Jonathan Sperber

Karl Marx

Sein Leben und sein Jahrhundert
Cover: Karl Marx
C.H. Beck Verlag, München 2013
ISBN 9783406640964
Gebunden, 634 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Kein anderer Denker ist so gründlich in eine permanente Deutungshaftung für die Gegenwart genommen worden wie Karl Marx. Doch über der immensen und mit den aktuellen Krisen des Finanzkapitalismus wieder anschwellenden Wirkungsgeschichte sind die Ursprünge seiner Theorie weitgehend aus dem Blick geraten. Jonathan Sperber schildert den historischen Marx - er rekonstruiert die Entstehung der Marxschen Theorie im Kontext der damaligen Ideen und Kontroversen, zeichnet seine politischen Aktivitäten vom Redakteur der Rheinischen Zeitung bis zum Gründervater der sozialistischen Bewegungen nach und beschreibt auch sehr eindrucksvoll den Menschen Karl Marx. Die Biografe folgt den Spuren eines genialen Mannes, der ein Leben lang nach einer neuen und radikaleren Version der Französischen Revolution suchte und schließlich - neben Darwin - zum meistzitierten Denker des 19. Jahrhunderts werden sollte.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.08.2013

So geht's nicht mit Marx, schimpft Thomas Steinfeld angesichts dieser Biografie von Jonathan Sperber. Stimmungslehre, Tratsch, abgehalfterte Geschichtsphilosophie und sozialer Determinismus sind laut Rezensent die Zutaten, aus denen der Autor seinen Historisierungsversuch zusammenkocht. Rabiat nennt Steinfeld Sperbers Vorgehensweise nicht nur in Bezug auf Marxens Hegel-Rezeption. Bei Sperber, so lässt uns der Rezensent warnend wissen, bleibt von Marx nicht viel mehr übrig als persönliche Umstände, und jede inhaltliche Auseinandersetzung mit ökonomischer Theorie, mit Markt und Ware und Eigentum wird zur Episode heruntermarginalisiert. Dass der Autor abgesehen von solchem Edeltratsch immerhin die persönlichen und politischen Verbindungen von Karl Marx mit kaum je gesehener Genauigkeit verfolgt, scheint Steinfeld am Ende auch nicht mehr zu besänftigen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.05.2013

Einiges gefällt Gerd Koenen dann doch an der Marx-Biografie des amerikanischen Historikers Jonathan Sperber. Zum Beispiel die sich auf die Marx-Engels-Gesamt-Ausgabe stützende umfassende Informiertheit des Autors über seinen Gegenstand. Ferner die Lesbarkeit und die Systematik, mit der Sperber "alles Wichtige" abhandelt und in einen Kontext stellt. Kritisch hingegen sieht Koenen die Apodiktik der Urteile, insbesondere Marx' Rückwärtsgewandtheit betreffend, mit denen der Autor nicht gerade das Interesse des Lesers entfacht, wie Koenen meint. Wie sich Marx' Wirkung erklärt, darauf erhält der Rezensent eher wenige Hinweise in diesem Buch. Gegen die Legendenbildung anzuschreiben, findet Koenen an sich in Ordnung. An ihrer Stelle hätte er allerdings gerne ein realistischeres, schärferes Bild der Person Marx und ihrer Wirkung präsentiert bekommen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 08.05.2013

Für lange maßgeblich, groß, ohne Pathos, dafür akribisch und auch anschaulich. So steht für Helmut König diese Marx-Biografie des Amerikaners Jonathan Sperber in der langen Reihe der Darstellungen des Revolutionärs und zugleich in einer neueren Folge von historisierenden Beschäftigungen mit Marx und Engels im anglo-amerikanischem Raum. Um dem um sich greifenden Desinteresse an Marx entgegenzuwirken, empfiehlt König das Buch, das Marx in den Kontext seiner Zeit stellt und ihn als lebendige Person zeigt, wie der Rezensent erklärt. So erfährt König über die Bedeutung der Revolution von 1848/49 und der sozialen und ökonomischen Konflikte der Zeit für das Wirken von Marx, sieht den Theoretiker schließlich als Mann mit vielen Facetten, Ambivalenzen und Widersprüchen und begreift, wieso der Marxismus das Interesse so vieler unterschiedlicher Bewegungen wecken konnte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.04.2013

Unterhaltsam und flüssig lesbar, wenn auch ein bisschen locker aus bereits vorhandenen Texten zusammengestrickt, so lautet das Urteil Michael Hesses über die doch recht voluminöse Marx-Biografie des amerikanischen Historikers. Zugleich sieht Hesse sie aber auch als ersten gewichtigen Versuch einer Biografie seit vierzig Jahren. Angenehm fällt ihm auf, dass sie ideologiefrei ist, auch wenn Hesse nicht so weit gehen würde wie Sperber, der Marx' Thesen auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen will. Im größten Teil seiner ausführliche Kritik geht Sperber die Etappen der Biografie durch und erinnert unter anderem daran, dass Marx einst ein erfolgreicher Chefredakteur bei einem Kölner Blatt war. An Marx' Obsession, die Bewegungsgesetze der Geschichte aus denen des Kapitals erklären zu wollen, will Hesse nicht so recht glauben - aber die Aktualität will er Marx angesichts der jetzigen Krise nun wahrlich nicht absprechen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 14.03.2013

Kann man eigentlich noch Neues über Karl Marx schreiben?, hatte sich Rudolf Walther vor der Lektüre von Jonathan Sperbers neu erschienener Marx-Biografie gefragt. Dem amerikanischen Historiker ist es gelungen, seine Zweifel zu zerstreuen, mit einem erfrischenden Ansatz, erklärt der Rezensent: Sperber lässt sich nur dann auf die gewaltige Rezeptionsgeschichte ein, wenn es sich nicht vermeiden lässt, sein wesentlicher Fokus liegt auf der Einbettung von Marx in seinem historischen Kontext, der Person, nicht bloß der Theorie, betont Walther. Sperber schildert Marx' Hinwendung zur Philosophie Hegels und der Nationalökonomie im Zusammenhang seines politischen Handelns und seiner wechselnden persönlichen Umstände in Deutschland, Frankreich und England. Das Bild einer "Theorieproduktion im politischen Handgemenge" erlaubt einen angenehm ideologiefreien Blick auf Karl Marx, seine Theorie und sein Leben, preist der Rezensent Sperbers Projekt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.03.2013

Höchste Zeit für eine moderne Biografie von Karl Marx, der wie kaum ein zweiter die Ideologien des 20. Jahrhunderts befeuert hat, findet Alexander Cammann. Bahnbrechend Neues wird man nicht über den gut erforschten Lebensweg von Marx erfahren, gibt der Rezensent zu. Aber ins Auge springt ihm die betonte "Nüchternheit", mit der der amerikanische Historiker aus Missouri, Jonathan Sperber, Marx' Leben und Werk in all seinen Facetten beleuchtet und wie gradlinig er ihn aus der dem historischen Kontext seiner Zeit deutet. Diese Zurückhaltung verwischt jedoch vielleicht auch ein bisschen die Faszination, die von Marx als politischem Denker ausging und seine große Anziehungskraft, die er auf seine Zeitgenossen und die folgenden Generationen ausübte, gibt Cammann zu bedenken, der diese Biografie insgesamt aber sehr erhellend findet.