Reiner Stach

Kafka

Die frühen Jahre
Cover: Kafka
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100751300
Gebunden, 608 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Nach den fulminant gefeierten ersten zwei Bänden seiner Kafka-Biografie schließt Reiner Stach sein großes Werk mit Kafkas Kindheit und Jugend, Studium und ersten Berufsjahren ab. Die Entfaltung von Kafkas Sprachtalent, seine Bildungserlebnisse, die Reifung seiner Sexualität und nicht zuletzt die Auseinandersetzung mit neuen Technologien und Medien sind die entscheidenden Wegmarken. Erneut bietet Reiner Stach ein erzählerisch dichtes und farbiges Panorama der Zeit und zugleich die einfühlsame Studie eines außergewöhnlichen Menschen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.11.2014

Rainer Stach hatte sich für seine Kafka-Biografien die gewaltige Aufgabe gestellt, erlebbar zu machen, "wie es gewesen ist, Franz Kafka zu sein", weiß Andreas Isenschmid, eine Aufgabe, der Stach mit seiner informierten Empathie, mit "Feinheit, Takt und Angemessenheit" in der Interpretation beinahe absurd gerecht geworden ist, so der Rezensent. Bei den Recherchen für dritten Band "Die frühen Jahre" stand Stach nun vor dem Problem, dass Kafka über diese Zeit kaum etwas geschrieben hat, erklärt Isenschmid. Doch auch dieses hat der Autor meisterlich gelöst, lobt der Rezensent: indem er genauer hingesehen hat als die bisherige Kafka-Forschung, derer er sich natürlich ebenfalls bedient, und indem er die Fakten der Sozialgeschichte konsequent auf ihre potentiellen Auswirkungen auf den jungen Kafka abtastet, ohne sich auf unbegründete Spekulationen zu verlassen, so Isenschmid.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.11.2014

Roland Reuss ist rundum glücklich mit dem dritten Band von Reiner Stachs Kafka-Biografie. Gründe sind für ihn: die geringe Anzahl an Sachfehlern, Stachs erstaunliches Niederringen der mit der achronologischen Erscheinungsweise der Bände einhergehenden Konstruktionsprobleme, sein Talent bei der genauen Synthese der Forschung, die Vermeidung sprachlicher, durch die Konfrontation mit Kafkas Diktion entstehender Abgründe sowie vor allem die Widerständigkeit, die der Autor einer Parallelisierung von Leben und Werk entgegenbringt.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.10.2014

Manfred Schneider ist dem Autor unendlich dankbar für seine dreibändige Biografie über Kafka. Der nun vorliegende Abschlussband über Kafkas frühe Jahre (1883-1910) stößt den Rezensenten nicht nur auf das Problem der Quellen, das der Autor laut Schneider elegant löst, indem er die Bühne der Stadt Prag mit ihren Freudenhäusern und der Versicherungsanstalt liebevoll zeichnet und Kafka hineinmontiert, zugleich doch immer wieder zu bedenken gibt, dass man darüber nichts Genaues wissen könne, oder nur das wenige, was Anekdoten von Wegbegleitern und Kafkas eigene Zeugnisse hergeben. Nun erzählt Rainer Stach aber so unwiderstehlich, sorgsam und diskret, dass Schneider ihm ohnehin sofort verfällt. Dieser uneitle, schwingende Ton, dies minuziöse Beobachten! Und alles weit entfernt von akademischer Deutung, staunt Schneider, der nicht nur Stachs Erörterungen über Kafkas Schwimmleidenschaft mit Riesengewinn liest.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2014

