In der aktuellen
Ausgabe des Magazins
interviewt der
Schriftsteller J.
M.
Coetzee seine aus Buenos Aires bzw. Patagonien stammenden SchriftstellerkollegInnen
Pedro Mairal,
Samanta Schweblin und
Fabian Martinez zum Verschweigen der
indigenen Kultur in ihrer Heimat und in Australien, das alle drei jüngst bereist haben. Fabian Martinez: "Die blutige Geschichte der Enteignung der indigenen Bevölkerung in Argentinien, die bis in die Gegenwart reicht, wird
kaum diskutiert, nicht mal in progressiven Kreisen. Es handelt sich um eine
profunde Ignoranz gegenüber der Geschichte. All die Massaker und Misshandlungen gegen die Indigenen haben es
nie bis in die Geschichtsbücher geschafft. Zugleich gibt es in den Massenmedien praktisch keine indigene Stimme." Schweblin fügt hinzu: "Ich war geschockt, als ich die Indigenen in Adelaide und Perth sah; ihr Schmerz und die Gewalt waren mit Händen zu greifen. Wie ein
Geist aus der Vergangenheit. In Argentinien gibt es das nicht. Das kulturelle Gedächtnis kennt sie nicht. Meine Generation fühlt sich eher einem europäischen Großvater verbunden als der indigenen Vergangenheit. Wir kennen sie nur aus den Erzählungen der Kolonisten, bis heute gibt es
keinen Geschichtsrevisionismus, der sie einbeziehen würde." Und Pedro Mairal: "Genau, es gibt diesen
Prozess der Unsichtbarmachung, eine argentinische Neigung, sich als europäisch zu sehen. Das unterschlägt völlig die Präsenz indigenen Blutes in unserer Kultur. Und die Indigenen mussten sich selbst verleugnen und sich in eine europäische Identität einpassen."