Das ist der Vorteil, wenn man auf der südlichen Hälfte dieser einen Welt lebt: N, die bis vor kurzem noch ein wenig pompös
Cultura y Nacion genannte Kulturbeilage der argentinischen Tageszeitung
Clarin, bringt pünktlich zu Weihnachten die bei Zeitungslesern wie -machern weltweit so beliebten
Lesetipps für den eben anbrechenden Sommer;
hier die den lesehungrigen Argentiniern zum Mitnehmen an den Strand empfohlenen Romane,
hier eine Handvoll Bestseller.
Vor allem aber schärft die Entfernung natürlich den Blick für die Geschehnisse auf der nördlichen Halbkugel: In einem gerade dieser Tage höchst lesenswerten
Interview findet der (u. a. in der
FAZ für seine brillanten Essays
gefeierte) spanische Ex-Diplomat und Islamwissenschaftler
Jose Maria Ridao, soeben mit großen Ehren empfangen in Buenos Aires, deutliche Worte für die Schwierigkeiten des Nordens beziehungsweise Westens im Umgang mit den
"barbarischen" Völkern und Kulturen der übrigen Welt: "In den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren hat sich in Europa ein
neuer Begriff von Kultur durchgesetzt. Bis dahin war Kultur ein aufklärerischer Begriff, sein Gegenteil hieß Unwissenheit. Heute dagegen benützen wir den Begriff Kultur im romantischen Sinne, heute setzen wir Kultur gleich mit Tradition, und das Gegenteil von Kultur ist eine
andere Kultur, und das Gegenteil dieser anderen Kultur wieder eine andere Kultur und immer so weiter."