Nach achtzehn Jahren und 2010 Seiten liegt nun auch der dritte Band der großen Kafka-Biografie Reiner Stachs vor und Rezensent Steffen Martus beteuert, dass er den beiden Vorgängern in nichts nachsteht. Nun sind es also die frühen Jahre Kafkas, die sich Stach vornimmt, und im Gegensatz zu den vorherigen Werken musste der Autor mit einer deutlich dünneren Quellenlage auskommen, informiert der Kritiker. Ein Nachteil, den der Autor aber in eine Stärke verwandle, denn dank eindringlicher Lektüre zeitgenössischer Zeitungen gelinge es Stach, die historischen Hintergründe zu beleuchten und so deutlich zu machen, dass Kafkas Generation etwa die erste war, die unter den Bedingungen von Medientechniken ein nahezu vollkommen "entkörperlichtes Dabeisein" erlebte. Darüber hinaus entdeckt der Kritiker bereits in diesem Band viele der Motive, die später für Kafka bedeutsam werden sollten. Eine große, lehrreiche Biografie, die emphatisch und "klug konzipiert" erscheint, lobt der Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.10.2014

Ein Buch, von dem man lange zehren kann, schwärmt ein restlos begeisterter Dirk Knipphals. Für den Rezensenten liegt das nicht nur am ertragreichen Gegenstand, sondern vor allem auch an der Leistung des Autors Reiner Stach, wie er sich beeilt hinzuzufügen. Denn Stach gelinge es die frühen Jahre plausibel aufzuschließen, selbst da noch, wo die Quellen wenig hergeben: Mit behutsamen Spekulationen - Stachs Sensibilität ist in diesen Momenten "ein Glücksfall", meint Knipphals - füllt er diese Leerstellen auf. Stachs These, die der Kritiker für glaubwürdig dargelegt hält, lautet, dass der junge, von Unsicherheiten geprägte Kafka im Reflexionsraum der Literatur eine Möglichkeit gefunden hat, mit dem Leben in Verbindung zu treten. Zur Seite gewischt werden dabei gängige Vorstellungen eines von Askese und Entbehrung geprägten Lebens, vielmehr lernt Knipphals Kafka hier von einer neuen, in jungen Jahren lebensfreudigeren Seite kennen. Sein Fazit deshalb: "Man hat wirklich viel von diesem Buch", nicht zuletzt, weil es den Leser immer wieder dazu anrege, über die eigene Lebensführung zu reflektieren.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 27.09.2014

Hellmuth Karasek meldet den Abschluss von Reiner Stachs gigantischer Kafka-Biografie. Der dritte Band, mit dem alles beginnt, die Jahre bis 1910, Kindheit, Prag, erste Veröffentlichung. Der Rezensent lernt so manches, etwa über die deutschen Schulen im damaligen Prag, über den Antisemitismus in der kulturellen Hochburg, über die Männergesellschaft und die Frauenverachtung. Dass der Autor rund 20 Lebensjahre für dieses hiermit abgeschlossene Werk gegeben hat, für Recherche und Prüfung von Zusammenhängen und Zeitläufen, merkt Karasek dem Band durchaus an. Und er weiß spätestens nach dieser Lektüre: Kafka war ein Jahrtausend-Autor.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.09.2014

Andreas Platthaus freut sich aus ganzem Herzen über diesen letzten Band von Reiner Stachs Mammutprojekt einer dreibändigen Kafka-Biografie. Dem Autor gebührt alle Ehre, findet er, wegen seiner Entbehrungen während der 18 Jahre dauernden Arbeit, seiner Rechercheintensität, seiner Stilsicherheit und der Erkenntnisse, die er dem Leser eröffnet. Über die jungen Jahre Kafkas bis 1911 erfährt Platthaus bei Stach ausschließlich Neues, nichts, was in den beiden vorangegangenen Bänden schon verhandelt worden wäre. Besonders imponiert hat ihm, wie der Autor mit der Trennung von Text- und Anmerkungsteil verfährt, wie er höchste wissenschaftliche Ansprüche wahrt, ohne den Textfluss unnötig zu unterbrechen, und Kulturgeschichte erzählt, ohne Kafka je aus den Augen zu verlieren. Wie sehr dem Autor für seine Mühe zu danken ist, merkt Platthaus spätestens dann, wenn Verweise auf Unpubliziertes, wie den Brod-Nachlass, andeuten, wie schwer die Quellenlage bei Kafka sich noch immer gestaltet.
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