Wolfram Wette

Karl Jäger

Mörder der litauischen Juden
Cover: Karl Jäger
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783596190645
Broschiert, 284 Seiten, 9,99 EUR

Klappentext

Mit einem Vorwort von Ralph Giordano. Karl Jäger war ein Direkttäter vor Ort. Als SS-Standartenführer meldete er am 1. 12 1941 die Exekution von 137.346 litauischen Juden: Litauen sei jetzt judenfrei. Der Jäger-Bericht wurde zu einem Schlüsseldokument. Wer war dieser Polizeioffizier aus dem zweiten Glied? Wie wurde aus dem Musiker ein Massenmörder? Bis zu seiner Verhaftung 1959 lebte er unbehelligt. Er verübte Selbstmord im Zuchthaus Hohenasperg bei Ludwigsburg.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.01.2012

In das Gruppentäterprofil von Akademikern und Opernsängern passt dieser Massenmörder vorzüglich. Rainer Blasius wundert sich allenfalls über die vom Autor dokumentierte Deckel-zu-Fraktion seines Heimatdorfes Waldkirch. Dass doch auch mal Schluss sein müsse mit der Aufarbeitung, diesen Satz hat Wolfram Wette inzwischen wohl mehr als einmal gehört. Dass er sich nicht drum geschert hat, hält Blasius für richtig und wichtig. Entstanden ist so ein Buch über den "Waldkircher-Hitler", den Massenmörder Karl Jäger, der als SS-Standartenführer in Litauen Juden jagte. Außer von der Bedeutung der Kollaboration bei der dortigen Judenvernichtung erfährt Blasius über das bürgerliche Täterprofil all der eifrigen Jägers und über die bis heute funktionierenden Verdrängungsmechanismen ganzer Dorfgemeinschaften.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 01.09.2011

Wolfram Wettes Studie über den NS-Massenmörder Karl Jäger lobt Christian Staas als einen "späten Triumph über das Schweigekartell der Nachkriegszeit". Jäger organisierte 1941 die Massenerschießungen der litauischen Juden mit bürokratischer Präzision und kaltem Karrierewillen. Staas sieht in der Aufarbeitung von Jägers Erschießungsberichten ein "Schlüsseldokument des Holocaust", das die Vorgeschichte des organisierten Massenmordes beleuchtet. Karl Jäger war einer der Schreibtischtäter, den Wette in seiner Studie nicht nur in seiner Rolle als ordnungsbeflissenen NS-Mörder beschreibt, sondern auch dessen persönliche Geschichte erzählt. Die ist Wolfram Wette sehr nah, denn wie Jäger stammt er aus dem kleinen Ort Waldkirch bei Freiburg. Wolfram Wettes Aufarbeitung dessen, was um ihn herum lange totgeschwiegen wurde, hat Christian Staas besonders beeindruckt. So erscheint Karl Jäger nicht als ein Täter unter vielen, sondern auch als Täter von nebenan.