Efeu - Die Kulturrundschau - Archiv

Architektur

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Efeu - Die Kulturrundschau vom 27.12.2023 - Architektur

ETH-Bibliothek / Pylône de 300 mètres de hauteur pour la ville de Paris 1889. Vorprojekt 6.6.1884 von E. Nouguier et M. Koechlin 


Ähm, hüstel. Ganz groß feiert Frankreich den hundertsten Todestag Gustave Eiffels, der mit seinem Eiffelturm zum hundersten Jahrestag der Französischen Revolution ein heiteres und graziöses - und dabei gigantisches - Monument des Säkularismus schuf. Aber die Idee, "für die Weltausstellung etwas Gewaltiges zu schaffen", hatte eigentlich ein Schweizer, insistiert Helmut Stalder in der NZZ, nämlich Maurice Koechlin, der Chefingenieur bei Eiffel war: "Aus eigenem Antrieb denken Koechlin und sein Bürokollege, Emile Nouguier, über ein Projekt nach, 'um der Ausstellung eine Attraktion zu geben'. Am 6. Juni 1884 sitzt Koechlin abends am Tisch in seiner Wohnung an der Rue Le Chatelier 11 - es ist die Geburtsstunde des Turms. Rasch und ohne technische Hilfsmittel skizziert er den 'Pylône de 300 m de hauteur'. Das vergilbte Beweisstück für Koechlins Urheberschaft liegt heute im Archiv der ETH-Bibliothek in Zürich." Eiffel war laut Stalder vor allem der geniale Vermarkter, der dem Projekt zum Durchbruch verhalf. In einem zweiten Artikel porträtiert Hubertus Adam den revolutionären Ingenieur Eiffel.

Außerdem: Niklas Maak besucht für die FAZ in Arles das Atelier Luma, wo man an bioregionalen Baumaterialien bastelt.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 21.12.2023 - Architektur

Im kommenden Jahr soll Notre Dame fertig sein - "heller denn je", etwas mehr als fünf Jahre nach dem Brand, berichtet Oliver Meiler in der SZ. Ob das nun schnell ist oder nicht, ist im Grunde gleich, denn Emmanuel Macron hatte den Wiederaufbau ohnehin als Ausdruck des französischen - und nicht zuletzt seines Willens inszeniert, so Meiler: "Am Tag nach dem Brand ernannte der Präsident einen Sonderbeauftragten für den Wiederaufbau, das war auch nötig. Die Kathedrale, die dem Staat gehört, musste zunächst gesichert werden, damit nicht noch mehr verloren ging, noch mehr einkrachte. Unterdessen lief die Spendenaktion an, wieder Rekordzahlen: 845 Millionen Euro gingen ein, aus 150 Ländern, von 340 000 Spendern. Genug, um das Wunder zu finanzieren, ohne Steuergelder. Es wird, wie man heute weiß, sogar noch etwas übrig bleiben für spätere Arbeiten. Nur ein paar Monate nach dem Brand beschloss das französische Parlament die Bildung einer öffentlichen Einrichtung, die sich um alles kümmern sollte, die Rekrutierung der besten Architekten und Ingenieure im Land, der besten Handwerker und Kunsthandwerker."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 20.12.2023 - Architektur

Nach der Abwahl der rechtspopulistischen Polnischen PiS-Regierung gerät eines ihrer Prestigeprojekte ins Wanken, erläutert Viktoria Großmann in der SZ: Der Wiederaufbau des Sächsischen Palais auf dem Warschauer Plac Piłsudskiego. Unter anderem stellt sich die Frage, wer die Kosten übernimmt. Eine finanzielle Beteiligung Deutschlands, dessen Truppen das Gebäude 1944 sprengten, steht im Raum. Die Architektin Marta Sękulska-Wrońska plädiert dafür, den Bau trotz aller Schwierigkeiten zu stemmen. Denn "noch habe Warschau seine Mitte nicht wiedergefunden. 'Man hat uns früher gesagt, die Ruinen sollen uns an den Krieg gemahnen', sagt die 40-Jährige. 'Aber ich denke, wenn wir wieder herstellen, was durch die Tragödie des Krieges verloren ging, stellen wir Kontinuität her. So können wir die ganze Geschichte erzählen und den Wert des Lebens betonen.' Nicht die Ruinen, sondern die wiederaufgebauten Symbole der jungen, polnischen Republik sollten stattdessen an die Geschichte erinnern."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 05.12.2023 - Architektur

