Anita Albus

Im Licht der Finsternis

Über Proust
Cover: Im Licht der Finsternis
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100006240
Gebunden, 224 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit farbigen Illustrationen. Anita Albus nähert sich Marcel Proust und seinem monumentalen Werk: "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit". In einer spannenden Lektüre führt sie den Leser auf verschlungenen Pfaden durch den Proustianischen Garten der Lüste mit seinem Höllen- und seinem Paradiesflügel. Zahlreiche prächtige Illustrationen ergänzen ihre Deutungen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.04.2012

Als kenntnisreichen Führer beim Gang in die Kathedrale von Prousts "Recherche" empfiehlt uns Manfred Koch das Buch von Anita Albus. Wie Proust Kirche und Küche vereinte, wie er am Spargel die Auferstehungsmetaphorik, die Satansklaue und das sexuelle Moment literarisch auskostete, ähnlich am Johannisbeerstrauch, am Flieder - derartiges weiß die botanisch wie naturpoetisch gebildete Proustlerin Albus dem Rezensenten in metaphorischer, etymologischer und biografischer Detailarbeit aufzuweisen. Dass sie dabei eben keine Küchenpsychologie aufkocht, sondern artistisch weise und kundig vorgeht, imponiert dem Koch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.04.2011

Dieses Buch wird niemand, der es besitzt, wieder aus den Händen geben, ruft Gerhard Neumann beglückt von Anita Albus' schön gestaltetem Buch über Proust ("bewährte Rechtschreibung, edles Papier"). Deutlich wird allerdings in dieser etwas hermetischen Kritik, dass auch das besprochene Buch etwas für Kenner ist. Die Autorin und Malerin Albus nähert sich darin dem Proustschen Kolossalwerk der Recherche, indem sie Licht auf paradigmatische Szenen werfe: den Tod des Dichters Bergotte vor Vermeers "Ansicht von Delft", das Onanieren im Fliederzimmer. Neumann sieht hier den Gedanken vom Romanwerk als Kathedrale wunderbar aufgegriffen, in das Albus wie durch Kirchenfenster hindurchblicke. Mit "großer Gewissenhaftigkeit", meint Neumann, lege Albus die kunsthistorischen und biologischen Muster frei, die von Jean-Henri Fabres Insektenkunde bis zu Gaston Bonniers Botanik das Romanwerk durchziehen, und könne schließlich auch darlegen, wie sich Prousts schöpferische Selbstbefruchtung aus der "Sexualität von Medusenqualle und Orchidee" erkläre.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2011

Als Geschenk preist Rezensent Joachim Kalka Anita Albus' Buch über Marcel Prousts "Suche nach der verlorenen Zeit". Indem sich die Autorin  unerschrocken in den Details der "Recherches" verliert, kann sie eine erstaunliche Fülle von neuen Entdeckungen, inhaltlichen Bezügen und Analogien aufdecken, so der Rezensent geradezu überwältigt. Albus gehe dabei ihren eigenen Passionen nach, nämlich der Naturkunde, insbesondere der Botanik und der Vogelkunde, sowie dem mittelalterlichen Kathedralenbau. Damit geht die Autorin "weit über das Bekannte hinaus" und wirft ein Licht auf die Methodik und die Bauart des Riesenromans, das durch seine "unerreichte Intimität" besticht, wie Kalka schwärmt. Hingerissen ist er beispielsweise von den Anmerkungen zu den ausgeprägten botanischen Bezügen, denen Albus bis zu ihren mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen nachgehe. Sie deutet - für die herrschende Meinung in der Forschung "fast ein Skandalon", wie der Rezensent betont - den Roman mit seiner Suche nach einer "höheren Wahrheit" als Zeugnis der Gläubigkeit. Für Kalka vielleicht nicht unbedingt glaubhaft, aber als Grundlage zu interessanten Debatten durchaus anregend. Eins steht für ihn fest: Nach diesem Buch wird jeder Leser Marcel Prousts "Suche" mit ganz neuen Augen sehen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2011

Der S. Fischer Verlag lässt sich sein Jubiläumsprogramm zum 125-jährigen Bestehen einiges kosten, meint Rezensentin Ina Hartwig, die bewundernd auf diesen Proust-Essay blickt: der Einband aus feinstem, dunkelblauen Leinen, nicht minder beeindruckendes Papier, aufwändige Bebilderung mit Pflanzen und gotischer Kirchenkunst und nicht zuletzt das "selbstbewusste" Versprechen, die Autorin und Malerin Anita Albus bringe in ihrem Essay zu Marcel Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" bisher Unentdecktes ans Licht. Nach der Lektüre bleibt Hartwig allerdings mit durchaus ambivalenten Gefühlen zurück. Bewundernswert sogar findet sie, wie Albus fast obsessiv - teils aus dem Blickwinkel der strengen Katholikin, teils durch den der Botanikerin - Prousts Hingabe an sakrale Baukunst und botanische Poetik zu einer Einheit zu verbinden weiß. Dabei komme der Autorin ihre präzise, ganz in Proustscher - "Orchideen beim Befruchtungsakt" bespitzelnder - Tradition stehende Beobachtungsgabe zu Gute, die tatsächlich das ein oder andere bisher übersehene Detail entdecke; deshalb ist die Rezensentin auch bereit, den zeitweise humorlosen Lehrbuchton zu verzeihen.  Dies gelingt ihr jedoch weniger, wenn die Autorin sich längst widerlegten Deutungsklischees anschließt. "Zutiefst verstört" ist die Kritikerin schließlich, wenn Albus ihren lehrreichen Essay durch eine Fehlinterpretation in "Kunstreligion" münden lässt.
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