Stephan Braese

Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer

Eine Biografie
Cover: Jenseits der Pässe: Wolfgang Hildesheimer
Wallstein Verlag, Göttingen 2016
ISBN 9783835318892
Gebunden, 588 Seiten, 44,90 EUR

Klappentext

Wolfgang Hildesheimer ist nicht nur einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit, sondern er war auch eine zentrale Stimme des politisch engagierten Bürgertums. Als Sohn jüdischer Eltern verließ er Deutschland 1933 in Richtung England und Palästina. Nach dem Krieg arbeitete er als Simultandolmetscher bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen und wurde Mitglied der Gruppe 47. Stephan Braese zeichnet die biografischen Stationen nach und stellt Werk und Leben von Wolfgang Hildesheimer in den Kontext von Geschichte und Diskursen. Hildesheimers multikulturelle Erfahrung, sein emphatisches Bekenntnis zur Psychoanalyse, seine Experimente mit einer Verschmelzung von Literatur, Musik und bildender Kunst, aber auch seine Haltung zur deutschen NS-Vergangenheit schufen die Grundlage für ein unverwechselbares künstlerisches Werk.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.12.2016

Über die frühen Jahrzehnte Wolfgang Hildesheimers war bislang nur wenig bekannt. Dass die Stephan Braeses Biografie "Jenseits der Pässe" das nun ändert, freut Sven Hanuschek ungemein. Über das Aufwachsen in Deutschland, den Niederlanden und England liest der Rezensent hier, über den Umzug 1933 nach Palästina und die Rückkehr ins Nachrkeigsdeutschland. Aber auch Hildesheimers Werdegang als Schriftsteller, bildender Künstler und Intellektueller macht Braese nachvollziehbar, beleuchtet dabei insbesondere die Bedeutung der "jewishness" für Hildesheimer und gewährt nicht zuletzt einen Einblick in sein illustres Freundes- und Bekannten-Netzwerk, zeigt sich Hanuschek von dieser Biografie begeistert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.12.2016

Stephan Braese gelingt mit seiner Biografie zu Wolfgang Hildesheimer ein gut ausgeleuchtetes Porträt des Schriftstellers, das sowohl Werk als auch Leben erhellt, meint Hilmar Klute. Spannend findet er, wie der Autor Hildesheimers "sanften Radikalismus" einfängt, wenn er eine intensive Werkexegese mit einer genauen Darstellung der literarischen Milieus im Nachkriegsdeutschland verbindet, in denen Hildesheimer noch immer als Jude gekennzeichnet wurde. Wie die Dolmetscher-Tätigkeit bei den Nürnberger Prozessen Hildesheimers Arbeit beeinflusste und wie der Schriftsteller rezipiert wurde, erfährt Klute ebenfalls aus der Lektüre.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.12.2016

Rezensent Jochen Schimmang zählt sich zu den happy few, die die Kunst Wolfgang Hildesheimers noch zu schätzen wissen, seinen Kosmopolitismus, aber auch seinen tiefschwarzen Pessimismus. Wenn nun Stephan Braese zum 100. Geburtstag des Autors eine "substantielle" Biografie vorlegt, die sich laut Schimmang auch der verschiedenen Selbstdarstellungen des Autors bewusst ist, dann ist Schimmang interessiert - und wird nicht enttäuscht. Braeses Darstellung von Hildesheimers Übersetzerarbeit bei den Nürnberger Prozessen etwa und deren Auswirkung auf die spätere Hörspielarbeit und die Prosa des Autors ab 1960 findet Schimmang glänzend. Die "unausgesprochene" Einteilung in einen Hildesheimer 1 (bis 1960) und 2 im Buch kann er indes nicht nachvollziehen in dieser laut Rezensent ansonsten sehr tiefgehenden Darstellung.
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