7132 Hotel & Arrival Morphosis, Vals, 2014-2017
© Morphosis

Bauprojekte, die niemals realisierte wurden, bestaunt NZZ-Kritiker Andres Herzog in der Ausstellung "Was wäre wenn?" im Schweizerischen Architekturmuseum in Basel. Herzog sieht Entwürfe, die nicht die Gunst einer Wettbewerbsjury gewinnen konnten oder aus organisatorischen Gründen vor der Realisierung gestoppt wurden - jedenfalls viele geplatze Architekturträume. Manche hätte der Kritiker gerne verwirklicht gesehen, andere fallen deutlich "in die Kategorie Größenwahn": Hierzu "zählt das Projekt von Mario Botta für die Erweiterung des Bundeshauses in Bern. 1991 zeichnete der Architekt am Aarehang einen siebenflügeligen Monumentalbau, der das historische Gebäude darüber wie eine Trutzburg beschützte. Doch die Freude über das starke Bild verflog nach wenigen Monaten. Umweltverbände meldeten Bedenken an. Und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) pochte auf die Wettbewerbsordnung, deren Vorgaben beim Verfahren nicht eingehalten worden waren."

Ungewöhnlich differenzierte Töne hört Welt-Kritiker Alexander Gutzmer bei der Architekturtriennale im arabischen Emirat Schardscha. Das hätte er gar nicht erwartet, schließlich sei die Veranstaltung im konservativen Emirat eigentlich dazu prädestiniert, den "westlichen Ex-Kolonisatoren" mal "so richtig den Spiegel vorzuhalten". Die Nuancen kann Gutzmer auch in den ausgestellten Projekten erkennen: "Das Scheitern modernistischer Planungsideale ist auch in der vielleicht faszinierendsten, aber auch ambivalentesten aller Installationen zu besichtigen: dem 'Betonzelt', welches das Künstlerduo Sandi Hilal und Allessandro Petti im Ort Al Madam errichtete, gut eine Autostunde von Downtown Schardscha entfernt. Dieses Al Madam ist an sich schon an Absurdität nicht zu überbieten: Ursprünglich als modernes Musterdorf in der Wüste geplant, musste das ambitioniert geplante Projekt schließlich aufgegeben werden - der ständig in die modern gestalteten Häuser wehende Sand war einfach zu enervierend. Jetzt hat der Sand die Komplettkontrolle über die Gebäuderuinen übernommen. Nomadische Lebensstile und abstrakt moderne Gesellschaftsentwürfe kontrastieren hier."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 04.12.2023 - Architektur

Nikolaus Bernau besucht für die FAZ eine internationale Konferenz im Staatlichen Kunstmuseum von Taschkent. Die Bauten der usbekischen Hauptstadt aus der Sowjetzeit sollen unter dem Titel "Tashkent modernism" als Unesco-Weltkulturerbe vorgeschlagen werden. Einige Fragen bleiben dabei offen: "Über alle Technik hinaus kommt die soziale Frage: Wie kann man die Geschichte eines ausdrücklich kollektivistisch angelegten Baus wie etwa des Zhemchug-Turms auch im Zeitalter individuellen Wohnungsbesitzes erhalten? Er wurde als eine Art modernes Mahalla-Viertel gedacht: Die Wohnungen sind hier allerdings nicht horizontal um Gassen angelegt, sondern vertikal um einen gemeinsamen, dreigeschossigen Lufthof. Doch auf die Frage, ob dieses Modell von 1980, in dem Egalität, sozialer Zusammenhalt, Tradition und Modernismus zusammenkommen sollten, auch funktioniert habe, wird trocken geantwortet: nein, nie. Die Bewohner haben sofort angefangen, sich die Balkone als weiteren Wohnraum auszubauen, und die Hofterrassen mit Pflanzen so zugestellt, dass sie einen - immerhin reizvollen - Garten erhielten. Wie in jenen Hofhäusern, die für die Taschkenter Moderne weichen mussten. Sind diese Bewohner nun in das Welterbe-Projekt eingebunden? Bisher nicht."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 02.12.2023 - Architektur

