Joseph Roth, Stefan Zweig

Jede Freundschaft mit mir ist verderblich

Briefwechsel 1927 - 1939
Cover: Jede Freundschaft mit mir ist verderblich
Wallstein Verlag, Göttingen 2011
ISBN 9783835308428
Gebunden, 624 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

"Deutschland ist tot. Für uns ist es tot. Es ist ein Traum gewesen. Sehen Sie es endlich, bitte!", so beschwört Joseph Roth 1933 Stefan Zweig in einem Brief. Roth, im galizischen Brody aufgewachsen, ist bis zu diesem Zeitpunkt einer der gefragtesten Feuilletonisten. Zweig, der aus einer wohl habenden jüdischen Familie in Wien stammt, ist ein literarischer Bestsellerautor von Weltruhm. Die Freundschaft der beiden Autoren wird nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zunehmend überschattet: Während Roth schon 1933 emigriert und von Beginn an radikal jeden Kompromiss ablehnt, versucht Zweig noch längere Zeit, sich zu arrangieren. Trotz der zunehmenden Entfremdung, unter der beide leiden, unterstützt Zweig den Freund finanziell, versucht auch immer wieder Roth vom zerstörerischen Alkoholismus abzubringen. Der Briefwechsel erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die auch an den politischen Verhältnissen zerbricht und die Geschichte zweier im Exil zerstörter Leben. "Wir werden nicht alt, wir Exilierten" schreibt Zweig, als Roth 1939 in Paris stirbt. 1942 nimmt Zweig sich in Petropolis, Brasilien, das Leben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.03.2012

Lesern, welche die Werke Stefan Zweigs und Joseph Roths schätzen und nun auch etwas über deren außergewöhnlich tiefe Freundschaft erfahren wollen, kann Rezensent Hans-Albrecht Koch diesen Briefwechsel aus den Jahren 1927 bis 1938 nur dringend ans Herz legen. Er erhält hier nicht nur interessante Einblicke in die private Beziehung der beiden österreichischen Autoren, etwa dass sich Roth dem älteren Freund gegenüber nicht nur finanziell stets unterlegen fühlte und sogar fürchtete, ihm nahestehenden Menschen Unglück zu bringen, sondern liest auch viel darüber, wie die beiden jüdischen Schriftsteller den Nationalsozialismus einschätzten. Für den Kritiker ist dieser Briefwechsel, der über einen verschwenderischen und informativen Kommentar verfügt, ein wunderbares "Zeugnis sittlicher Lauterkeit".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.12.2011

Für Ulrich Greiner sind die Hauptthemen dieses Briefwechsels zwischen Joseph Roth und Stefan Zweig die fatale politische Entwicklung und "Roths Lebenskatastrophe": die Nervenkrankheit seiner Frau, seine unglücklichen Liebesbeziehungen, notorische finanzielle Not und der Alkoholismus. Die Briefe zeigen Zweig als den "Gebildeteren", Roth jedoch als wesentlich klarer sehenden Beobachter der politischen Entwicklung, so Greiner. Er bedauert sehr, dass von Zweig nur so wenige Briefe überliefert sind, insgesamt aber verschafft ihm der Band einen Eindruck von der Dramatik der Zeit, über die sich die Korrespondenz der beiden Schriftsteller bis kurz vor Roths Tod Roths erstreckte. Lobend erwähnt der Rezensent, der darauf hinweist, dass bis auf einige wenige neu hinzugekommene Briefe dieser Band der Ausgabe von 1970 entspricht, den in seinen Augen nützlichen Kommentar.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 02.12.2011

Höchst eindringlich schildert Katharina Teutsch ihr Leseerlebnis mit den Briefen zweier der tragischsten Figuren des österreichischen Exils und der deutschen Literatur. Es sind vor allem die Briefe Roths erhalten. Erst gegen Ende, so erzählt sie, gibt es mehr Briefe von Zweig, der um den in den Alkoholismus abrutschenden Roth wirbt. Roth war der Hellsichtigere von den beiden, er sah die Katastrophe heraufziehen, Zweig der Menschenfreund, der selbst zu Arisierungsgewinnlern im Verlagswesen noch Kontakte hielt und loyal blieb. Roth bettelte um Geld, Zweig schickte ihm welches. Beide starben viel zu früh. Teutsch muss nicht sagen, wie bewegt sie von den Briefen war. Aber wichtig ist ihr der Hinweis auf den ausführlichen Anmerkungsapparat der Ausgabe, der vor allem die Wirkungen der Nazigesetze auf die Existenz der Schriftsteller deutlich macht.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.11.2011

Bewegt berichtet Rezensent Wilhelm von Sternburg von diesem Briefwechsel zwischen Joseph Roth und Stefan Zweig, der ihm zwei Schriftsteller zeigte, die mit Entsetzen den Niedergang Deutschlands und Österreichs beobachteten und darüber in den eigenen Untergang getrieben wurden. Roth trank sich im Pariser Exil zu Tode, Stefan Zweig nahm sich zusammen mit seiner Frau in Brasilien das Leben. Der Briefwechsel, der die Jahre 1927 bis 1939 umfasst, ist ein ungleicher, berichtet Sternburg, die meisten Briefe stammen von Roth und sind zum Teil unter gehörigem Alkoholeinfluss geschrieben, wie der Rezensent vermutet: Roth schimpft und klagt über all seine Gläubiger, immer wieder bittet er den besser situierten Zweig um Geld. Sternburg liest dies berührt, bemerkt aber auch, dass Roth offenbar Zweig als Schriftsteller nicht ebenso geschätzt hat, wie er von diesem geachtet wurde.