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Krimis

Gäbe es die Zeit nicht (und die taz), würden in den deutschen Feuilletons überhaupt keine Krimis mehr besprochen. Eine Schande so was! Nachdrücklich empfohlen wird Frances Fyfields "Ein böser Verdacht" um eine nicht sehr intelligente, dickliche Frau, die ein Zugunglück ausnutzt, um unterzutauchen. Nichts für Liebhaber des "Heimeligen", lesen wir. Gelobt werden auch zwei Krimis von Giorgio Scerbanenco - "Die Verratenen" und "Der lombardische Kurier" - für ihre "erstaunliche literarische Qualität". Schließlich sei noch auf Ernest Tidymans ersten Shaft-Roman hingewiesen, der gerade in neuer Übersetzung erschienen ist. Die taz hat in ihrer Novemberbeilage fast nur Krimis besprochen. Mehr finden Sie hier.

Lyrik

Der hervorragendste Dichter Litauens ist Tomas Venclova, schreiben die Zeitungen. Sein Gedichtband "Vor der Tür das Ende der Welt" wurde fast überall in den höchsten Tönen gelobt. Die SZ bewundert den "unsentimentalen Kammerton", in der Zeit lobt Thomas Kling diese Reisegedichte, die bar jeder Gemütlichkeit seien, die NZZ spricht von philosophischen Miniaturen, nur Ralph Dutli in der FAZ hat Einwände, die sich jedoch vor allem gegen die Übersetzung Rolf Fieguths richten. FAZ und FR sind außerdem hingerissen von Thomas Klings neuem Gedichtband "Sondagen". Uneinig sind sich die Rezensenten über die Übersetzung von Federico Garcia Lorcas "Zigeunerromanzen" durch Martin von Koppenfels: die FAZ lobt die "natürliche Schönheit" der ins Deutsche gebrachten Verse, die NZZ spricht von einem "Befreiungsschlag", nur die FR findet sie bei weitem zu "entschlackt".

Erinnerungen / Autobiografien

Nur knapp hundert Seiten lang ist George Taboris "Autodafe". Darin findet sich jedoch vieles, "darüber nachzudenken" sich lohnt, versichert die Zeit. Die FAZ hat während der Lektüre "das Leben als ein tragisches und komisches Welttheater" sehen können. Und die SZ ist beeindruckt, dass in diesem Buch "kein Platz" ist "für Sentimentalität" - schon gar nicht bei der Beschreibung eines Besuchs der Gedenkstätte in Auschwitz. Leicht bestürzt reagierte die Kritik auf J. M. Coetzees Schilderung seiner "Jungen Jahre". Die FAZ sieht ihn als kraftlosen Helden, der in London bei IBM arbeitet, ohne allerdings den Kafka in sich zu spüren. Deprimierend, aber in seiner Ehrlichkeit beeindruckend. Diesen Eindruck teilen auch die Rezensenten von NZZ, FR, SZ und Zeit.

Mit uneingeschränktem Lob bedacht wurde Hans Georg Behrs "Fast eine Kindheit". Allein schon inhaltlich warte der Autor mit einem "sensationellen Stoff" auf, schreibt die FR: Der Vater war deutscher NS-Offizier und wurde im Zuge der Nürnberger Prozesse gehängt, die Mutter war eine österreichische Opernsängerin, die Großeltern waren "antiklerikal" und "antifaschistisch", eine Tante jüdisch, der Bruder wurde mit 14 Jahren vor den Augen des Protagonisten von den Russen erschossen. Das alles schildert Behr in einem "kunstvoll schrecklichen Buch", lobt die FAZ. Und schließlich sei noch hingewiesen auf die Erinnerungen der Islamwissenschaftlerin Annemarie Schimmel "Morgenland und Abendland" und des Theologen Hans Küng "Erkämpfte Freiheit".

Kinder- und Jugendbücher

Für die ganz Kleinen hat die FAZ eine Empfehlung: Pija Lindenbaums "Franziska und die Wölfe" hat eine "subversive Kraft", die Monika Osberghaus sichtlich zu Herzen gegangen ist. Die Hauptfigur ist nämlich keine mutige Heldin, sondern ein Mädchen, das seinen "Ängsten und Schrullen freien Lauf lässt". Die SZ freut sich über einen "handfesten Krimi" für Menschen ab 10, Debi Glioris "Voll fies verzaubert". Eine Hexenfamilie in einem schottischen Schloss leistet sich allerhand makabre Späße, surft aber auch gern auf der Datenautobahn. Ebenfalls ab 10 Jahre: Philip Ardaghs "völlig durchgeknallter" (SZ) Roman "Schlimmes Ende" erzählt von einem normalen Jungen, der mit einer völlig verrückten Familie geschlagen. Das dürfte den meisten Kindern bekannt vorkommen!

Jugendlichen ab 12 empfiehlt die SZ Bali Rais "Bloß (k)eine Heirat" über den Sohn indischer Einwanderer, der auf keinen Fall eine unbekannte indische Braut heiraten, sondern lieber Torjäger bei Liverpool werden will. Sehr gelobt wurden außerdem Bjarne Reuters Abenteuerroman "Prinz Faisals Ring" und Katja Behrens Geschichte vom verliebten "Hathaway Jones". Und wer wissen will, warum Katzen immer auf die Füße fallen, vertiefe sich in den gleichnamigen Band von Gerhard Staguhn. Eine große Auswahl an Kinder- und Jugendbücher finden Sie in den Kinderbuchbeilagen von FR und Zeit.


Wir haben die Oktober- und Novemberbeilagen der Zeitungen komplett ausgewertet. Alle Rezensionsnotizen - aufgelistet nach Zeitungen und Themen - finden Sie hier.