir, wie er für sie, die keinen Vater hatte, zu einem zweiten Vater wurde. War er im Fernsehen zu sehen, freute sie sich wie ein Kind und wie oft hielt sie vor dem Einschlafen stille Zwiesprache mit ihm!

Jetzt werden Sie sagen: Ach, da kommt nun dieser Wali mit noch so einer von seinen verwoben-verworrenen Geschichten daher, der saugt sich doch was aus den Fingern und zeichnet uns zwei ganz verschiedene Bilder von Kreisky: eines als junger Mann, als Seelenverwandter von Hans Scholl, und eines mit dem Bezug zu Pohlmann, Remarques Professor! Ich kann nur erwidern: Aber warum denn nicht? Freiheitskämpfer wie Kreisky leben überall auf der Welt verstreut, zu verschiedensten Zeiten an verschiedensten Orten und gehören unterschiedlichsten Ethnien, Nationen, Hautfarben und Religionen an. Männer und Frauen, die der Geist der Freiheit eint. Sie kämpften gegen das Böse, gingen ins Gefängnis oder ins Exil, manche kamen dabei auch um, und sie sind nicht sehr zahlreich, doch sie gehen in das Gedächtnis der Menschheit ein. Heute toben allerorten zermürbende Kriege. In Nahost, Afrika, vor den Toren Europas, allerorten werden die Kriegstrommeln gerührt. Alle rufen zum Waffengang auf, betreiben Kriegshetze, auch Schriftstellerkollegen. Die Stimmung erinnert an den Ersten Weltkrieg. Manche prangern das offen an, andere lehnen sich untätig zurück. Wie sehr brauchen wir in diesem Schlachtgetümmel Friedensaktivisten vom Schlage Kreiskys!

Noch eine Geschichte, die letzte. Sie trug sich also folgendermaßen zu: Vor einem Jahr stellte ich zufällig fest, dass die Werke Goethes gar nicht aus dem Deutschen ins Arabische übertragen wurden. Ausgerechnet der Verfasser des "West-östlichen Divan", dieser Sammlung von Reimgedichten, zu der er sich von den Werken des persischen Dichters Hafis inspirieren ließ, also Goethe, dessen Divan eine Mischung aus westlicher und nahöstlicher Kultur, deutsch-persischer Sprache und islamisch-christlicher Religion darstellt, ja, der sich sogar für die vorislamisch-arabische Dichtung, insbesondere die sogenannten al-Muallakat, interessierte - alle seine ins Arabische übersetzten Werke wurden aus dem Französischen übersetzt! Was für eine Ironie! Als ich in Wikipedia nach Kreiskys Biografie suchte, stellte ich fest, dass sie in 38 Sprachen verfügbar war, mit Ausnahme von einer Sprache: Arabisch. Ausgerechnet für diesen Freund der Araber, einen der ersten Politiker weltweit, der sich für eine gerechte Lösung des Nahostkonflikts einsetzte, gibt es keinen Eintrag auf Arabisch? Liegt das wohl daran, dass er jüdischer Herkunft ist? Oder daran, dass, wer zum Frieden aufruft, zu einer Zwei-Staaten-Lösung, Kriegstreibern und rassistischen Hetzern ein Dorn im Auge ist?

Bei meiner letzten Reise nach Baltimore, das laut den Statistiken der amerikanischen Bundespolizei aufgrund der Bandenkriege unter den Drogenkartellen die achthöchste Kriminalitätsrate unter den Städten in den USA aufweist - seltsam genug für eine Stadt, die nur wenige Kilometer von Fort Meade und der NSA entfernt liegt!- in Baltimore also, das mit seinen verlassenen Vierteln einer Geisterstadt gleicht, stößt man im Norden der Stadt, im Universitätsviertel, auf das "Red Emma"s", eine idyllische Oase des Friedens, eine Bistro mit angeschlossener Buchhandlung und Veranstaltungsraum, in dem allabendlich Lesungen stattfinden. Dank Google erschließt sich leicht die Biographie der "Roten Emma", dieser Anarchistin, die seinerzeit ganz Amerika mit ihrem Kampf in Aufruhr versetzte. Ein Satz von ihr ist mir ganz besonders im Gedächtnis geblieben, dessentwegen ich Ihnen auch diese verwobene Geschichte so ganz ohne Vorwarnung überhaupt aufgetischt habe. Das Zitat lautet: "Es gibt keine größeres Verbrechen als Ignoranz". Schauen Sie einmal mit mir: Jetzt versucht man auf Arabisch, das Andenken Kreiskys auszulöschen. Die Sprache einer der beiden Konfliktparteien ignoriert ihn. was für ein Verbrechen! Wie in den griechischen Tragödien ergibt sich laut Aristoteles die Philosophie des ironischen Dramas nicht aus den Schwächen in der Persönlichkeit des Protagonisten, sondern gerade aus seinen Stärken. Die Menschen geraten nicht wegen ihrer Fehler in ein Dilemma, sondern wegen ihrer Vorzüge. Die Ironie des Schicksals ist es doch gerade, die die Tiefe der Persönlichkeit in unseren Augen stärkt, genau anders, als was diejenigen annehmen, die sie für ihre Vorzüge abstrafen!

All das sind mit einander verwobene menschliche Schicksale. Kann man es mir da verübeln, wenn ich nicht geradlinig erzähle, sondern immer verwoben und verschlungen, so dass manchen vor Verwirrung ganz schwindelig wird? Erinnert Sie das nicht an einen Lieblingstanz aus Kindertagen, den Walzer? Eine Leserin schrieb mir vor einigen Tagen, ohne zu wissen, dass ich in der Hauptstadt des Walzers Wien eine Rede halten würde: "Am Ende sah ich Sie als Tänzer, der mich zum Tanz aufforderte und von dem ich mich davonführen ließ. Ich denke hier an einen Walzer, wie ich ihn in meiner Kindheit und Jugend liebte, kein geradliniger Tanz also, sondern voller Drehungen und schleifender Schritte. Er versetzt in taumelnde Ekstase und die Tänzerin muss den Tänzer dazu ganz sicher mögen. Er dagegen muss den Tanz vollständig beherrschen, so dass beide sich diesem hingeben können. Und da man ja während des Tanzes den ganzen Saal der Länge und Breite nach durchkreuzt, lernt die Tänzerin den Raum gut kennen, so als begebe sie sich in eine bildliche Mediation oder vermesse die Fläche. Genau so erging es mir beim Lesen Ihres Buches. Ich denke jetzt, da ich Ihnen diese Zeilen schreibe, daran, wie ich während der Lektüre nicht innehalten konnte, und kann behaupten, dass ich Sie und Ihr Land vom Gefühl her so kennengelernt habe wie Walzertänzer einen Saal. Sicher, Jahreszahlen, Namen und Ereignisse sind mir nur verworren in Erinnerung geblieben, doch das ist nicht weiter wichtig, denn schlussendlich kann man auf der anderen Ebene viel mehr begreifen als über den Kopf."

Der Walzertänzer verneigt sich nun vor Ihnen, es war dies seine letzte Drehung heute Abend hier mit Ihnen. Ich danke der Jury nochmals: es ist so wunderbar, dass Ihre Wahl auf mich gefallen ist. Dieser Preis ist für mich und meine Werke nicht nur Ehre und Anerkennung, sondern vor allem Anreiz und Auftrag, weiterzuschreiben, mich weiter für Völkerverständigung und Frieden einzusetzen.

Und auch eine Gelegenheit für mich, gut Walzer tanzen zu lernen, wenn Sie gestatten?

Aus dem Arabischen von Nicola Abbas