Magazinrundschau - Archiv

Il Sole 24 Ore

14 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 16.08.2011 - Il Sole 24 Ore

Gilberto Corbellini leidet mit den USA, nachdem ihnen ihr AAA-Status von der Ratingagentur Standard&Poor's aberkannt wurde. Was bleibt von der Supermacht, fragt er, und verortet die letzte Frontlinie in den Hörsälen. "Es ist schwer für Obama, nicht stolz zu sein ob der Anerkennung, die die Universitäten seines Landes genießen. Die ganze Welt schätzt sie als die besten, sie sind die Vorbilder, denn sie werden fast ausschließlich von einem objektiven und funktionierenden meritokratischen Prinzip geleitet. Wenn schon Amerika nicht die Demokratie exportiert hat, quasi ab Fabrik, wie es wirklich mal jemand glaubte, und wenn es zusehen musste, wie ein Land mit einer Planwirtschaft namens China sie ökonomisch überholte, dann hat es doch zumindest der Welt die Kriterien vermittelt, nach denen um wissenschaftliche und kulturelle Exzellenz gefochten wird."
Stichwörter: Planwirtschaft

Magazinrundschau vom 02.08.2011 - Il Sole 24 Ore

Über die Kernkompetenz des Schönredens macht sich Gilberto Corbellini lustig: "Die Lektüre von 'Die Kultur der Innovation in Italien. Report 2011' der von Wired und Cotec, einer Stiftung für Innovation und Technologie, durchgeführt wurde, ist eine surreale Erfahrung. Italien ist vielleicht das einzige Land der Welt, in dem ein Bericht geschrieben werden kann, produziert von Institutionen, die eigentlich Innovation vorantreiben sollten, der 'wissenschaftlich' fundiert die subjektive Abneigung der Italiener gegegen jegliches Risiko kartografiert. Eine Abneigung, die rein auf emotionalen Reaktionen und Ängsten basiert, die von furchterregenden Ereignissen ausgelöst wurden. Es ist ein Land, in dem man behaupten kann, dass hinter der Ablehnung der Atomkraft oder Gentechnik in Wirklichkeit eine Art der Risikobewertung steckt, die zwar auf Gefühlen beruht, die aber genau wegen der erkenntnisfördernden Rolle der Emotionen in der Lage ist, Gefahren von Innovationen zu identifizieren, die die Experten aufgrund ihrer eingebauten Beschränkungen nicht erkennen können. Somit praktizieren wir Italiener eine populistische Kultur (?) der Innovation, die, so schreiben die Autoren des Reports, viel fortgeschrittener ist als jene, die sich andere Länder gerade zusammenbasteln, wo die Risikobewertung die subjektiven Ängste ausschließt."
Stichwörter: Atomkraft, Gentechnik

Magazinrundschau vom 19.07.2011 - Il Sole 24 Ore

Kurt Erich Suckert, dessen Vater aus Sachsen stammte, nannte sich ab 1925 Curzio Malaparte und wurde einer von Italiens bedeutendsten Journalisten und Schriftstellern. Seine Biografen tun sich bis heute schwer, diesem Leben einen Stempel aufzudrücken, meint Emilio Gentile. Sie sollten es gar nicht versuchen. "Es ist ja auch nicht einfach bei einem Schriftsteller, der bis 1943 vom Kulturministerium unterstützt wurde, aber nach dem Zerfall des Faschismus sich als Verfolgter des Regimes gerierte und umstandslos bereit war, gegenüber Togliatti 1944 zu deklarieren, dass der Kommunismus 'das dominierende Motiv meines intellekuellen Lebens ist', ja 'das Motiv, das meinen intellektuellen Handlungen und meinem Gewissen zugrunde liegt'. Und die Metamorphosen des Malaparte hörten damit nicht auf: nach 1946 wird er antikommunistisch und geißelt die 'marxistischen Razzien', er denunziert den 'Faschismus der Antifaschisten' und unterstützt De Gasperi in den Wahlen von 1948. Im Jahr 1957 beschließt er schließlich seine irdische Existenz, nicht ohne Mao und den chinesischen Kommunismus zu preisen, den Parteiausweis der republikanischen wie der kommunistischen Partei zu akzeptieren, ebenso wie vielleicht noch im Augenblick des Todes zur katholischen Kirche zu konvertieren, jener Kirche, die ihn auf den Index gesetzt hatte. Angesichts dieser Unvereinbarkeiten ist die ehrlichste Antwort auf die Fragen nach dem Kern Malpartes vielleicht die Feststellung, dass er Idealist und Opportunist, Rebell und Chamäleon, Titelheld und Angeber zugleich war. Nie hörte er in seinem Leben damit auf, eine Aura der Ambivalenz um sich herum zu spinnen."

Magazinrundschau vom 28.06.2011 - Il Sole 24 Ore

Das italienische Fernsehen wird wegen seiner Einseitigkeit oft als Hindernis der demokratischen Meinungsbildung in Italien angesehen. Die Presse kommt in ihrer Vielfalt jedoch noch relativ gut weg. Wie 1876 einer der Leuchttürme der italienischen Zeitungslandschaft, der Corriere della Sera, entstanden ist, hat Stefano Folli in Massimo Navas Biografie über den Corriere-Gründer Eugenio Torelli Viollier gelesen. "Der Corriere von Torelli Viollier wird in einem Moment geboren, in dem die Rechte in eine Krise schlittert und den Weg freigibt für eine Linke, die die bürgerlichen Schichten des Nordens nachhaltig beunruhigt. Die neue Tageszeitung verortet sich zwischen diesen beiden Spannungspunkten, zwischen dem Sinn für Institutionen der Rechten und den sozialen Instanzen der Linken. Es ist eine Haltung, die der Corriere nicht mehr ablegen wird, außer in den finstersten Zeiten seiner Geschichte."