Heinrich August Winkler

Geschichte des Westens

Die Zeit der Gegenwart
Cover: Geschichte des Westens
C.H. Beck Verlag, München 2015
ISBN 9783406669866
Gebunden, 687 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Seit dem Ende des Kalten Krieges ist die Welt nicht übersichtlicher und auch nicht friedlicher geworden. Erweiterung und Krise der EU, der 11. September 2001, die Kriege in Afghanistan und Irak, die globale Finanzkrise, der "arabische Frühling" - das sind nur einige Themen des abschließenden Bandes der Geschichte des Westens von Heinrich August Winkler. Der transatlantische Westen sieht sich heute durch höchst unterschiedliche Kräfte herausgefordert: den islamistischen Fundamentalismus und Terrorismus, eine neoimperiale russische Großmachtpolitik, den Aufstieg der Volksrepublik China zur Weltmacht, das wachsende Gewicht von "global players" wie Indien und Brasilien. Nachrufe auf den Westen aber sind verfrüht: Die Anziehungskraft seines normativen Projekts, der Ideen der Menschenrechte, des Rechtsstaates und der Demokratie, ist weltweit ungebrochen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.03.2015

Gunter Hofmann ist tief beeindruckt von der Verve, mit der Heinrich August Winkler seine "Geschichte des Westens" in der Gegenwart ankommen lässt, man könne beinahe nahtlos mit der Tagespresse anschließen, so aktuell gehe es zu. Wie in den bisherigen Bänden ist es dem Historiker vornehmlich um die "Explosivkraft des Normativen" bestellt, um die konkrete Umsetzung in Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Volkssouveränität und repräsentative Demokratie, und um das Verhältnis zu den innen- wie außenpolitischen Tatsachen, fasst der Rezensent zusammen. In seinem Bemühen, keine nationale Perspektive einzunehmen, geht Winkler dabei vielleicht etwas zu weit, findet Hofmann, der sich eine etwas ausführlichere Auseinandersetzung mit der anscheinend wieder aufkeimenden "deutschen Frage" gewünscht hätte, was den Rezensenten allerdings nicht von einem überschwänglichen Lob des Autors abhält.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2015

Daniela Münkel erwähnt ausdrücklich auch das Lesevergnügen an Heinrich August Winklers letztem Band seiner westlich zentrierten globalen Politikgeschichte, wie sie den Fokus des Buches etwas umständlich beschreibt. Winklers Entscheidung, vor allem die politischen und ökonomischen Entwicklungen in den USA, der EU und Russland in den Blick zu nehmen, scheint ihr allerdings angesichts der Dimension der Betrachtung legitim, zumal Winkler seine Geschichte "in sich stimmig" erzählt. Das Bemerkenswerte an diesem Buch aber, was es von den Vorgängerbänden unterscheidet, ist für Münkel die Aktualität. Mit den Jahren zwischen 1991 und 2014 präsentiert der Autor laut Münkel Zeitgeschichte, die noch dampft. Weswegen sie die letzten Kapitel auch als politischen Essay betrachten möchte. Sehr beeindruckt zeigt sich die Rezensentin von Winklers Fähigkeiten als Chronist und Analytiker der politischen Verhältnisse. Derart dicht hat sie über die globalen Verhältnisse, Ereignisse und Prozesse noch kaum je gelesen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.02.2015

Meisterlich und epochal findet Michael Hesse Heinrich August Winklers Abschlussband seiner "Geschichte des Westens". Was der Doyen unter den Historikern hier offeriert, lässt Hesse zwar ängstlich in die Zukunft blicken und führt ihn auch zu der Erkenntnis, dass Geschichtsschreibung von Geschichtsdeutung nicht fern ist, das Buch aber preist er als klassische Politikgeschichte, deren Fundamente die normativen Ideen des Westens seien. Ob es um die Putinsche Offensiv-Politik geht, den Terror in Syrien und im Irak, die Krise der EU oder generell um die Sicherheit in der Welt - der Autor präsentiert dem Rezensenten die Verstöße des Westens gegen die eigenen Prinzipien.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 31.01.2015

Richard Herzinger liest den abschließenden vierten Band von Heinrich August Winklers groß angelegter Geschichte des Westens auf seine Aktualität hin. Was Paris und die Folgen für Herzinger zeigen, zeigt auch Winklers Arbeit aus Faktenfülle und historischer Analyse: Westliche Werte sind mehr als nur Floskel oder ideologische Fiktion, sind Resultat politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Dass sie nicht homogen oder widerspruchsfrei sind, lernt der Rezensent bei Winkler auch. Im Gegenteil zeigt Winkler auch die verheerenden Rückschläge auf dem Weg zur Demokratie - für Herzinger ein echtes Problem. Denn wie können wir von nichtwestlichen Gesellschaften erwarten, fragt er, dass sie diese schwer erkämpften Werte so ohne weiteres adaptieren? Ob wir selbst dazu fähig sind, sie in Anbetracht der veränderten weltpolitischen Lage zu erhalten, weiß der Autor laut Herzinger auch nicht, er hofft es nur.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.01.2015

Keine Frage für Gustav Seibt: Heinrich August Winkler legt mit dem Abschlussband seiner "Geschichte des Westens" ein nüchternes, genaues und faktisches Werk vor, das noch auf den letzten Seiten vor unruhiger Aktualität bebt. Russland und der Westen, die fehlenden strukturellen Anpassungen in der Euro-Zone - derartiges wird für Seibt gut deutlich. Den Westen an seinen eigenen Maßstäben zu messen, wie der Autor es macht, erscheint ihm überdies als klare Perspektive - in den moralischen Abgrund zwar, doch vom Autor mit laut Seibt nicht nachlassender Umsicht und Genauigkeit verfolgt. Das große Aber des Rezensenten bezieht sich auf die Diskrepanz zwischen Winklers ideengeschichtlichem Konzept des Westens auf der einen und der konkreten politik- und staatengeschichtlichen Darstellung im Text auf der anderen Seite. Konkrete mit den behandelten Strukturen und Prozessen verbundene Erfahrungen und soziale Ideale, meint Seibt, kommen da nicht zur Anschauung.
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