Max Weber

Reisebriefe 1877-1914

Ausgewählte Briefe, Band I
Cover: Reisebriefe 1877-1914
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2019
ISBN 9783161564918
Gebunden, 241 Seiten, 29,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Rita Aldenhoff-Hübinger und Edith Hanke. Mit einem Einleitungsessay von Hinnerk Bruhns. Hiermit liegt der erste Band einer Auswahl von Briefen Max Webers auf der Grundlage der Max Weber-Gesamtausgabe vor. Dieser erste Band Reisebriefe enthält mehr als siebzig Briefe und Karten, die Max Weber auf seinen zahlreichen Reisen innerhalb Europas und in Nordamerika geschrieben hat. Der Band setzt mit Webers Jugendbriefen ein, denn er war früh eingeübt in die Kulturpraxis des Bürgertums, Anderen von seinen Reiseerfahrungen ausführlich und anschaulich Mitteilung zu machen. Schon von den Reisen mit Vater und Brüdern berichtete der junge Max lebhaft seiner Mutter. Über die ausgedehnten, mit Marianne Weber unternommenen Reisen nach Schottland und Irland 1895, Frankreich und Spanien 1897 und die berühmte Reise quer durch die Vereinigten Staaten 1904 erhielt Helene Weber eingehende Berichte.
Es sind kulturhistorische Momentaufnahmen mit dem Blick auf Clans und Sozialstrukturen in Schottland und Irland, auf den Erzabbau im Baskenland, den "Brutstätten des Capitalismus", oder die amerikanischen Sekten. Wir können Max Weber, stets mit Manuskripten und Lektüre unterwegs, bei seinem Besuch des Rijksmuseums in Amsterdam und in den mediterranen Süden begleiten. Der Band endet 1914 mit der letzten Reise in den Süden, wenige Monate vor Ausbruch des 1. Weltkriegs.
Eingeleitet wird die Auswahl der Reisebriefe durch einen Essay von Hinnerk Bruhns (Paris); ein biografisches Personenregister erschließt die Briefe, die gegenüber der zugrundeliegenden Max Weber-Gesamtausgabe vereinfacht zum Abdruck gelangen. Die Briefauswahl wird durch einen weiteren Band Gelehrtenbriefe fortgeführt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2020

Am meisten fasziniert haben Rezensent Bernd Stiegler in dieser kleinen Auswahl aus dem Gesamtwerk der Briefe jene aus den USA von 1904. Weniger an "kulturellen Highlights" sondern vor allem an der Bevölkerung interessiert zeigt sich Max Weber hier, neugierig auf die Formen ihrer Arbeit und Religionsausübung, so Stiegler. Weber beeindruckte offenbar der Widerspruch zwischen großer Modernität in der industrialisierten Organisation der Arbeit und den eher rückwärts gewandten religiösen Praktiken. "Despektierlich", so der aufmerksame Kritiker, spricht er über die Schwarzen des "Cotton Belts", hartnäckig dagegen folgt er den Schicksalen der indigenen Bevölkerung und ihres Landes, trifft sich mit den Vertretern und notiert betroffen den Niedergang, der nach den jeweiligen Verkäufen der Territorien einsetzte. Stiegler reizen diese Widersprüche, aber er bedauert die Auswahl dennoch ein wenig, da ihn die späteren Kartengrüße des inzwischen routiniert Reisenden weitaus weniger interessiert haben. Dagegen hätte eine Auswahl der Briefe seiner Frau Marianne das Bild besser abgerundet, informiert uns der kundige Rezensent.
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