Michel Houellebecq

Ein bisschen schlechter

Neue Interventionen
Cover: Ein bisschen schlechter
DuMont Verlag, Köln 2020
ISBN 9783832181659
Gebunden, 200 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Stephan Kleiner. "Obwohl ich kein 'engagierter Künstler' sein möchte, habe ich in diesen Texten versucht, meine Leser von der Gültigkeit meiner Standpunkte zu überzeugen. Dabei geht es selten um Politik, ab und an um Literatur, meist um 'gesellschaftlich Relevantes'. Eine weitere Ausgabe wird es nicht geben. Ich verspreche nicht unbedingt, mit dem Denken aufzuhören, aber zumindest damit aufzuhören, meine Gedanken und Meinungen der Öffentlichkeit mitzuteilen, es sei denn, es besteht eine ernsthafte moralische Dringlichkeit." Gemäß seiner Aussage äußert sich Houellebecq u. a. zum französischen Staat, zu Donald Trump, zur Corona-Pandemie und stellt, präzise und provokant wie immer, seine Haltung dazu dar. Neben intellektuellen Texten stehen aber auch so persönliche Gespräche wie das mit seinem Freund Fréderic Beigbeder, in denen die Person Michel Houellebecq sichtbar wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.12.2020

Rezensent Jan Wiele bedauert es sehr, sollte sich Michel Houellebecq mit diesem Essayband wirklich wie angekündigt vom interventionistischen Schreiben verabschieden. Auch wenn vieles in diesem Buch für Wiele Provokation ist (etwa, wenn der Autor Trump einen guten Präsidenten nennt), hält er den in den Texten aufscheinenden Zweifel, die historische Demut, den Humor und die Lässigkeit des Autors in der Auseinandersetzung mit Philosophie, Literatur, Religion und der politischen und gesellschaftlichen Gegenwart doch für immer seltener anzutreffende Tugenden. Wie spritzig allein das Gespräch zwischen Houellebecq und Beigbeder über Literaturpreise, meint Wiele begeistert. Und von den subtileren Texten kann er sogar etwas lernen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.12.2020

Rezensentin Tania Martini ist es nicht so wichtig, ob Michel Houellebecq nun Rechter, Monarchist, Konservativer oder Katholik ist, die Rätsel, die er darüber auch in seinem neuesten Essayband auslegt, sind auf jeden Fall interessant, versichert sie. Martini glaubt erkannt zu haben, dass der Autor "ein großer Moralist" sei, schließlich begeistere ihn Blaise Pascal ebenso wie Schopenhauer. Die Kritikerin hätte sich gewünscht, dass der Autor es bei Gedanken über abstrakte Probleme belassen hätte, denn seine Einschätzung der politischen Gegenwart findet sie eher einfältig.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.12.2020

Rezensentin Claudia Mäder scheint enttäuscht von dieser Sammlung mit Essays von Michel Houellebecq aus den Jahren 2012-2020. Die Texte lassen sie gleichgültig zurück, ob der Autor über Sterbehilfe schreibt, die Kirche oder den Tourismus. Seine sympathisierenden Ausführungen zum hoffentlich bald endgültig scheidenden US-Präsidenten findet Mäder sogar peinlich, weil Houellebecq darin in seinem provokanten Ton kaum von Trump zu unterscheiden ist, wie sie findet. Seismografisches zur Lage der Gesellschaft aber kann Mäder in den Texten kaum entdecken, einen nahezu klassischen Antimodernismus schon.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 03.12.2020

Rezensent Ijoma Mangold macht sich nichts vor: Diesen Michel Houellebecq, diesen "Knallfrosch" und "Skandalvirtuosen" hat unsere Welt verdient. Houellebecqs Essays und Interviews aus acht Jahren machen Mangold schmerzlich bewusst, wie prophetisch der Autor mit seinen "düsteren Gesten" war und ist. Wenn er 2018 Trump für seinen Protektionismus und den Brexit verteidigt, fehlt es dem Text zwar laut Mangold an Raffinesse, doch der Autor scheint das "fast stolz" auszustellen, ahnt der Rezensent. Andere Texte wieder scheinen Mangold polemisch prickelnd wie Champagner. Und, so stellt er fest, sogar eher ablehnungswürdige Gedanken im Buch können erkenntnisstiftend wirken. Auch, weil der Autor so "radikal aufrichtig" ist, meint Mangold.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.12.2020

Ohne näher auf einzelne Texte in diesem Band einzugehen, erklärt uns Rezensent Dirk Fuhrig noch einmal ausführlich, warum Michel Houellebecq heute bei vielen Linken als rechts gilt - weil er liebgewonnene linke Überzeugungen torpediert, erfahren wir, und das offenbar auch in diesen Essays zu Trump (" einer der besten Präsidenten, die Amerika je hatte"), Katholizismus, Sterbehilfe, Tierschutz oder dem Islamismus. Dass über letzteren nach den jüngsten Anschlägen wieder gestritten wird, zeigt Fuhrig aber doch, wie gegenwärtig Houellebecq ist, eben ganz "auf der Höhe der Zeit".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.12.2020

Rezensent Thomas Steinfeld liest den Essayband von Michel Houellebecq mit betonter Gelassenheit. Er erkennt in Houellebecq einen Autor, der zumindest theoretisch weder für die Linke noch die Rechte brennt, sondern für den Kleinbürger. Außerdem findet er die Text auch nicht besonders anstößig - es geht um Auguste Comte und G.K. Chesterton, Charlie Hebdo und Donald Trump, eine Verteidigung der Prostitution, ein Lob auf den Brexit. Aber Steinfeld weiß auch, dass moralische Entrüstung keine literarische Kritik ersetzt. Und so gesteht der Rezensent dem Autor freundlich zu, zwar "weder tiefsinnig noch kompliziert" zu sein, aber für das Einfache eine stimmige Form zu finden. "Das ist nichts Geringes", versichert er.
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