Magazinrundschau - Archiv

La Jornada Semanal

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 03.11.2003 - Jornada Semanal

Vor 50 Jahren erschien erstmals "Der Llano in Flammen", ein schmales Bändchen mit 16 großartigen Kurzgeschichten über das ländliche Mexiko. Sein Autor, Juan Rulfo, veröffentlichte danach noch einen ebenso dünnen Roman, "Pedro Paramo", und sonst wenig mehr. Trotzdem gilt er wohl zu Recht als der wichtigste lateinamerikanische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Die Literaturbeilage der mexikanischen Tageszeitung La Jornada würdigt den 1986 verstorbenen Rulfo gleich in zwei Ausgaben. Diese Woche vergnügt sich Kritiker Eduardo Antonio Parra mit einer Rezension, die "Der Llano in Flammen" als ein gerade erst im zweiten Halbjahr 2003 erschienenes Buch behandelt. "Mit seiner dichten, poetischen Sprache, die immer im Volksmund verankert bleibt, fordern die hier versammelten Texte die städtischen Tendenzen der derzeitigen mexikanischen Literatur heraus", steht da zu lesen. Und: "Das Erstlingswerk des jungen Juan Rulfo verspricht eine brillante literarische Karriere". Nun, da kann Parra schwerlich irren.

Einzigartig an Rulfo ist seine Fähigkeit, das ländliche mexikanische Spanisch in universale Literatur zu verwandeln, meint auch der chilenische Schriftsteller Jorge Edwards. Die Genialität, mit der ihm dies gelang, erkläre, wieso er keine Nachahmer gefunden hat: "Wie er zu schreiben ist unmöglich". Außerdem in La Jornada Semanal: eine sehr positive Besprechung der gerade erst erschienenen ersten zwei Bände einer Gesamtausgabe von Sergio Pitol, dem mexikanischen Schriftsteller und ehemaligen Diplomaten, der mit seinen bitterbösen Gesellschaftsporträts auch hierzulande Bewunderer hat.

Magazinrundschau vom 20.10.2003 - Jornada Semanal

Von einem vor allem auf dem Rücken von Gabriel Garcia Marquez ausgetragenen Krieg der literarischen Generationen Lateinamerikas berichtete der Perlentaucher letzte Woche. Ausgerechnet La Jornada, "die mexikanische taz" (C. Krauthausen), schlägt in der neuesten Ausgabe ihrer Kulturbeilage La Jornada Semanal nun deutlich versöhnlichere Töne an. Unter der Überschrift "20 anos de compania" erklärt der kolumbianische Autor Hector Abad Faciolince, dass man Garcia Marquez den Nobelpreis ruhig ein zweites Mal verleihen könne; Faciolince begrüßt außerdem die Aktivitäten der gewöhnlich übel beleumdeten internationalen Literaturagenten, die es inzwischen lateinamerikanischen Schriftstellern aller couleur und Generationen ermöglichten, ihr Auskommen zu finden und ein internationales Publikum zu erreichen. Seinen, zumindest was die kolumbianische Literaturszene betrifft, durchaus optimistischen Befund bringt Abad auf die Formel: "Zwischen dem "mierda", mit dem Garcia Marquez seinen Roman "Der Oberst hat niemand, der ihm schreibt" enden, und dem "mierda", mit dem Fernando Vallejo seinen Roman "El fuego secreto" anfangen lässt, ist der kolumbianische Roman nicht nur volljährig geworden, sondern erwachsen und reif."