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Literaturnobelpreis für Bob Dylan

13.10.2016. Der Literaturnobelpreis für Bob Dylan ist auch ein Nobelpreis für den Pop. Und er ist längst überfällig.
Der Literaturnobelpreis für Bob Dylan ist auch ein Nobelpreis für den Pop - obwohl Wolfgang Kraushaar in seinem großen Gespräch über Pop und Protest, das wir gerade auszugsweise aus Mittelweg 36 übernehmen konnten - zu Recht betont, dass Pop und Folk aus unterschiedlichen Quellen fließen. Und auch Pop und Protest, so Kraushaar waren getrennte Ströme, die erst nach 1968 zusammenflossen.

In Amerika aber, das sagt Kraushaar auch, war das anders: Dort hatten die Proteste bereits 1962 angefangen - und vorher, denn sie hatten ihre Wurzel zum Teil in der  Bürgerrechtsbewegung. Und mit dieser frühen Protestbewegung war auch Bob Dylan verbunden.

Hier sein berühmter Auftritt beim Newport Festival 1964, kurz bevor er mit der Folkbewegung brach:



Martin Scorsese erzählt in seinem Film über Dylan - der am Ende zur endgültigen Installierung Dylans zu einem Nobelpreiskandidaten beigetragen haben mag - sehr schön, wie Dylan dem sterbenskranken Woody Guthrie Reverenz erwies, wie er in der New Yorker Bohème seinen Ruf aufbaute, wie er durch seine erste Platte bei der CBS doch auch von vornherein zum Popstar wurde - und wie er den Folk an den Pop verriet, indem er sich elektrifizierte.

Ein kleiner Auszug ist hier zu sehen:



Ohne diesen Verrat wäre Dylan in Wirklichkeit dieses Preises nicht würdig. Er schreib weiter, als der schlechterdings - auch politisch - nicht Festzunagelnde.

Heinrich Detering hat in seinem Buch über Dylan als Literaten gezeigt, was für ein ausgebuffter Lyriker Dylan ist - der letzte Lyriker, der noch wirklich singt.

Perlentaucher gratuliert!