Dieter Henrich

Grundlegung aus dem Ich

Untersuchungen zur Vorgeschichte des Idealismus. Tübingen - Jena 1790- 1794. Zwei Bände
Cover: Grundlegung aus dem Ich
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004
ISBN 9783518583845
Gebunden, 1740 Seiten, 85,00 EUR

Klappentext

Zum Jubiläum von Immanuel Kants 200. Todestag erscheint Dieter Henrichs umfassende Rekonstruktion der Vorgeschichte des Deutschen Idealismus, die ein Ereignis der Philosophiegeschichtsschreibung ist: Dieter Henrich zeichnet die für die Entstehung des Deutschen Idealismus entscheidende Rezeption des Kantischen Denkens gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach und liefert damit einen maßgeblichen Beitrag zu einer der zentralen Phasen der Philosophiegeschichte überhaupt. Ausgangs- und Bezugspunkt ist dabei das Denken Immanuel Kants: In den beiden Jahrzehnten, in denen Kant sein Werk vollendete, durchlief auch die Bewegung des nachkantischen Denkens ihren Weg bis zum Zenit. Eine große Zahl gänzlich neuer philosophischer Entwürfe ist in kurzer Zeit entstanden. In der Geschichte des Denkens ist eine solche Kreativität ohne Beispiel.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.06.2004

Eine "monumentale Studie" hat der Philosoph Dieter Henrich mit seinem Werk vorgelegt, die mit ihrem Detailreichtum und der Fülle "schwer einschätzbarer Reflexionen" den Leser "regelrecht erschlägt" und der Rezensent Thomas Meyer dennoch "höchsten Respekt" zollt. Das Werk untersucht auf fast 1.800 Seiten die Denkprozesse, die zum deutschen Idealismus geführt haben, und will so einen Beitrag zur Philosophiegeschichte leisten. Die Leistung Henrichs liegt darin, mit Hilfe "knappem Quellenmaterials", das "ingeniös" analysiert wird, mit einigen bislang gepflegten Einschätzungen in der Philosophie aufzuräumen. Im Zentrum seiner Betrachtung steht Immanuel Carl Diez, der nach Ansicht Henrichs Hegel, Hölderlin und Schelling "auf die Gleise" zum deutschen Idealismus "gesetzt" haben soll. Nicht nur ein Buch hat der Philosoph hier vorgelegt, sondern ein "Unternehmen", dessen teilweise "problematische Kleinteiligkeit im Argumentationsgang dem Sujet geschuldet" sei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.2004

Kurt Flasch bezeichnet dieses "Riesenbuch" als Dieter Henrichs "Opus magnum". Doch nach Henrichs Ankündigung des hiermit jetzt vorliegenden Werkes muss man Flasch zufolge nun noch einmal umlernen. Es gehe hier nicht um die Früh-, sondern um die Vorgeschichte des Idealismus, und Henrichs "großer Wurf" sei zudem ein "Unikum". Im Mittelpunkt steht "ein gewisser Immanuel Carl Diez". Die Stärke des Buches liege, so Flasch, in den "präzisen Nachweisen von Konstellationen". Es gebe zur Zeit "kein besseres Beispiel einer philosophisch ertragreichen Quellensuche, Theoriekonstruktion und Konstellationsforschung" als eben dieses Buch. Und Henrichs "methodische Finesse" entziehe es, so Flasch, dann auch der Alternative, eine Monografie zu Diez oder eine souveräne Vorgeschichte des Idealismus zu sein. Durch seinen Gegenstand, seine Forschungshaltung und Sprache, lobt Flasch dann auch noch, sei das Buch "ein seltener Glücksfall". Da man zu diesem 1740 Seiten Buch noch 1214 Seiten Briefe und Schriften von Diez hinzunehmen müsse, und das Buch aufgrund des philologischen Aufwands einen recht umständlichen Aufbau erhalten habe, fragt sich der Rezensent allerdings auch: "War das wirklich nötig?" Und erwartet vom Autor, dass er nun dennoch die Frühgeschichte des Idealismus schreibe: "Niemand ist dazu qualifiziert wie er."
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.05.2004

Zwei Bände, insgesamt 1740 Seiten, das rechtfertigt wohl eine ausführliche Rezension wie diese von Jürgen Busche, der sich an keiner Stelle über Längen oder Stofffülle beklagt. Im Gegenteil: der Rezensent ist begeistert. Er preist den Philosophen Dieter Henrich als umtriebigen Akademiker, der "eine glückhafte Leidenschaft" für die historische Forschung besitzt. Denn Henrich hat ein historisches Buch geschrieben, betont Busche, worin dieser der Frage nachgehe, wie es dazu kam, dass in der kurzen Zeit von 1790 bis 1793 im Tübinger Stift die drei Studenten Hegel, Hölderlin und Schelling und andere Altersgenossen eine Diskussion und eine Denkbewegung in Gang setzten, die als "spekulativer Idealismus" bis heute wirksam geblieben ist. Der deutsche Idealismus, erklärt der Rezensent, ist nur als Gegenreaktion auf die Kant'sche Aufklärungsphilosophie zu verstehen. Praktisch bedeutete das, erläutert Busche weiter, dass sich die Theologiestudenten, die im Stift für das evangelische Pfarramt vorbereitet wurden, der Frage stellen mussten, ob sie denn weiterhin guten Gewissens die Offenbarung verkünden konnten? Nicht alle konnten und taten das, weiß Busche. Seines Erachtens hat Henrich eine ausgesprochen spannende Rekonstruktion der Diskussionen damals geleistet, obwohl die Quellenlage - ganz im Gegensatz zur Wirksamkeit dieser Ideen- ausgesprochen dürftig gewesen sei.
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