Peris+Totale, Living Lattice, Bon Pastor, Barcelona


In der FAZ singt Klaus Englert eine Hymne auf den vorbildlichen sozialen Wohnungsbau der Architekten Peris + Total in Barcelona. Zuletzt errichteten sie im nördlichen Viertel Bon Pastor, wo hunderte maroder einfacher Arbeiterwohnungen abgerissen worden waren, "einen Block mit 54 Sozialwohnungen in unmittelbarer Nähe der Häuschen... Der jetzt fertiggestellte Neubau grenzt nördlich an die überdeckelte Autobahn der Ronda Litoral und den dahinter sich erstreckenden Rio Besòs. Für die ehemaligen Bewohner der Casas Baratas dürfte der Verlust schmerzlich sein, weil sie ihre Wohnungen in den Straßenraum verlängerten. Den Mangel versuchten Peris + Toral nun durch intelligente Wohnungsgrundrisse auszugleichen, die gute Belüftung und natürliche Belichtung garantieren. Hinter dem Eingangsbereich des abgeschlossen wirkenden Wohnblocks tun sich Grünflächen auf. So verfügen die Bewohner im Erdgeschoss über einen kleinen Garten, während die Mieter der oberen vier Geschosse im Gegenzug eine Terrasse mit Rankgerüsten sowie den Ausblick über die Flusslandschaft des Rio Besòs erhalten." Bon Pastor soll Teil eines neuen "Ökodistrikts" werden. Ob sich Arbeiter dann noch dort Wohnungen werden leisten können, bleibt allerdings abzuwarten.

Efeu - Die Kulturrundschau vom 30.11.2023 - Architektur

Das Hotel Solvay in Brüssel. Entworfen von Victor Horta. Foto: Max Delvaux.

Mit dem belgischen Architekten Victor Horta verbinde man gemeinhin "Stadthäuser für Jugendstil-Feen - nicht einen Tempel für moderne Musen", meint Marc Zitzmann in der FAZ. Aber genau in einem solchen findet sich der Kritiker in der Ausstellung "Victor Horta et la grammaire de l'Art nouveau" im Palais des Beaux-Arts in Brüssel wieder, der seinem Erbauer eine opulente Schau widmet: "Das 1893 errichtete Hôtel Tassel macht hier den Anfang: Es gilt als eine der frühesten Hervorbringungen des Art nouveau. Die Sichtbarkeit der eisernen Trägerstrukturen, die 'wasserpflanzliche' Anmutung des Dekors und die Erhebung eines Wintergartens zum Herzen des Baus zeugen vom Einfluss von Eugène Viollet-le-Duc, von japanischen Estampen beziehungsweise von Hortas Mentor Alphonse Balat, dem Architekten der Königlichen Gewächshäuser von Laeken. Aber die Fusion einer Halle mitsamt Treppe, deren Dekor an geschwungene Stängel gemahnt, und eines Wintergartens unter Glasdach zu einem Gesamtkunstwerk, das das Wachstum zum Licht des Wissens hin allegorisiert, ist dem Dialog mit dem Bauherrn entsprungen, einem Universitätsprofessor mit literarischen, philosophischen und auch fernöstlichen Interessen. Hortas Stadthäuser bilden oft derlei gebaute Porträts ihrer Auftraggeber."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 29.11.2023 - Architektur

