Kerstin Decker

Lou Andreas-Salome

Der bittersüße Funke Ich
Cover: Lou Andreas-Salome
Propyläen Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783549073841
Gebunden, 368 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

War sie Muse oder Monstrum? Den Männern schien sie beides. "Du warst der Abgrund, der mich verschlang", schrieb Rilke. Den Heiratsantrag des Orientalisten Friedrich Carl Andreas nahm sie unter der Bedingung an, nie das Bett mit ihm teilen zu müssen. Ihre Liebhaber wählte sie selbst. Vor allem aber schrieb sie bis heute beeindruckende Bücher über Ibsen, Nietzsche, Rilke, über Jesus und Gott, über Weiblichkeit, Erotik und "Psychosexualität". Sie war das Paradebeispiel der emanzipierten Frau, stand der Emanzipation jedoch skeptisch gegenüber.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2011

Es ist offenbar gar nicht so einfach, über Lou Andreas-Salome zu schreiben, ohne sie zu bewundern oder sich sogar in sie zu verlieben, meint Rezensent Ludger Lütkehaus mit Rückblick auf die zahlreichen Veröffentlichungen zu dieser anziehenden, "unanständig klugen" Autorin und ihrem Werk. Umso erfreulicher findet er, dass Kerstin Decker dieser Versuchung in ihrer Biografie nicht erliegt. Sie zeichne ein kritisches Bild der durchaus dominanten, zu Narzissmus und Grausamkeit neigenden Autorin, die nicht nur durch namhafte Liebhaber und Verehrer - beispielsweise Nietzsche, Ree oder Rilke - von sich Reden machte, sondern eben auch durch ihr vielschichtiges literarisches und essayistisches Werk. Dabei gehe Decker nicht moralisierend vor, lobt der Kritiker, sondern packe vielmehr in teilweise recht ungezwungenem, "schnoddrigem" Tonfall zu. Der überhaupt eher narrative, ab und an sarkastische Erzählstil der Biografin hat Lütkehaus so gut gefallen, dass er gern über den ein oder anderen kleinen Recherchefehler hinwegsieht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.02.2011

Ebenso "lebhaft und kapriziös" wie es Lou Andreas-Salome selbst war, ist die nun von Kerstin Decker vorgelegte Biografie, stellt Rezensentin Kristina Maidt-Zinke begeistert fest. Die Journalistin und Philosophin Decker, die unter anderem bereits über Else Lasker-Schüler  schrieb, verbinde gekonnt narrative mit analytischen Elementen und wechsele beeindruckend zwischen Empathie und "distanzierter Ironie". Großartig, wie die Biografin Salomes Sprache in ihrem Liebesroman über ihre Beziehung zu Rainer Maria Rilke schlicht auf die Formel "Courths-Mahler nach einer Überdosis Philosophie" bringe. Wenn Nietzsche Salome nach einem missglückten Heiratsantrag als "übelriechendes Äffchen mit seinen falschen Brüsten" bezeichnet, verweist Decker kurzerhand darauf, dass Lou gegenüber dem Winterpalais aufgewachsen war, sich also nicht selber wusch, sondern gewaschen wurde. Es sind aber nicht nur diese schönen Pointen und erfrischenden Bonmots, welche die Kritikerin bei der Lektüre eingenommen haben, ebenso lobt sie die "geistige Annäherung" der Biografin an die Akteure ihrer Erzählung. Mit dieser Biografie sei Decker ein treffendes, lebendiges Porträt von "Deutschlands erster Intellektueller" gelungen, deren Emanzipation heutige feministische Errungenschaften in den Schatten stellten, so die ganz hingerissene Rezensentin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.12.2010

Ein echtes Vergnügen war diese Biografie für den Rezensenten Oliver Pfohlmann, was auch an der "sprühenden Sprachlust" der Berliner Autorin Kerstin Decker liege. Aber vor allem natürlich an ihrem Sujet: der flamboyanten Lou Andreas-Salome. Die schätzt Pfohlmann als Schriftstellerin und Psychoanalytkerin, aber mehr noch als große Überwinderin der Konventionen, für die jede gesellschaftliche Schranke zum "Kreidestrich" wurde. Die gebrochenen Männerherzen, die ihren Weg säumten - Nietzsche über Rilke bis Wedekind waren ihr verfallen - erwecken allerdings sein Mitgefühl. Schließlich gewinnt er doch den Eindruck, andere Menschen seien für sie bloß zur Wunscherfüllung da - "nicht anders als die Kindermonster unserer Gegenwart".