Michail Gorbatschow

Alles zu seiner Zeit

Mein Leben
Cover: Alles zu seiner Zeit
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2013
ISBN 9783455502763
Gebunden, 546 Seiten, 24,99 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Birgit Veit. Der Friedensnobelpreisträger, der das Ende des Kalten Krieges einleitete, lässt sein Leben Revue passieren: Er erzählt von den wichtigsten Stationen seines politischen Werdegangs und den für ihn prägendsten persönlichen Erfahrungen - das beeindruckende Zeugnis eines der mächtigsten Männer des 20. Jahrhunderts. Fast fünfzig Jahre lang lebte Michail Gorbatschow an der Seite seiner Frau Raissa, die er während des Studiums in Moskau kennenlernte. Beide verband eine innige Liebe und ein intensiver geistiger Austausch. Der Krebstod seiner Frau 1999 in Deutschland traf den einst mächtigsten Mann der Sowjetunion tief. In diesem Buch geht er unter anderem der Frage nach, ob er ihn hätte verhindern können. Anlässlich ihres Todes ruft er sich die aus heutiger Sicht wichtigsten Stationen seines Lebens ins Gedächtnis zurück. Flankiert werden seine Erinnerungen von Tagebuchaufzeichnungen, die kurz nach dem Tod seiner Frau entstanden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.05.2013

Peter Sturm ist enttäuscht von diesen Lebenserinnerungen Michail Gorbatschows. Der Band wirkt auf ihn wie diktiert und ohne Sinn für Zusammenhänge und Dramaturgie zusammengeschrieben. Noch bedauerlicher erscheint dem Rezensenten, dass Gorbatschows welthistorische Rolle im Buch gar nicht vorkommt. Stattdessen nervt ihn der Autor mit seinem Rechtfertigungsdrang. Dass dereinst alles seinen sozialistischen Gang ging, wie Gorbatschow es, wenn auch ohne "idealistische Girlanden", darstellt, möchte Sturm bei aller Gorbi-Liebe nicht wahrhaben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.04.2013

Jörg R. Mettke ist mittlerweile etwas ermüdet, schon wieder erscheint eine Autobiografie von Michail Gorbatschow, die vierte inzwischen. "Alles zu seiner Zeit" heißt die neueste Rückschau, die allerdings etwas anders ausfällt als die bisherigen, verrät der Rezensent. Nein, Michail Sergejewitsch hält nach wie vor nichts von Selbstkritik und als Besserwisser gefällt er sich auch immer noch, das besondere an dieser Autobiografie sind aber der persönliche Ton und die gefühlsbetonten Bekenntnisse des Politikers, erklärt Mettke. Seiner Frau Raissa Maximowna hatte er schon in früheren Publikationen viel Platz eingeräumt und seine große Liebe zu ihr bekundet. In "Alles zu seiner Zeit" wird offenkundig, dass diese eigentümliche Weichheit Gorbatschow auch als Politiker auszeichnete, meint der Rezensent. Zwar bestreite Gorbatschow nach Leibeskräften das "in der russischen Männergesellschaft vernichtende Urteil, unentschieden oder " kein richtiger Kerl zu sein, sehr glaubhaft findet Mettke dies aber nicht.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.04.2013

Geradezu ergriffen berichtet Alexander Cammann über dieses Buch und geht noch einmal die Stationen des großen Abwicklers der Sowjetunion (wenn auch wider Willen) durch. Für Gorbatschow hat er auch eine schöne Formel Jacob Burckhardts parat: "Die Geschichte liebt es bisweilen, sich auf einmal in einem Menschen zu verdichten, welchem hierauf die Welt gehorcht." Und Cammann staunt noch einmal über diesen gelenkten Zusammenbruch: "Und das alles ohne Gewalt"! Dabei ist gar nicht so viel an dem Buch neu, erläutert der Rezensent: Gorbatschow hatte schon 1995 einen 1.200-seitigen Erinnerungsband vorgelegt. In dem neuen Band sei vieles hieraus verdichtet und kopiert. Hinzukommen allerdings Passagen über die geliebte Raissa, die 1999 an Krebs starb. Durch die Kürzung und die persönlichere Färbung, so Cammann, entwickelt dieses Buch, das eindringlich die bizarre Machtelite der moribunden Sowjetunion schildere, einen echten erzählerischen Sog. Dankbar und staunend bleibt Cammann zurück.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.03.2013

Rezensent Nils Minkmar singt eine Hymne auf Michail Gorbatschow und seine nun erschienene Autobiografie "Alles zu seiner Zeit". Der Kritiker erfährt in diesem "klugen und inspirierenden" Buch etwa, wie Gorbatschow und Schewardnadse im Dezember 1979 bei einem langen Strandspaziergang, auf dem sie nicht abgehört werden konnten, ihr weiteres politisches Handeln festlegten. Beeindruckt liest Minkmar in dieser so wunderbar untypischen Politiker-Biografie auch, wie Gorbatschow von seinen Verdiensten beim Fall der Mauer berichtet - ohne sich je als Held zu stilisieren. Insbesondere aber entdeckt der Rezensent hier eine berührende, leidenschaftlich erzählte Liebesgeschichte: Wie ein Dialog mit der verstorbenen Geliebten erscheint ihm dieses Buch, in dem der Politiker etwa beschreibt, wie er noch in dem Münsteraner Krankenhaus, in dem Raissa am 20. September verstarb, nach den Fehlern suchte, die es ihm unmöglich machten, die Geliebte zu retten. Nicht Reagan, Kohl oder gar Hasselhoff waren die Protagonisten des Mauerfalls, sondern "ein beleibter Kommunist in lächerlichen Anzügen" Dieses epische Werk sollte man auch Kindern vorlesen, damit sie von diesem großen Mann lernen können, schwärmt der verzauberte Kritiker.
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