John Rawls

Geschichte der Moralphilosophie

Hume, Leibnitz, Kant, Hegel
Cover: Geschichte der Moralphilosophie
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002
ISBN 9783518583562
Gebunden, 486 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Joachim Schulte. Endlich liegt nun das Manuskript, das als Mitschrift unter der Hand zirkulierte und einen fast mythischen Ruf hatte, als Buch vor: John Rawls' Geschichte der Moralphilosophie vereinigt seine Vorlesungen an der Harvard University, durch deren Schule eine ganze Generation amerikanischer wie kontinentaler Philosophen gegangen ist, und verbindet eine Relektüre der Klassiker der Moralphilosophie mit einer Neubestimmung der Moralphilosophie als solcher.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 01.03.2003

In dieser Auseinandersetzung des kürzlich verstorbenen amerikanischen Ethikers John Rawls mit Hume, Leibniz, Kant und Hegel wird, so "zyk", seine "Rückbindung an die Tradition nachvollziehbar". Denn Rawls entwickelte seine Philosophie der sozialen Gerechtigkeit auch im Dialog mit moralphilosophischen Vordenkern: "Das Verstehen des Fremdartigen der Tradition galt ihm als notwendiges Moment im Verstehen des Eigenen." Insbesondere Kant sei " der Leitstern seines Lebens" gewesen, und diese Gewichtung spiegele sich auch in diesen laut "zyk" souverän übersetzten Vorlesungen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.11.2002

John Rawls' an der Harvard Universität gehaltenen Vorlesungen vermitteln nach Ansicht von Ludger Heidbrink "zentrale Einblicke in die Konstruktion der Gerechtigkeitstheorie Rawls." Vier Philosophen - Hume, Leibniz, Kant und Hegel -, denen sich Rawls in einer Mischung aus historischem Respekt und "fairer" Kritik nährt, stehen im Mittelpunkt der Vorlesungen, berichtet Heidbrink. Obwohl Heidbrink manche Ausführung Rawls' etwas umständlich erscheint, schäle Rawls den Gegenwartsbezug der Moralphilosophie sehr gut heraus. An Humes Philosophie kritisiert Rawls das Fehlen praktischer Gründe, "die es erlauben, die Richtigkeit unserer Wünsche zu reflektieren und sie von einem allgemeinen Standpunkt als zulässig zu betrachten". Den Hauptteil der Vorlesungen bildet eine Auseinandersetzung mit Kant, dessen Leistung Rawls darin sieht, dass die praktische Vernunft bei Kant ohne eine vorgängige Weltordnung auskommt und das eigene Objekt des Willens aus sich selbst heraus konstruiert wird, erläutert Heidbrink. Kritik übe Rawls aber an Kants Verquickung von moralischem Handeln und religiösem Glauben. Den Abschluss der Vorlesungen bildet Hegel, in dem Rawls den Vorläufer seines eigenen politischen Liberalismus sehe. Wie Heidbrink ausführt, ist es nach Rawls Aufgabe des Staates, seinen Bürgern ein Ensemble an Grundfreiheiten und Grundgütern für ein menschenwürdiges Leben zur Verfügung zu stellen. Weil das aber nur dann gelingt, wenn die Bürger sich in einem Abstimmungsverfahren auf die Gerechtigkeitsprinzipien festlegen, stößt Rawls Philosophie an ihre Grenzen, wo Weltanschauungen aufeinanderprallen, kritisiert Heidbrink. Rawls unterschlage, dass Moral auch "ein Produkt geschichtlich gewachsener Überzeugungen und persönlicher Leidenschaften ist, die sich durch kein Begründungssystem aus der Welt schaffen lassen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Es handelt sich keinesfalls um eine Neuauflage seiner "Theorie der Gerechtigkeit", die John Rawls im Jahr 1971 vorgelegt und berühmt gemacht hat, versichert Detlef Horster. Vielmehr bündelt das neue Buch Rawls Vorlesungen zur "Geschichte der Moralphilosophie", in denen er eingehend die vier großen Philosophen Kant - Hume - Leibniz und Hegel behandelte. Im Dialog mit ihnen entwickelt Rawls seine eigene Theorie, behauptet Horster. Die alle vier Philosophen beschäftigende Ausgangsfrage stellt sich laut Horster für Rawls folgendermaßen dar: seit die Reformation die religiöse Einheit der Gesellschaft gesprengt hat, beschäftigen sich die Philosophen mit der Frage, wie man mit Menschen anderen Glaubens in einer Gesellschaft zusammenleben kann. Sorgfältig und unter Berücksichtigung der historischen Umstände interpretiert Rawls die Überlegungen und Vorschläge der Moralphilosophen, so Horster, ohne ihnen zum Vorwurf zu machen, dass sie auf bestimmte Fragen keine Antworten hatten. Denn möglicherweise hätten sich diese Fragen so noch gar nicht gestellt. Der moderne Philosoph entwickelt sie im Gespräch mit seinen älteren Kollegen und präzisiert so, schreibt Horster, die Kantische Moralauffassung für eine liberale Gesellschaft.
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