Zvi Yavetz

Erinnerungen an Czernowitz

Wo Menschen und Bücher lebten
Cover: Erinnerungen an Czernowitz
C.H. Beck Verlag, München 2007
ISBN 9783406557477
Gebunden, 255 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Die Geschichte der Stadt Czernowitz und ihrer Menschen ist die Geschichte einer einzigartigen Kulturmetropole, die zum Symbol für das lange Zeit friedliche Zusammenleben von Ukrainern, Rumänen, Polen, Ruthenen, Juden und Deutschen wurde, ehe der Zweite Weltkrieg und die Verbrechen der deutschen Besatzer die kulturelle Blüte der Stadt ein für allemal zerstörten. Zvi Yavetz, Professor emeritus für Alte Geschichte an der Universität Tel Aviv, schildert seine Kindheit und frühe Jugend in Czernowitz. Geboren 1925 als Sohn jüdischer Eltern, wuchs er in einer Zeit des Umbruchs auf, als die "alte Welt" der k.u.k. Monarchie, in der ein bewegtes literarisches Leben, das Miteinander von Sprachen und Völkern den Alltag in Czernowitz prägten, sich ihrem Ende zuneigte. Er beschreibt das Zusammenleben, aber auch die Unterschiede der geistigen Heimat der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Vor den Augen des Lesers entsteht so das Bild einer längst vergangenen Welt, einer Kulturmetropole.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2007

Sehr eingenommen zeigt sich Helmut Böttiger für Zvi Yavetz' Erinnerungen an seine Geburtsstadt Czernowitz. Besonders gefallen hat ihm der "deftige" Humor des Autors sowie der nüchterne, unsentimentale Ton, den er anschlägt, wenn er über seine Kindheit und Jugend in dieser untergegangenen Kulturmetropole berichtet, vom jüdischen Leben und von den komplizierten und oft konflikthaften Verhältnissen innerhalb der jüdischen Bevölkerung. Prägend für das Buch scheint ihm der Blick aus Israel, wohin sich Yavetz 1945 durchschlagen konnte und wo er einer der Gründungsväter der Universität in Tel Aviv wurde. Er unterstreicht, dass es bei Yavetz keinen Czernowitz-Mythos gibt, wohl aber eine "individuelle Sehnsucht nach der Kindheit".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.07.2007

Beeindruckt zeigt sich Heike Holdinghausen von Zvi Yavetz Erinnerungen an seine Jugend im multikulturellen Czernowitz der dreißiger und vierziger Jahre. Sie attestiert dem israelischen Altertumswissenschaftler, das bunte Leben in der Stadt, die in den dreißiger Jahren noch zur Hälfte von Juden und zudem von Deutschen, Rumänen, Polen, Ukrainern und Armeniern bevölkert war, detailreich, mit genauem Blick, "nüchtern", aber doch "liebevoll" zu schildern. Besonders über das rege intellektuelle Leben der Stadt hat Holdinghausen einiges erfahren. Etwa dass in dem Städtchen zwischen 1948 und 1940 370 Zeitungen publiziert wurden, darunter 200 deutsche, 68 ukrainische und 24 jiddische. Sie erwähnt auch, dass Yavetz nach 1942, als er wegen des zunehmenden Antisemitismus aus Czernowitz floh, nie wieder in der Stadt war. Gleichwohl ist ihm zur Freude der Rezensentin ein "präzises und farbiges" Bild der Stadt gelungen.