Philip Ardagh

Schlimmes Ende

(Ab 10 Jahre)
Cover: Schlimmes Ende
Omnibus Verlag, München 2002
ISBN 9783570127018
Paperback, 125 Seiten, 9,90 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Harry Rowohlt. Mit 40 Illustrationen von David Roberts. Eddies Eltern leiden an einer seltsamen Krankheit. Ganz gelb sind sie, dazu wellig an den Rändern, außerdem stinken sie nach alten Wärmflaschen. Dr. Keks' Behandlung sieht Bettdecken aus braunen Papiertüten vor sowie das Lutschen von Zwiebeln und Eiswürfeln in Form berühmter Generäle. Damit Eddie sich nicht ansteckt, wird er zu Verwandten geschickt. Pech für Eddie, dass es sich dabei um seinen wahnsinnigen Onkel Jack und seine wahnsinnige Tante Maud handelt. Und dass ihr Haus "Schlimmes Ende" heißt ...

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.01.2003

In schlechten Zeiten sollte man besser von noch schlechteren Zeiten lesen oder einfach "unglaublichen Unsinn", erklärt Rezensent Konrad Heidkamp. Philip Ardaghs "Ein schlimmes Ende" ist wohl eher letzteres. Der Roman für Kinder von dem 41-jährigen Engländer Philip Ardagh erhielt den Preis "Luchs des Jahres 2002". Zurecht, urteilt der Rezensent. Ardgah, der schon über 60 Bücher geschrieben hat, sei der "geborene Pädagoge": ständig unterbreche er die Geschichte vom zehnjährigen Eddie, den seine kranken Eltern zum Wahnsinnigen Onkel und der Wahnsinnigen Tante schicken, mit "Unwissenswertem und irrsinnigen Einschüben". Das Buch, so Heidkamp, ist eine Groteske, geht aber (vorläufig) glücklich aus. Eine Fortsetzung ist offenbar geplant. Hingerissen ist Heidkamp vor allem vom Wortwitz Ardaghs: Das sei das "Land von Laurence Sterne und Charles Dickens, von Terry Jones und Monty Python." Was für ein Glück, freut sich der Rezensent, dass gerade der "Wortschöpfer- und verrücker" Harry Rowohlt den Roman übersetzt hat.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.11.2002

Fritz Wolf ist absolut hingerissen von diesem Roman, den man, wie er preist, in "mehreren Etagen lesen" kann. Während er für Kinder wohl vor allem als "surrealer, in Sprache verfasster Comic" zu lesen sei, stecke er so voller literarischer Anspielungen, dass er für Jugendliche und Erwachsene als "literarische Parodie" erkennbar werde, so der Rezensent begeistert. Er hat sich bei der Geschichte um den 11jährigen Eddie, der zu seinen verrückten Verwandten muss, weil seine Eltern erkrankt sind, königlich unterhalten und er kommt bei den in jeder Zeile platzierten Witzen "kaum zum Atemholen". Der Rezensent schwärmt, dass der britische Autor genauso viele Anspielungen auf Motive der britischen Literatur mache wie Joanne K. Rowling und dabei "souverän mit Vertrautem spielt". Mit dem Unterschied allerdings, dass Ardagh diese "Topoi" auf die Schippe nehme, stellt Wolf amüsiert fest. Dass dieses Buch auch noch "kongenial" ins Deutsche übersetzt ist, freut Wolf dabei besonders.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Ein "völlig durchgeknalltes Buch", urteilt Antje Weber begeistert. Philip Ardagh mache dem Ruf der Engländer, verschrobene und liebenswerte Naturen zu sein, alle Ehre. Und auch Harry Rowohlt wird ihr zufolge seinem Ruf als hervorragender Übersetzer solch verschrobener liebenswerter Kinderbücher gerecht. Der historische Zeitraum der Handlung ist nur vage skizziert: die Geschichte spielt zur Zeit der Erfindung des Revolvers, also früher. Ansonsten vagabundiert der völlig normale Junge Eddie durch eine komplett verrückte Familien- und sonstige Welt, in der es Bettzeug aus Papiertüten, Trockenfisch als Währung und einen Großonkel gibt, der sein Pferd auf dem Klo vergisst. Kinder und Jugendliche, vermutet Weber, könnten bei dem Buch mit all seinen Nebensträngen und Abschweifungen etwas überfordert sein, erwachsene Kindsköpfe aber sollten sich ungehemmt dem von Rowohlt ins Deutsche geretteten Sprachwitz Ardaghs hingeben.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.09.2002

Erwachsene sind merkwürdig. Das muss der kleine Eddie Dickens, der bei Onkel und Tante untergekommen ist, weil seine Eltern an seltenen Krankheit leiden, am eigenen Leib erfahren: der wahnsinnige Onkel Jack bezahlt sein Nachtquartier mit Trockenfischen, die ebenso wahnsinnige Tante Maud unterhält eine innige Beziehung zu einem ausgestopften Wiesel. Für Kloja Mensing ist "Schlimmes Ende" von Philip Ardagh keines dieser "Kinder- und Jugendbücher", "die nebenher alle möglichen Dinge erklären wollen." Ardagh, der ansonsten non fiction schreibe, und sich mit Ritterburgen, Pyramiden und Hieroglyphen auskenne, wisse vermutlich, so Mensing, "dass es darüber hinaus Dinge gibt, die sich nicht ganz so einfach erklären lassen." Das Verhalten von Erwachsenen beispielsweise. Eddies Eltern etwa brennen in Abwesenheit ihres Sohnes vergnügt ihr Haus nieder. "Warum?", fragt Mensing, um sich gleich selbst die Antwort zu geben: "Falsche Frage. Richtiges Buch."

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.08.2002

Eine Geschichte für Menschen ab 10 soll das sein. Wenn Eddie seine Reise in die große Welt antritt, um schließlich im Waisenhaus Sankt Fürchterlich zu landen, so geht das, bei diesem Autor zumindest, allerdings nicht unter einer Wiederbelebung britischer Romanwelten aus dem Geiste der Unordnung und Spielfreude vonstatten und auch nicht ohne Wortwitz und jede Menge kulturgeschichtlicher Exkurse, "vom Grundwissen über die Erfindung der Polizei ... bis zum Strom". Eine "furiose Fülle", freut sich Reinhard Osteroth über das Buch und einen Autor, der ausschaut "wie ein auf über zwei Meter gestreckter Harry Rowohlt". Der wiederum hat das Buch nicht nur übersetzt, sondern auch auf zwei CDs gesprochen, "vollmundig ... von Understatement moduliert".