Lee Ann Fujii

Showtime

Formen und Folgen demonstrativer Gewalt
Cover: Showtime
Hamburger Edition, Hamburg 2022
ISBN 9783868543629
Gebunden, 336 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Stephan Gebauer. Warum stellen einige politische Gewalttäter ihre Taten öffentlich und spektakulär zur Schau? Lee Ann Fujii geht dieser Frage anhand von drei extremen Gewaltereignissen nach: der Ermordung einer Tutsi-Familie während des Völkermords in Ruanda, der Hinrichtung muslimischer Männer in einem serbisch kontrollierten Dorf in Bosnien während der Balkankriege und des Lynchmords an einem schwarzen Landarbeiter an der Ostküste von Maryland im Jahr 1933. Fujii zeigt mit diesen Beispielen, dass es bei demonstrativer Gewalt immer auch darum geht, Einfluss auf die Umstehenden, auf Nachbarschaften oder gar ganze Bevölkerungen zu gewinnen.Das Zuschauen und die Teilnahme an diesen Gewaltspektakeln verändern die Beteiligten mitunter tiefgreifend und stärken politische Identitäten, soziale Hierarchien und Machtstrukturen. Solche öffentlichen Gewalttaten zwingen die Mitglieder der Gemeinschaft auch dazu, sich für eine Seite zu entscheiden: offen die Ziele der Gewalt zu unterstützen oder zu riskieren, selbst Opfer zu werden.In ihrem letzten Buch zeichnet Lee Ann Fujii nach, wie Gewalt zur Schau gestellt wird, analysiert Konsequenzen und zeigt, wie die Täter die Fragilität sozialer Bindungen für ihre eigenen Zwecke nutzen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2023

Für den Rezensenten Gerald Wagner geht die Politikwissenschaftlerin Lee Ann Fujii mit ihrer Gewaltforschung ein Wagnis ein. Indem die Autorin Gewalt eben nicht mit Mitteln der Organisationsforschung analysiert, sondern als "verweltlichtes" Phänomen, bei dem die Gesellschaft und der öffentliche Raum zu Akteuren werden, begibt sie sich laut Wagner auf ebenso schockierendes wie einleuchtendes Gebiet. Der Leser muss nicht nur die Schilderungen exzessiver Gewalt in Bosnien-Herzegowina, Ruanda oder Maryland ertragen, warnt Wagner, sondern auch die Einsicht, dass Gewalt in diesen Fällen als kollektives "Happening" zelebriert wurde.
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