Martin Stingelin

Das Netzwerk von Deleuze

Immanenz im Internet und auf Video
Cover: Das Netzwerk von Deleuze
Merve Verlag, Berlin 2000
ISBN 9783883961552
Kartoniert, 139 Seiten, 10,23 EUR

Klappentext

Hier wird erstmals der - seine medialen Voraussetzungen reflektierende - Denkraum von Deleuzes Netzwerk auf Video (das 7 stündige "Abecedaire") und im Internet (die 1000 Seiten www.imaginet.fr/deleuze) kartografiert. Die Pädagogik des Begriffs oder Wie zimmert man auf offener See ein Floß? Und: Wie deleuzianisch ist das Internet? Zentral ist der Begriff der Immanenz, der auf Spinoza verweist und an Bartleby und Wakefield expliziert wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 11.01.2001

Cord Barkhausen zeigt sich spürbar angetan von dieser "beeindruckend unaufgeregten Dokumentation", in der der Autor vor allem der (von Deleuze selbst so genannten) `Zickzackfluglinie` seiner Philosophie nachspürt. Dieses Chaotische sieht Barkhausen von Stingelin als in erster Linie Schöpferisches Tun dargestellt, das keiner Rechtfertigung bedarf, womit Stingelin "der üblichen Polemik dem Philosophen gegenüber den Wind aus den Segeln" nehme. Aber auch darüber hinaus sieht der Rezensent hier die Philosophie und die Arbeitsweise Deleuze` gut getroffen, etwa dort, wo der Autor mit bildhafter und verständlicher Sprache vom Schiffbrüchigen spricht, der sich auf offener See ein Floß baut, weil `man nur innerhalb eines Elements einem Element trotzen kann`. Gut gefallen dem Rezensenten außerdem Stingelins Ausführungen zu "zwei weiteren Prüfsteinen des Deleuzeschen Denkens", bei denen er auf Melvilles "Bartleby" und Northornes "Wakefield" eingeht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.04.2000

René Aguigah scheint ganz glücklich zu sein, dass mit Martin Stingelin nun endlich jemand angetreten ist, der der Vereinnahmnung von Deleuze durch so manche Internet-Gemeinde etwas entgegen zu setzen weiß. So weist Aguigah beispielsweise auf die "Polemik gegen binäre Logik, Informatik und `Techno-Narzissmus`" von Deleuze hin sowie auf seine Vorstellung von "Virtualität", die etwas gänzlich anderes meint als der gemeinhin verwendete Begriff der "Computervirtualität". Stingelin sei daran gelegen, einen Eindruck von der Denkweise Deleuze` zu vermitteln. Dass der Autor dies u. a. mittels der recht ungewöhnlichen Vorlesungen von Deleuze versucht, hält der Rezensent für überaus sinnvoll, da die "Zeichen, durch die sich ein charakteristischer Lebens-, Denk-, und Arbeitsstil zu erkennen gibt", in Aguigahs Augen "integraler Bestandteil" seines Denkens sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.04.2000

Guido Graf lobt an diesem "eleganten und pointierten Essay" vor allem, dass der Baseler Philosoph Stingelin Gewinn und Gefahr der Netz-Metapher bei Deleuze verdeutlicht: Einerseits ist die "permanente Verkomplizierung des Denkens" ein kreativer Gewinn, der zu immer neuem Denken anspornt. Andererseits kann man sich in einem Netz leicht verfangen. Stingelin veranschauliche, wie Deleuze mit Hilfe Nietzsches der Verhedderung im Netz entkommt, ohne - wie es im dem Internet oft geschieht - den Begriff Netz zur reinen "Verteilstation irgendwie vorhandenen Wissens" zu degradieren, lobt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.03.2000

Mit seinem Begriff des Rhizoms, des dezentralen, nicht hierarchisierten Luftwurzelwerks, sei Deleuze, ohne es zu wissen, ein Vordenker des Internets gewesen, merkt Fritz Göttler in seiner Kritik des Buchs an - und nun existiert im Internet offensichtlich ein Deleuze-Projekt, bei dem die Vorlesungen des Philosophen von 1971 bis 87 veröffentlicht werden. An Stingelins Buch gefällt Göttler, das er sich dem Werk des Philosophen von außen nähere. Auch auf Stingelins Vergleich zwischen Deleuze und Foucault, die er in systematischer Weise gegeneinander zu profilieren scheint, weist Göttler in seiner sehr wohlwollenden Kritik hin.
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