Michael Winterhoff

Deutschland verdummt

Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut
Cover: Deutschland verdummt
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2019
ISBN 9783579014685
Gebunden, 224 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Bildung in Deutschland: eine Katastrophe. Kinder und Gesellschaft nehmen Schaden! Michael Winterhoff redet Klartext, zeigt anhand vieler Beispiele aus seiner langjährigen Praxis als Kinder- und Jugendpsychiater, aber auch aus zahlreichen Rückmeldungen zu seinen Büchern und Vorträgen, was heute in Kitas und Schulen falsch läuft - so falsch, dass in seinen Augen die Zukunft unserer Gesellschaft gefährdet ist. Leidtragende sind für ihn die Kinder, die man quasi sich selbst überlässt. Winterhoff verharrt nicht bei der Bestandsaufnahme und Analyse, er zeigt konkrete Lösungen und Maßnahmen auf und fordert u.a. eine groß angelegte Bildungsoffensive: Weg von Kompetenzorientierung und den unfreiwillig zu Lernbegleitern degradierten Lehrern, hin zu echter Bildung und Pädagogen, die den Kindern wieder ein Gegenüber sein dürfen. Denn nur die Orientierung an Bezugspersonen ermöglicht die Entwicklung von emotionaler und sozialer Psyche.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.11.2019

In einer Sammelbesprechung nimmt sich Rezensent Martin Beglinger zwei neue Bücher - von Michael Winterhoff und Jürgen Kaube - über die permanente Bildungsreformen in den Schulen vor. Beide, so der nüchterne Kritiker, gehen von einem gravierenden gesellschaftlichen Versagen aus. Das Buch des Bestsellerautors und Kinderpsychiaters Winterhoff ist ihm viel zu alarmistisch. Selten untermauere der Autor seine steilen Thesen mit Fakten und Zahlen, vielmehr setze er offenbar auf einen allgemeinen Schulfrust seiner Leserschaft, die vermutlich mehrheitlich seine Rundumschlägen goutieren würden. Beglinger kritisiert vor allem, dass der Autor sowohl den "offenen Unterricht" als auch die Digitalisierung - zwei neue Modalitäten des Unterrichtens - behandelt, als wären sie flächendeckend und "diktatorisch" schon überall eingeführt. Anschließend schlägt er auf den Mangel an Beziehung ein, der durch beide Methoden befördert würde und wirkliches Lernen heutzutage verunmögliche. Den Kritiker hat besonders erbost, dass der Autor bei all seinen mit kräftigen Urteilen gewürzten Thesen - alles ist bei ihm "Chaos", "Katastrophe", "Wahnsinn" - von einer Vergangenheit ausgeht, in der alles besser gewesen sei.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.07.2019

Nein, dieses Buch hat Susanne Billig wirklich nicht überzeugt. Der Autor mag zwar manchen Missstand benennen, konzediert sie (erweist ihm aber nicht die Ehre, diese Misstände zu benennen), aber in toto sieht sie dieses Buch eher als Teil des Symptoms - erregtes Diskutieren ohne tiefere Kenntnis - als der Lösung. Der Autor hänge einer Uraltpädagogik an. Alles was nicht der Frontalpädadgogik aus grauer Vorzeit entspricht, finde nicht seine Gnade. Dabei beziehe er seine Argumente selbst eher aus "Hörensagen, Privatgesprächen, Bauchgefühl". Streitschriften seien ja ok, aber hier gehe es immerhin um Kinder. Eher genervt legt die Rezensentin dieses Buch zur Seite.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.06.2019

Rezensentin Hannah Bethke weist auf die Wichtigkeit des Buches von Michael Winterhoff hin. Was der Kinder- und Jugendpsychologe über das Bildungssystem und die Gefahren der Digitalisierung für die Entwicklung unserer Kinder schreibt, findet sie entmutigend, aber unabdingbar, die Schonungslosigkeit des Buches scheint ihr am Platz, auch wenn der reißerische Ton ihr überflüssig vorkommt. Dass die Situation an Schulen und Kindergärten prekär ist und die Verteufelung des Frontalunterrichts und der offene Unterricht verheerend, lernt Bethke aus Winterhoffs Analysen mit Schrecken. Winterhoffs Vorschläge für eine Schulreform (kleinere Klassen, Stopp der Digitalisierung) findet sie allerdings nicht sehr realistisch.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 11.06.2019

Martin Mair fällt nicht rein auf den Alarmismus des Kinderpsychiaters Michael Winterhoff. Dass der Autor geschickt seine Leser abholt, indem er Ressentiments bedient, vom Niedergang der Bildung und gleich der ganzen Gesellschaft schwafelt, ficht Mair nicht an. Zu pauschal das Urteil des Autors, zu holprig die Sprache, meint er, zu schief die Bilder und zu redundant die Argumente. Dass Winterhoff für seine Thesen keine wissenschaftlichen Belege bringt, ist das eigentlich Ärgerliche am Buch, findet Mair. Achtung, Zeitverschwendung, warnt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 23.05.2019

In seiner Kritik stellt Alex Rühle zwei Bücher vor, die sich mit Gegenwart und Zukunft der Schule befassen: "Ist die Schule zu blöd für unsere Kinder?" fragt Jürgen Kaube, während Michael Winterhoff schon in seinem Titel sicher ist: "Deutschland verdummt". Dem Kinder- und Jugendpsychologen Winterhoff wirft Rühle dann auch vor, nach seinem ersten Aufreger - und natürlich Bestseller - von 2008 "Warum unsere Kinder Tyrannen werden", jetzt eine weitere vollmundige Anklageschrift aufgesetzt zu haben, dieses Mal über die Schulen. Schon in seinem ersten Seller lag er in vielem daneben, und auch hier arbeitet er nicht "mit feinem Besteck", findet der bald entnervte Rezensent. Selbstverständlich sei an der grundlegenden Kritik der Verhältnisse viel dran, dass nämlich der vielfach geforderte und praktizierte "offene Unterricht" sowohl Kinder wie Lehrer überfordere. Aber nicht erst "seit John Hatties internationaler Metastudie 'Visible Learning'" würde diese Art des Unterrichtens in Fachwelt und Öffentlichkeit heftig diskutiert - was Winterhoff verschweige. Vielmehr fahre er munter weiter "mit dem Pauschalpanzer durchs Theoriegelände". Trotz vieler Auffassungen, denen auch Alex Rühle gern zustimmen möchte - dass beispielsweise die Digitalwelt nicht allzu heftig in den Schulunterricht gedrückt werden solle - bewertet er das Buch angesichts seines dramatisierenden Tons als eher "unterkomplex bis fragwürdig".
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