Vahidin Preljevic (Hg.), Clemens Ruthner (Hg.)

Peter Handkes Jugoslawienkomplex

Eine kritische Bestandsaufnahme nach dem Nobelpreis
Cover: Peter Handkes Jugoslawienkomplex
Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2022
ISBN 9783826070754
Kartoniert, 340 Seiten, 44,80 EUR

Klappentext

Seit über 30 Jahren bildet Jugoslawien einen der wichtigsten Topoi im Werk Peter Handkes. Schon in der "Wiederholung" (1986) erscheint es als literarische Landschaft und seit dem "Abschied des Träumers vom Neunten Land" (1991) auch als eine ästhetische und politische Obsession, die sich als tiefe Spur durch die notorischen "Reiseberichte" und andere Texte des österreichischen Autors zieht. Handkes literarische Darstellungen der Jugoslawienkriege sowie seine häufigen Auslassungen in Interviews und öffentlichen Auftritten haben in regelmäßigen Abständen zu medialen Kontroversen geführt und sein Image als politischer Autor entscheidend geprägt - zuletzt anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2019. Die Beiträger*innen des Sammelbandes versuchen sich diesem Phänomen aus poetologischen, soziologischen, politik-, medien- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven zu nähern, wobei stärker als sonst auch politische und geschichtliche Hintergründe im ehemaligen Jugoslawien berücksichtigt werden. Das Buch versammelt ideologiekritische Analysen etwa zum nationalistischen Diskurs und zum Volksbegriff in Handkes Texten, imagologische Untersuchungen zur Konstruktion des Anderen, aber auch medienkritische Ansätze, die sich dem Bild des Schriftstellers in den 'Handke-Debatten' widmen. Neben wissenschaftlichen Aufsätzen wurden auch einige prominente literarische und philosophische Essays aufgenommen, die das Thema umkreisen. Die Beiträge stammen von Gerrit Althüser, Bettina Baláka, Alida Bremer, Theodore Fiedler, Helen Finch, Paul Gruber, Steffen Hendel, Barbi Markovic, Thomas McDonald, Mira Miladinovic Zalaznik, Wolfgang Müller-Funk, Katja Perat, Michael Portmann, Vahidin Preljevic, Clemens Ruthner, Saša Stanišic, Svjetlan Lacko Vidulic, Verena Walzl, Simge Yilmaz, Slavoj Žižek u.a.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 04.06.2022

Rezensentin Angela Gutzeit hält den von Vahidin Preljevic und Clemens Ruthner herausgegebenen Sammelband über die Kontroversen zu Handkes Jugoslawien-Texten für immerhin so wichtig, dass sie sich Angaben zu den Autoren und Autorinnen gewünscht hätte, ebenso die Übersetzung der enthaltenen englischen Texte. Ergiebig erscheint ihr vieles im Band, wenn auch manches im Kursorischen verbleibt, erklärt sie. Von den drei Teilen des Bandes widmet sich Gutzeit vor allem dem ersten mit Bestandsaufnahmen der Debatten. Dass der Abschnitt mit einem Polemiker wie Zizek startet, erscheint ihr unglücklich, die Texte von Svjetlan Lacko Vidulic oder Alida Bremer aber geben ihr wertvolle Hinweise auf Forschungslücken und Muster in Handkes Jugoslawien-Texten. Ein Beitrag von Michael Portmann scheint ihr erwähnenswert, da er Handkes "Volksbegriff" beleuchtet.