Hasan Hasanovic

Srebrenica überleben

Cover: Srebrenica überleben
Wallstein Verlag, Göttingen 2022
ISBN 9783835352605
Gebunden, 104 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Der ergreifende Bericht eines Überlebenden eines der schlimmsten Kriegsverbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.Die männliche bosnische Bevölkerung der Stadt Srebrenica wurde 1995 Opfer eines Massakers, bei dem etwa 8000 Menschen zwischen 13 und 78 Jahren ermordet wurden."Srebrenica überleben" ist der persönliche Bericht eines bosnischen Muslims, Hasan Hasanović, über die Zeit des Bosnienkrieges. Aufgewachsen in einem Dorf in der Nähe von Srebrenica schildert der Autor, wie durch den beginnenden Krieg Misstrauen, Hass und Gewalt in die örtliche Lebenswelt Einzug halten. Hasanović erzählt eindrücklich vom "Alltag" während der dreijährigen Belagerung Srebrenicas durch bosnisch-serbische Truppen unter Ratko Mladic: die Gefahr durch Bomben und Scharfschützen, die Angst, den Mangel, den Hunger, aber auch über die Solidarität untereinander, über Bildung und Kultur und über die später so bitter enttäuschten Hoffnungen auf die UN-Truppen. Mit vielen anderen Männern gerät Hasanović nach der Einnahme von Srebrenica in eine wilde Flucht, ständig unter Beschuss der serbischen Truppen. Erst nach mehreren Tagen erreicht Hasanović freies Gebiet.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.02.2023

Rezensentin Judith Leister hat durch das Buch von Hasan Hasanovic viel dazu gelernt. In ihrer Rezension befasst sie sich denn auch vor allem mit den bedrückenden Einzelheiten über das serbische Massaker an den bosnischen Muslimen im Jahr 1995. Dass der Autor selbst, der für das Srebrenica Genocide Memorial arbeitet, nur knapp mit dem Leben davongekommen sei, ist das erste, was die Rezensentin stark berührt und sie gleichzeitig daran denken lässt, was erst vor wenigen Monaten im ukrainischen Butscha geschehen ist. Hasanovics Zeugnis über seine Hoffnungen nach dem Tod des jugoslawischen Staatslenkers Tito, die Verstörung über die gesellschaftliche und religiöse Kluft, die sich nach dem Referendum für die Unabhängigkeit Bosnien-Herzegowinas auftat, den Beginn des Krieges und das Verhalten der Soldaten in der UN-Schutzzone, erschüttert Leister genauso, wie die heute noch andauernde Ignoranz der Serben und die Worthülsen der internationalen Gemeinschaft. Dass Hasanovic über die selbst erlebte Grausamkeit so zartfühlend wie besonnen berichtet, ist für die Rezensentin eine unermesslich große Leistung.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 16.08.2022

Rezensent Dirk Auer annonciert mit den Büchern von Hasan Hasanović und Mirsada Simchen-Kahrimanović zwei wichtige - und wie er ergänzt, voraussetzungslos zu lesende Zeitzeugenberichte zum Bosnien-Krieg. Während sich Simchen-Kahrimanović in ihrem Buch an das Grauen, die Tötungen und die Vergewaltigungen, die sie als 13jähriges Mädchen im Lager Trnopolje bei Prijedor erlebt, erinnert, erzählt Hasanović vom Massaker von Srebrenica, vom Alltag der Flüchtlinge, Hunger, Angst und sorgfältig frisierten und nach Parfüm duftenden Blauhelmsoldaten, die wenig Schutz ausstrahlten, resümiert der Rezensent. Beide Autoren berichten zudem von der Zeit nach dem Überleben, von Orientierungslosigkeit, Angst und Panikattacken, fügt Auer hinzu und hofft, dass beide Bücher der Leugnung der serbischen Kriegsverbrechen entgegenwirken.