György Dalos

Gorbatschow

Mensch und Macht. Eine Biografie
Cover: Gorbatschow
C.H. Beck Verlag, München 2010
ISBN 9783406613401
Gebunden, 271 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Der Bauernsohn Michail Gorbatschow war der Staatsmann, dessen Politik das Weltgeschehen der späten achtziger und frühen neunziger Jahre am nachhaltigsten geprägt hat. Seine Perestrojka, Glasnost und Neues Denken führten zur Entspannung zwischen den Supermächten, zum Abzug der Mittelstreckenraketen in Europa und - was nicht ganz seine Absicht war - zum Ende der Diktaturen im ehemaligen Ostblock. Ebenso hingen der Zerfall der Sowjetunion und die radikale Veränderung des dortigen politischen Systems mit seinem Wirken zusammen, das ursprünglich nur eine Reform der Ökonomie und der Institutionen vorgesehen hatte. In diesem Buch wird das Drama eines Mannes erzählt, der mit den Konsequenzen seines Tuns in Kollision gerät, und - während er im Ausland fast zur Ikone wird - in seinem Land immer mehr an Prestige und Macht verliert, was letzten Endes zu seinem Scheitern im Dezember 1991 führt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.07.2011

Der Mann ist ein Held. Das lässt sich offenbar mit Fug und Recht über Michail Gorbatschow sagen. Der Autor György Dalos jedenfalls tut eben das, und Jörg Barberowski beschränkt sich darauf, es uns mitzuteilen, was wir wiederum getreulich weiterreichen. Das ist schade, weil wir nichts erfahren über den Aufbau des Buches, seine Quellen, seine kritischen Momente, die es doch wohl geben wird. Dass die Antwort auf die Frage, wie sich das mächtige Sowjetreich unter Gorbatschow auflösen konnte, derart eindeutig ist, wie Dalos es demnach darlege - weil Gorbi nämlich schlicht der richtige Mann am richtigen Platz gewesen ist -, kann doch unmöglich sein.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2011

Ob junge Menschen noch erahnen können, wie bedeutend Michail Gorbatschow einst war, wenn er ihnen heute als "Fünf-Minuten-Grüßaugust" in deutschen Talkshows begegnet?, grübelt Rezensent Alexander Cammann. Der historischen Größe dieses Mannes wird auch György Dalos mit seiner schmalen Biografie des letzten sowjetischen Generalsekretärs nicht wirklich gerecht, meint Cammann, aber immerhin habe er zu Gorbatschows achtzigstem Geburtstag ein gescheites und obendrein unterhaltsames Buch vorgelegt. Mit viel Sinn für Komik und Groteskes erzähle Dalos vom Untergang der Sowjetunion, vom morschen System und den letzten alten Kremlführern, die Gorbatschow allesamt kaltstellte. Aber wir erfahren auch von seinem Anruf beim Dissidenten Andrej Sacharow 1986, für den extra am Tag zuvor eine Telefonleitung in dessen Verbannungsort gelegt werden musste, wie Cammann erzählt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.02.2011

Recht positiv hat Rezensent Jörg R. Mettke diese Biografie Michail Gorbatschows von György Dalos aufgenommen. Die große Gorbatschow-Biografie ist das Werk in seinen Augen nicht, will es aber auch gar nicht sein. Er hebt hervor, dass der Autor seinen Schwerpunkt auf die Zeit von 1986 bis 1991 legt, die Zeit, als Gorbatschow Generalsekretär der KPdSU war. Das Buch zeichnet sich für ihn aus durch eine kluge, frische Nacherzählung der ungeheuren historischen Umwälzungen dieser Epoche. Er bescheinigt dem Autor, die sich überstürzenden Ereignisse gekonnt zu bündeln und zu vergegenwärtigen. Besonders die Darstellung des politischen Wesens Gorbatschows hat Mettke überzeugt. Er bedauert allerdings, dass Dalos auf die Angabe von Quellen für seine Zitate verzichtet. Zudem stört ihn gelegentlich das "mitteleuropäische Dissidenten-Ostinato" des Autors, das die Beschreibung bisweilen mit "dezent antirussisch-zivilisatorischer Arroganz" überlagere. Nichtsdestoweniger schätzt er Dalos' Darstellung als überzeugend und auch unterhaltsam.
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