Das ehemalige Diesterweg-Gymnasium in Berlin Wedding steht seit 2019 unter Denkmalschutz. Und zwar, findet Falk Jaeger im Tagesspiegel, zurecht. Denn der 1974 bis 1976 errichtete, "von Hans-Joachim-Pysall (Pysall Jensen Stahrenberg Architekten) entworfene Bau hat perfekt funktionierende Grundrisse und ist aufgrund seiner Modulbauweise und umsetzbarer Systemwände als flexible Nutzungsstruktur gedacht. Die am Fahrzeugdesign orientierten, leuchtend orange beschichteten 'Soft-Edge-Fassaden' mit abgerundeten Kanten und Fensterecken sind Ausdruck der Pop-Art jener Zeit." Nur, warum wird das Gebäude derzeit nicht als Schule genutzt und rottet vor sich hin? Man kann sich, mit Blick auf Berlin, die Antwort fast denken: "Die nötigen 60 Millionen Euro [Erhaltungskosten] sind nicht aufzutreiben. Man träumt von einem Modellvorhaben energetische Sanierung, doch das Vorhaben steht auf keiner Perspektivliste und ist aus der Finanzplanung gestrichen worden. Das Kulturdenkmal wird noch viele Jahre Leerstand und Vandalismus ausgesetzt sein, als Unkulturdenkmal für die Schul- und Finanzmisere des Landes."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 25.11.2023 - Architektur

Ausstellungsansicht Ideal und Form, mit Doppelstandbild der Prinzessinnen Luise und Friederike von Preußen, sog. Prinzessinnengruppe von Johann Gottfried Schadow, 1795, Friedrichswerderschen Kirche, 2023 © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / David von Becker 

Die Verbindung von Historie und Poesie bewundert Bernhard Schulz im Tagesspiegel beim Gang durch die Friedrichswerdersche Kirche in Berlin: Hier "hat Karl-Friedrich Schinkel beides verwirklicht, indem er auf die von ihm hochgeschätzte Backsteingotik zurückgriff, gleichzeitig dem Bau auf handtuchschmalem Grundstück eine ganz eigene, so noch nicht dagewesene Form gab. Sie macht es möglich, den ursprünglichen Kirchenraum heute als Hülle eines Museums zu nutzen, für Skulptur, aber eben auch für den Baumeister selbst, den bedeutendsten, den das 19. Jahrhundert in Deutschland gekannt hat." Ihrem Erbauer widmet die Außenstelle der Alten Nationalgalerie nun eine Ausstellung, die dem Besucher historische Hintergründe erläutert, so Schulz, der nun weiß, dass König Friedrich Wilhelm III. für Schinkels Geschmack ein wenig zu knausrig war: "Er war es auch, der Schinkel das Vorhaben untersagte, die Emporen in Gusseisen auszuführen, und sie stattdessen in herkömmlichem Holz ausführen ließ. Gusseisen war zur Bauzeit, zwischen dem Wettbewerbsgewinn 1824 und der Fertigstellung 1830, in Preußen ein kostbares Material und wurde vorrangig für militärische Zwecke produziert."

Efeu - Die Kulturrundschau vom 23.11.2023 - Architektur

Der Architekt Rob Krier, ein gebürtiger Luxemburger, der lange in Berlin aktiv war, ist tot. Im Tagesspiegel verfasst Bernhard Schulz einen Nachruf. Besonders prägend war seine Arbeit für eine Nachbarstadt Berlins: "Richtig Stadt konnte Rob Krier mit seinem Büropartner Christoph Kohl ab 1997 in Potsdam realisieren, mit dem Kirchsteigfeld auf 60 Hektar Fläche. 2500 Wohneinheiten entstanden nach einem Plan, der an manche Gartenstadt um 1900 erinnert, mit Häusern von ganz verschiedenen Architekten. Denn nichts verabscheute Krier so sehr wie das Serielle der Moderne. Überhaupt war die Moderne für Krier der Quell allen städtebaulichen Übels."
Stichwörter: Krier, Rob