Caroline Fourest

Generation Beleidigt

Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei
Cover: Generation Beleidigt
Edition Tiamat, Berlin 2020
ISBN 9783893202669
Broschiert, 200 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Alexander Carstiuc, Mark Feldon und Christoph Hesse. Dies ist die Geschichte einer kleinen gemeinen Lynchjustiz, die in unser Privatleben eindringt, uns Identitäten zuschreibt und unseren demokratischen Austausch zensiert. Eine Plage der Sensibilität. Jeden Tag eine Gruppe, eine Minderheit, ein zum Stellvertreter einer Sache sich aufspielendes Individuum, das fordert, droht und uns auf die Nerven geht. In Kanada fordern Studenten die Streichung eines Yogakurses, um sich nicht dem Risiko der indischen Kultur auszusetzen. In den Vereinigten Staaten würde man am liebsten asiatische Menüs in den Kantinen verbieten und die als anstößig und normativ verurteilten großen klassischen Werke von Flaubert bis Dostojewski aus dem Unterrichtsplan streichen. Studenten bezeichnen den geringsten Widerspruch als "Mikroaggression" und klagen "safe spaces" ein. In Wirklichkeit aber lernt man nur, Debatten zu meiden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.03.2021

Rezensent Harry Nutt liest Caroline Fourests Fallsammlung mit Beispielen aus der linken Identitätspolitik mit Schrecken. Ob Thomas Gottschalk des Blackfacings, eine Yogagruppe der kulturellen Aneignung beschuldigt wird oder das Wort Zigeunerschnitzel auf den Index kommt, die Grenzen zwischen rechter und linker Identitätspolitik sind längst fließend, lernt Nutt bei Fourest. Wie analytisch klar die Autorin den Blick schärft für den Tugendterror, findet Nutt bewundernswert. Lustig ist das alles längst nicht mehr, stellt er fest, auch wenn die Autorin sich in "bittere Ironie" rettet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.03.2021

Äußerst treffend findet Rezensentin Hannah Bethke die Analysen der Journalistin Caroline Fourest zur Inflation von Empörungsreflexen in Zeiten politischer Hypersensibilisierung. Dass solche Reflexe von links der identitären Rechten in die Karten spielt, kann die Autorin der Rezensentin ebenso plausibel machen wie den Umstand, dass der Antirassismus der neuen Linken rassistische Denkweisen unter umgedrehtem Vorzeichen bloß wiederholt. Aus lauter Furcht vor kultureller Aneignung boykottierte Yoga-Kurse und andere Beispiele mehr geben Bethke einen Eindruck von der Verdrehtheit der Verhältnisse.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.03.2021

Rezensentin Johanna Adorjan lernt von Caroline Fourest, was unter kultureller Aneignung ursprünglich verstanden wurde und was in einer dauererregten Gesellschaft daraus geworden ist. Dass die Autorin einen kühlen Kopf behält, wenn sie zeigt, dass jede kulturelle Anleihe heute missverstanden und gegeißelt werden kann, bewundert Adorjan. Gemeinsam mit der Autorin kann sie nur staunen, wenn linke Identitäre sich auf jeden nicht italienischen Pizzabäcker stürzen, aber die extreme Rechte gewähren lassen. Für Adorjan ein höchst aktuelles Buch, das mit allerhand Beispielen absurder linker Identitätspolitik analytische Klarheit in die aufgeheizte Debatte bringt, findet die Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.11.2020

Überzeugend findet Rezensent Nico Hoppe die Kritik der französischen Feministin Caroline Fourest an der postmodernen Linken. In "Generation Beleidigt" legt sie dar, wie die linke Identitätspolitik mit dem Verweis auf die Herkunft Radikalismus verharmlost und zudem einen Opferkult aufbaut, der als lebenserhaltende Maßnahme für jene Diskriminierung und Privilegierung funktioniert, die von ihr eigentlich angeprangert wird. Wie genau es aber dazu kommen konnte, dass ursprünglich linke Ideale wie Diversität und Aufgeschlossenheit sich in ihr Gegenteil verkehrten, schafft sie leider nicht einleuchtend zu erklären, so der abwägende Rezensent.