Klappentext
Niemand weiß mehr, was Bildung bedeutet, aber alle fordern ihre Reform. Ein Markt hat sich etabliert, auf dem Bildungsforscher und -experten, Agenturen, Testinstitute, Lobbys und nicht zuletzt Bildungspolitiker ihr Unwesen treiben. Nach der "Theorie der Unbildung" nun also ihre Praxis: Das, was sich aktuell in Klassenzimmern und Hörsälen, in Seminarräumen und Redaktionsstuben, in der virtuellen Welt und in der realen Politik abzeichnet, unterzieht Konrad Paul Liessmann einer scharfen Kritik. Hinter der Polemik steht ein ernstes Anliegen: der Bildung und dem Wissen wieder eine Chance zu geben.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.01.2015
Was der Philosoph Konrad Paul Liessmann in seiner "Geisterstunde" an Vorschlägen für bildungspolitische Reformen unterbreitet, klingt für Jens-Christian Rabe wirklich grundvernünftig, und der Rezensent fragt sich, warum nicht immerhin das getan wird, was jenseits der verfeindeten Lager Konsens sein müsste: bessere Daten zum Beispiel, verrät Rabe, denn Studien wie Pisa sind kaum repräsentativ und politisches Handeln auf extrem wackeligen Annahmen scheint schwierig, erklärt der Rezensent. Dennoch merkt man Liessmann die Richtung an, aus der er schreibt, so Rabe. Der Autor erbost sich über "Abrichtung, Anpassung und Zufriedenheit durch Konsum", die das gegenwärtige System prägen, und verteidigt einen klassisch-humanistischen Bildungsbegriff, berichtet der Rezensent.
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buecher.deRezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.01.2015
Hans-Albrecht Koch entdeckt einen Trend zu Büchern, die einen Trend in der Bildungspolitik problematisieren, nämlich den, dass zunehmend praxisdominierte Ausbildungsberufe ins Korsett eines theoretisch geprägten Studiums gezwängt werden. Als besonders beunruhigend arbeitet der in Wien lehrende Philosoph Konrad Paul Liessmann die Tendenz heraus, das Erlernen von "schwierigen, aber dauerhaft lohnenden 'Inhalten'" zugunsten des "Erwerbs sogenannter Kompetenzen" aufzugeben, fasst der Rezensent zusammen und steuert die Information bei, dass der aktuelle Lehrplan für Schweizer Grundschulen die Vermittlung von rund 4000 Kompetenzen vorsieht. Dass die Effizienz vortäuschenden Kompetenzen auf einen zukünftigen Bedarf abzielen, den keiner kennen kann, kritisiert Liessmann ebenso wie den Umstand, dass mit diesem Paradigmenwechsel die "Schönheit des Nutzlosen" aus der Bildung verschwinde, stellt Koch zustimmend fest.
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2014
Jüngst sind wieder zwei Bücher über den Niedergang unseres Bildungswesens erschienen, berichtet Heinz Schlaffer, Konrad Paul Liessmanns "Geisterstunde" und Julian Nida-Rümelins "Der Akademisierungswahn". Liessmann konzentriert sich vor allem auf einen Wandel in den Anforderungen, so der Rezensent: galt es früher, in Zeiten eines hehren Bildungsideals, sich intensiv mit Themen auseinander zu setzten, Wissen zu erwerben und daran zu wachsen, fordern und fördern die Institutionen heute vor allem "unverbindliche Kompetenzen", die Flexibilität gaukeln, in Wahrheit aber nur Techniken liefern, denen blind vertraut wird, fasst Schlaffer zusammen. Dabei sei eigentlich alles "ganz einfach", lässt sich der Rezensent vom Autor belehren - Schlaffer ist da skeptisch. Er vermutet, dass Liessmann einer Machbarkeitsfantasie aufsitzt und Hebel in Bewegung setzen will, die mit der Apparatur nur noch lose verbunden sind. Längst haben Planer, Lehrer und Eltern die Hoheit über die Bildung verloren, vermutet der Rezensent.
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