Thilo Sarrazin

Deutschland schafft sich ab

Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
Cover: Deutschland schafft sich ab
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2010
ISBN 9783421044303
Gebunden, 400 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Thilo Sarrazin beschreibt mit seiner profunden Erfahrung aus Politik und Verwaltung die Folgen, die sich für Deutschlands Zukunft aus der Kombination von Geburtenrückgang, problematischer Zuwanderung und wachsender Unterschicht ergeben. Er will sich nicht damit abfinden, dass Deutschland nicht nur älter und kleiner, sondern auch dümmer und abhängiger von staatlichen Zahlungen wird. Sarrazin sieht genau hin, seine Analyse schont niemanden. Er zeigt ganz konkret, wie wir die Grundlagen unseres Wohlstands untergraben und so den sozialen Frieden und eine stabile Gesellschaft aufs Spiel setzen. Deutschland läuft Gefahr, in einen Alptraum zu schlittern. Dass das so ist, weshalb das so ist und was man dagegen tun kann, davon handelt dieses Buch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2010

Eine angenehm nüchterne Kritik von Joachim Güntner. Und sehr leserfreundlich: Güntner fasst Thesen Thilo Sarrazins erst mal zusammen, bevor er sie bewertet. Insgesamt hält er fest, dass Sarrazin eine Menge Material zu Migrations-, Bildungs- und demografischen Problemen in Deutschland zusammengetragen hat. Da gibt es "viel Schwarzmalerei, aber wenig Anstößiges". Sarrazins Interpretationen der Werke von Rawls oder Amartya Sen findet der Rezensent allerdings arg verkürzt. Und auch der berüchtigte schnarrende Sarrazin-Ton ist ihm unangenehm. Richtig schlimm wird es für Güntner aber in Kapitel acht. Dort wird ein Bild von Muslimen und der sogenannten bildungsfernen Unterschicht gezeichnet, das Güntner einfach diffamierend findet. Die Verknüpfung mit Gen- und Intelligenzforschung macht die Sache nicht appetitlicher. So zitiere Sarrazin Theorien von Forschern, die im Ergebnis zu Zwangssterilisationen führten oder direkt in die Eugenik mündeten, ohne dies auch nur zu erwähnen. Schade, so Güntner. Denn es gebe in dem Buch eigentlich genug Punkte, über die man eine fruchtbare Diskussion hätte führen können.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2010

Necla Kelek widmet sich Thilo Sarrazins Buch in einem ausführlichen Essay, der weit über eine Buchbesprechung hinausgeht und in einer Notiz fast unmöglich zusammenzufassen ist. Hier trotzdem ein kurzes Resümee: Kelek interessiert sich nicht für all die Thesen über Intelligenz, Fertilität und Genetik, die Sarrazin den Vorwurf eingebracht haben, biologistisch zu argumentieren. Auf die geht sie nicht ein, denn sie glaubt, dass die Rassismus-Keule nur dazu diene, seine Kritik am Islam zu delegitimieren. Denn Kelek ist der Ansicht, dass Sarrazin mit seiner Bestandsaufnahme der gescheiterten Integration der Muslime durchaus Recht hat. Es gebe eine mangelhafte Bildungstradition in islamischen Gesellschaften, bei den Jahrhunderte lang von den Osmanen unterdrückten Anatoliern und Ägyptern werden andere Talente vererbt als bei Bachs Nachkommen, Muslime sind schlechter integriert als andere Einwanderergruppen und mit den bisherigen schulischen Konzepten sei diesem Mangel nicht beizukommen. Teilhabe sei ohne Leistung nicht zu haben, betont Kelek, und da sieht sie die muslimische Einwanderer in der Bringschuld. Ihr Fazit: "Hier hat ein verantwortungsvoller Bürger bittere Wahrheiten drastisch ausgesprochen und sich über Deutschland den Kopf zerbrochen."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.08.2010

Das Gegenteil von gut entdeckt Matthias Drobinski in diesem Buch von Thilo Sarrazin. Was passiert, wenn jemand Gefangener seiner Idee wird, kann er auf diesen Seiten gut nachvollziehen. Bei seiner Forderung nach mehr Eigenverantwortung unter Sozialhilfeempfängern und Migranten kann Drobinski Sarrazin noch folgen. Wenn der Autor aber sozialphilosophisch das Untergang des Vaterlandes an die Wand malt und Zahlen und Grafiken auffährt, steigt der Rezensent aus. Zu einem Tacitus oder Oswald Spengler, findet er, reicht es bei Sarrazin dann doch nicht. Die Daten und Rezepte, die der Autor anbietet (Pullover, Kaloriendisziplin, Abschiebung), entbehren laut Rezensent jeder wissenschaftlichen Grundlage, sie sind einfach nicht objektiv, meint er, sondern bloß Ausdruck eines verirrten, spezifisch Sarrazinschen Gutmenschentums.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.08.2010

Was einen bei Thilo Sarrazin erwartet, ist Rezensent Arno Widmann bekannt. Er nimmt sich vor, sich nicht provozieren zu lassen. Doch das scheint bei Sarrazins Buch "Deutschland schafft sich ab" nicht so leicht zu sein, zumal sich die einschlägigen Thesen (wie zum Beispiel die dummen Muslime ruinieren Deutschland) nicht konzentriert auf einer Stelle finden, sondern im ganzen Buch verteilt sind, so Widmann. Er diagnostiziert bei Sarrazin sogar manische Züge, er spricht insbesondere vom "Wahn von der eigenen Überlegenheit", dem der Autor nach seiner Einschätzung völlig erlegen ist. Das Buch ermöglicht Widmann zudem interessante Einblicke, wie Sarrazin tickt. Man könne ihm gleichsam beim Denken zusehen, dabei beobachten, wie dieses Denken in Wahn umkippe, um schließlich mitzuverfolgen, wie der Wahn Statistiken heranziehe um sich wieder den Anstrich von Vernunft zu geben. Sein Fazit: "Sarrazin ist ein Fall nicht nur für die Justiz".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.08.2010

Mit echtem Abscheu hat Christian Geyer dieses Buch gelesen, das eigentlich erst nächste Woche herauskommt, dessen Autor Thilo Sarrazin allerdings schon jetzt mit seinen Thesen zu Intelligenz und Fertilität auf allen Kanälen anzutreffen ist. Für Geyer ein einziges "antimuslimisches Dossier auf genetischer Grundlage". Ausgesprochen unangenehm ist dem Rezensenten, wie Sarrazin über die genetischen Grundlagen der Intelligenz, die Kopplung von Bildungsferne und Fruchtbarkeit sowie den Nahen Osten als miserablem Genpool elaboriert, hier sieht er ein "biologistisches Panoptikum" aufgezogen, dass ihn umso mehr schaudern lässt, als er auch den Code dieses Buchs entschlüsselt zu haben glaubt, nach dem Sarrazin "kulturell" sagt, aber eigentlich "genetisch" meint. Was den Rezensenten besonders ärgert, sind nicht allein die Ressentiments, die Sarrazin damit schürt, sondern auch der absehbare Erfolg dieses "Pamphlets": Es komme einer ahnungslosen Elite nämlich gerade recht, den Abwärtstrend des Landes auf sechs Prozent Muslime abzuwälzen.
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