Magazinrundschau - Archiv

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3 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 05.02.2013 - nonfiction.fr

Zu lesen ist der erste von drei Teilen eines umfangreichen Interviews mit dem Historiker Jacques Julliard, der kürzlich eine Geschichte der französischen Linken vorgelegt hat: "Les gauches francaises: 1762-2012". Darin erörtert er das Verhältnis der Linken zur Utopie, ebenso die Balance bezogen auf den Konservativismus, die sich zwischen Rechter und Linken feststellen lässt. Julliard erklärt eingangs: "„Was mich wirklich sehr erstaunt hat und es immer noch tut, ist, dass man dazu neigt zu vergessen, selbst wenn man es weiß, dass der Sozialismus und die Arbeiterbewegung in Frankreich, mehr noch als anderswo, anfangs zwei völlig unterschiedliche Dinge waren. Der Sozialismus ist eine bürgerliche’ Idee, beziehungsweise eine des Bürgertums, der aufgeklärten Milieus des 18. Jahrhunderts. Viele Kleriker vertraten sie, das ist ziemlich frappierend ... Ich habe den Eindruck, dass, nachdem die Arbeiterbewegung den Sozialismus entdeckte, oder genauer gesagt, der Sozialismus die Arbeiterbewegung, sich die Dinge verändert haben. Es ist die Arbeiterbewegung, die, wenn ich das so sagen darf, dem utopischen Sozialismus ein wenig Vernunft verliehen hat."

Magazinrundschau vom 20.12.2011 - nonfiction.fr

Hm, ob hiesige Globalisierungskritiker diese Überlegungen nachvollziehen könnten? In nonfiction.fr fragt ein Autor, dessen Name nicht zu finden ist: "Was wäre, wenn die Menschen dieser Welt sich frei bewegen dürften?" Zwei neuere Bücher haben ihn zu dieser Frage inspiriert. Es sei nicht mehr akzeptabel, "die Bewegungen von Menschen zu begrenzen, während Waren und Geld ohne jede Beschränkung zirkulieren dürfen. Wir müssen zu einem System zurückkehren, in dem der Mensch vor den Gütern und den Märkten steht. Der Konnex zwischen Migration und und Entwicklung zeigt, wie sehr Migration von den Regierungen als Instrument wirtschaftlicher und sozialer Entwicklung und als Hebel für eine globale Verbesserung des menschlichen Schicksals begriffen werden muss. Jenseits eines utopischen Denkens ist es an der Zeit, die Migration aus dem Prisma eines bloßen Sicherheitsdenkens zu rücken und die Augen für den realen Beitrag der Migranten für ihre Heimat- und für ihre Gastländer zu öffnen." Zumindest solange, bis die Gewerkschaften protestieren!

Magazinrundschau vom 23.08.2011 - nonfiction.fr

Marie-Cecile Nave liest für nonfiction.fr ausführlich und informationsreich das neueste Buch von Caroline Fourest (Blog)und Fiammetta Venner, zwei Rechtsextremismusexpertinnen, die allerdings auch einige instruktive Bücher über Islamismus und die Idee der Menschenrechte geschrieben haben. In einem großen Porträt schildern sie, wie Marine Le Pen das Werk ihres Vaters in der Front national fortführt und die Partei modernisieren will. Dabei geht sie vom klassisch rechtsextremen und antisemitischen Kurs der Partei ab in Richtung eines antimuslimischen Populismus. "Allerdings ist die Synthese zwischen den verschiedenen Strömungen der Partei nicht leicht zu haben. Wie soll man
- Muslime angreifen, ohne die Unterstützung der Antisemiten und Antizionisten zu verlieren?
- die angeblich rückwärtsgewandten Werte des Islams geißeln, ohne die homophobe und frauenfeindliche Basis der Partei zu gefährden?
- ein archaisches Bild der Frau propagieren, ohne dass es von Marine Le Pen selbst verkörpert wird?"