Jura Soyfer

Jura Soyfer: Werkausgabe, 4 Bände

Auf uns kommt's an! - Sturmzeit - So starb eine Partei - Zwischenrufe links
Cover: Jura Soyfer: Werkausgabe, 4 Bände
Deuticke Verlag, Wien 2002
ISBN 9783216306432
Gebunden, 1270 Seiten, 74,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Horst Jarka. Die vorliegende Ausgabe zu Soyfers 90. Geburtstag vereinigt alle seine Schriften, die noch erhalten sind. Der erste Band ("Zwischenrufe links") enthält Soyfers Satiren. Detaillierte Anmerkungen erläutern den zeitgeschichtlichen Hintergrund, zeitgenössische Karikaturen lassen ihn lebendig werden. Im zweiten Band ("Auf uns kommt?s an!") sind Soyfers dramatische Arbeiten abgedruckt: seine Agitprop-Szenen vor 1934 und die unter der austrofaschistischen Zensur entstandenen fünf Stücke, die seine Bedeutung für das deutschsprachige Drama begründen - als ein "Nestroy im Keller", einem Erneuerer des Volksstücks zwischen Horvath und Brecht. Der dritte Band ("So starb eine Partei") beweist Soyfers Leistung als Prosaschriftsteller, der in seinen Skizzen kollektives Bewusstsein bloßstellte und in seinen Rezensionen für ein demokratisches Theater eintrat. "So starb eine Partei", Soyfers Roman über die Vorgeschichte der sozialdemokratischen Niederlage im Februar 1934, blieb Fragment. Dieser Band enthält fünf bisher nicht zugängliche Texte. Soyfers Briefe (1931-1939), gesammelt im vierten Band ("Sturmzeit"), sind die einzigen persönlichen Zeugnisse, die erhalten sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.01.2004

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Anton Thuswaldner von dieser Werkausgabe, die Jura Soyfer als "kämpferischen Zweifler" zeigt. Wie er berichtet, versuchte sich Soyfer, der 1939 mit 26 Jahren in Buchenwald umkam, auf allen Gebieten, arbeitete für das Kabarett, schrieb für Zeitungen Gedichte, Reportagen und Kritiken, verfasste Dramen und Satiren sowie einen Fragment gebliebenen Roman. Dabei entstand eine politische Literatur, "wie sie sonst in Österreich nicht zu finden ist". Thuswaldner legt dar, dass Soyfer in der Literatur vor allem ein Medium der politischen Aufklärung und ein Mittel im Kampf gegen Unmenschlichkeit und den Nationalsozialismus sah. Dabei hebt er insbesondere die Hellsicht hervor, mit der Soyfer die politischen Verhältnisse analysierte. Seine journalistischen Arbeiten charakterisiert er als "auf Effekt gearbeitete Sachtexte, gut bestückt mit sachlichen Hintergrundmaterial". Schriftstellerisch am bedeutendsten erscheinen Thuswaldner die Theaterstücke, die sich dem einfachen Schema der Parteipropaganda entziehen, und sich durch ihre "Lust an der Fantasie und dem kühnen Gedanken" auszeichnen. In seinen Dramen habe sich Soyfer freigeschrieben. Dagegen bleibe er in seiner Prosa am Realismus kleben. Dementsprechend sieht Thuswaldner in Soyfers Romanfragment eher ein "Dokument des Untergangs der Sozialdemokratie" denn ein "literarisches Monument". Insgesamt findet er aber leicht, Soyfer zu loben, "weil das Werk durch das kurze, unruhige Leben des Autors gewissermaßen beglaubigt wird".
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.06.2003

Der Dichter, Kabarettist, Autor Jura Soyfer hätte, meint Günter Stocker, der "österreichische Brecht" werden können, wenngleich mit einer nicht geringen Beimischung von (das war Soyfers erklärtes Vorbild) Nestroy. Er konnte es freilich nicht werden, weil er 1939 im Alter von 26 Jahren im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus starb. Erhalten sind, aus fünf Jahren, mehr als tausend Seiten, in der Werkausgabe sind sie versammelt. Vieles davon ist für den Tag entstanden, fürs Kabarett, als Agitprop in der Zeitung, entsprechend banal und nur noch Zeitzeugnis. Die künstlerische Entwicklung aber, so Stocker, versprach Großes: manche der späteren Gedichte gehörten zum Schönsten der deutschsprachigen Lyrik der Zeit, auch die Theaterparabel "Vineta" auf die austrofaschistische Heimat überzeugt. Aufregend aber findet der Rezensent vor allem das Romanfragment "So starb eine Partei", eine Milieustudie ohne Vorbild, die Geschichte des Niedergangs der Sozialdemokratie und als Held der kleine Beamte Zehetner, dem Helmut Qualtingers "Herr Karl" - eingestandenermaßen - viel verdankte.
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