Zu
lesen ist der erste von drei Teilen eines umfangreichen Interviews mit dem Historiker
Jacques Julliard, der kürzlich eine
Geschichte der französischen Linken vorgelegt hat:
"Les gauches francaises: 1762-2012". Darin erörtert er das Verhältnis der Linken zur Utopie, ebenso die Balance bezogen auf den Konservativismus, die sich zwischen Rechter und Linken feststellen lässt. Julliard erklärt eingangs: "Was mich wirklich sehr erstaunt hat und es immer noch tut, ist, dass man dazu neigt zu vergessen, selbst wenn man es weiß, dass der
Sozialismus und die Arbeiterbewegung in Frankreich, mehr noch als anderswo, anfangs zwei völlig unterschiedliche Dinge waren. Der Sozialismus ist eine
bürgerliche Idee, beziehungsweise eine des Bürgertums, der aufgeklärten Milieus des 18. Jahrhunderts. Viele Kleriker vertraten sie, das ist ziemlich frappierend ... Ich habe den Eindruck, dass, nachdem die Arbeiterbewegung den Sozialismus entdeckte, oder genauer gesagt, der Sozialismus die Arbeiterbewegung, sich die Dinge verändert haben. Es ist die Arbeiterbewegung, die, wenn ich das so sagen darf, dem utopischen Sozialismus
ein wenig Vernunft verliehen hat."