Ulf Poschardt

Mündig

Cover: Mündig
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2020
ISBN 9783608982442
Gebunden, 271 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Ohne Mündigkeit kann es keine Demokratie, keine offene Gesellschaft geben. Doch Autoritarismus, Moralismus und Technologisierung bedrohen das freie und selbstbestimmte Individuum. Neu ist, dass sich immer mehr Menschen auf diese Entmündigung freuen. Ulf Poschardt zeigt, wie wir uns die Mündigkeit als Abenteuer des Lebens bewahren können.Stehen wir vor der Rückkehr des Menschen in seine selbstverschuldete Unmündigkeit? Die Welt ist noch unübersichtlicher geworden, ihre Probleme scheinen für den Einzelnen nicht mehr durchschaubar zu sein. Die Folge davon sind die zu einfachen und falschen Antworten der Populisten, undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken, Rede- und Denkverbote und die Selbstentmachtung des Menschen durch den wachsenden Ausgriff von Technologie. Aber wie können wir uns unsere Mündigkeit bewahren? UIf Poschardt beschreibt, wie wir Mündigkeit erleben können, als Mann und als Frau, als Konsument, als Gläubiger, als Träumer und als Rebell.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.06.2020

Der hier rezensierende Philosophieprofessor Lambert Wiesing liest Ulf Poschardts Buch als philosophisches Plädoyer für eine vernünftige Unvernünftigkeit als Schlüssel zum Glück. Lambert arbeitet sich an der Metapher vom Driften ab, um zu verstehen, was der Autor eigentlich meint, wenn er von der Mündigkeit als von einem lebenslangen Selbstaufklärungsprojekt spricht. Die Lektüre scheint ihm allemal gewinnträchtig, das Buch facettenreich, politisch wie soziologisch engagiert trotz seines süffigen, teils polemischen Stils. Schon die Konstellationen, in denen der Autor Figuren wie Godard, Ayrton Senna und Greta Thunberg zusammenbringt, scheinen Wiesing originell. Poschardts Revision des Existenzialismus ist für ihn auch ein Weg aus altbekannten Aporien.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 25.04.2020

Rezensent Stefan Reinecke kann dem Plädoyer des Chefredakteurs der Welt-Gruppe für den Neoliberalismus rein gar nichts abgewinnen: Meinungsstark und assoziativ schreibt Ulf Poschardt ihm zufolge gegen eine BRD an, die er als "grünes Nordkorea" stilisiert, so der Kritiker. Die Hinweise auf Kant und andere Philosophen, mit denen der Autor sein hedonistisches Bild von einem mündigen Individuum stützen will, sind mehr Name-Dropping als inhaltliche Argumentation, kritisiert Reineke, dem es in diesem "ADHS-Essayismus" insgesamt an Stringenz fehlt. Wer auf maximale Aufmerksamkeit statt präzise Abwägung setzt, trägt eindeutig nicht zu mündiger Kommunikation bei, urteilt streng der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.04.2020

Rezensent Gustav Seibt lauscht Ulf Poschardts Versuch, sein persönliches Ideal von Mündigkeit zu verkaufen, gemeinsam mit Adorno, Kant und Arendt freilich, neben einer unkleinlichen Begriffserweiterung Richtung Style und Hermès-Accessoire auch Gefahrenzonen ab. Wenn der Ratgeber in Sachen gehobener Mündigkeit nämlich am "Auspuff- und Schnitzelliberalismus" entlang schrammt. Dann wird das mündige Lecken am "unangestrengt Konventionellen" laut Seibt nämlich schnell vulgär.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.03.2020

Auch wenn Ulf Poschardt seinen Frieden macht mit Kranken und Schwachen und den Materialismus geißelt in seinem neuen Buch, Adrian Schulz mag den Autor trotzdem nicht. Der von Poschardt laut Rezensent schon immer angestrebte Brückenschlag zwischen linker Boheme und Springer-Welt kommt hier für Schulz noch zahnloser denn je daher. Der Autor wirkt "abgeschlafft", findet Schulz, auch wenn immer dasselbe zu schreiben, nicht unbedingt schlecht sein muss, wie er einräumt. Die Angst vor Entmündigung, die Poschardt umtreibt, würde Schulz ihm gerne nehmen, so gern hat er ihn immerhin doch.