Kurt Erich Suckert, dessen Vater aus Sachsen stammte, nannte sich ab 1925
Curzio Malaparte und wurde einer von Italiens bedeutendsten Journalisten und
Schriftstellern. Seine Biografen tun sich bis heute schwer, diesem Leben einen Stempel aufzudrücken, meint Emilio Gentile. Sie sollten es gar nicht versuchen. "Es ist ja auch nicht einfach bei einem Schriftsteller, der bis 1943 vom Kulturministerium unterstützt wurde, aber nach dem Zerfall des Faschismus sich als
Verfolgter des Regimes gerierte und umstandslos bereit war, gegenüber
Togliatti 1944 zu deklarieren, dass der Kommunismus 'das dominierende Motiv meines intellekuellen Lebens ist', ja 'das Motiv, das meinen intellektuellen Handlungen und meinem Gewissen zugrunde liegt'. Und die Metamorphosen des Malaparte hörten damit nicht auf: nach 1946 wird er antikommunistisch und geißelt die 'marxistischen Razzien', er denunziert den '
Faschismus der Antifaschisten' und unterstützt
De Gasperi in den Wahlen von 1948. Im Jahr 1957 beschließt er schließlich seine irdische Existenz, nicht ohne Mao und den chinesischen Kommunismus zu preisen, den Parteiausweis der republikanischen wie der kommunistischen Partei zu akzeptieren, ebenso wie vielleicht noch im Augenblick des Todes zur
katholischen Kirche zu konvertieren, jener Kirche, die ihn auf den Index gesetzt hatte. Angesichts dieser Unvereinbarkeiten ist die ehrlichste Antwort auf die Fragen nach dem Kern Malpartes vielleicht die Feststellung, dass er Idealist und Opportunist, Rebell und Chamäleon,
Titelheld und Angeber zugleich war. Nie hörte er in seinem Leben damit auf, eine Aura der Ambivalenz um sich herum zu spinnen."