Jochen Voit

Er rührte an den Schlaf der Welt

Ernst Busch. Die Biografie
Cover: Er rührte an den Schlaf der Welt
Aufbau Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783351027162
Gebunden, 515 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Ernst Busch (1900 - 1980) war in den zwanziger Jahren ein Bühnen- und Filmstar an der Seite von Gustaf Gründgens, Theo Lingen, Heinrich George, Lotte Lenya. Seine Konzerte, Rundfunkauftritte und Platten haben die Musik von Paul Dessau, Kurt Weill, Hanns Eisler populär gemacht. Busch wurde von den Nazis als Hochverräter verurteilt. 1946 gründete er die erste und einzige Schallplattenfirma der DDR, geriet jedoch mit der SED in Konflikt. Zugleich feierte er als Brecht-Schauspieler Triumphe und seine Lieder sind eine Chronik des 20. Jahrhunderts. Noch in den sechziger Jahren gelang ihm ein Comeback als Sänger. In der Sowjetunion galt er als "größter Deutscher" neben Heine, Marx und Goethe.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.06.2010

Ernst Busch entsteinert. Martin Wilkening ist dem Autor dankbar für eine Biografie des DDR-Staatskünstlers, die sich um die Spannungen kümmert zwischen einem offiziellen Denkmal und dem "irgendwie aus der Zeit gefallenen Künstler" Busch. Dass Jochen Voit trotz langjähriger Beschäftigung mit seinem Sujet keine Hagiografie verfasst hat, sondern Buschs Leben mit allen Widersprüchen distanziert aus der Enkelperspektive schildert, gefällt Wilkening. Die Faszination dieser Stimme wird für ihn trotzdem spürbar. Dafür sorgt die Vielfalt der Stimmen in diesem Buch, Voits leichthin entwickelter Erzählstrom, der Klatsch und Mediengeschichte vereint, dem Rezensenten die Mienen von Wolfgang Kohlhaase und Konrad Wolf vergegenwärtigt und eine Jahrhundertstimme.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 08.06.2010

Sehr zufrieden zeigt sich der hier rezensierende Zeithistoriker Detlef Siegfried mit Jochen Voits Biografie von Ernst Busch, der als Schauspieler, Regisseur und vor allem als Sänger revolutionärer Lieder so etwas wie das Popidol der Arbeiterbewegung wurde. Besonders gut hat Siegfried gefallen, dass der Autor am Beispiel von Buschs Engagement im Spanischen Bürgerkrieg herausarbeitet, wie sich dessen "Eigensinn" mit seiner "politischen Instrumentalisierung" durchdrang. Busch wird Voit zum Exempel einer Strömung, in der sich politische Intention "modernster kulturindustrieller Methoden" bedient, deren Überzeugungskraft im Fall Buschs allerdings in der DDR stark litt, wie der Rezensent feststellt. In seinen Augen ist dem Autor mit seiner Biografie eine glänzende Studie zu Massenkultur in sich verändernden politischen Zusammenhängen gelungen, die sich  zeitgeschichtlich ganz auf der Höhe befindet. Zudem lobt Siegfried Einfühlungsvermögen und kritische Distanz, die hinter dem "Denkmal" Busch auch den Menschen erkennen lassen, wie er eingenommen betont.