Jörg Fisch

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker

Die Domestizierung einer Illusion
Cover: Das Selbstbestimmungsrecht der Völker
C.H. Beck Verlag, München 2010
ISBN 9783406598586
Gebunden, 220 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Die Idee eines Selbstbestimmungsrechts der Völker besagt, dass Völker das Recht haben, einen Staat zu bilden, und selbst darüber entscheiden können, ob sie dieses Recht wahrnehmen oder nicht. Die erste Gesamtdarstellung seiner Geschichte zeigt, wie es den Totengräber für die europäischen Kolonialreiche und andere Imperien gespielt hat und seit 1989 auf der Suche nach neuen Betätigungsfeldern ist. Entstanden aus dem Nationalismus und dem Antikolonialismus, erhebt das Selbstbestimmungsrecht der Völker den Anspruch, die internationalen Beziehungen auf eine herrschaftsfreie Grundlage zu stellen. Sprengstoff beinhaltet vor allem das damit verbundene Sezessionsrecht. Denn wer bestimmt, was ein Volk ist? Die Idee kollidiert hier schnell mit den machtpolitischen Realitäten und erweist sich als eine gefährliche, zum Missbrauch geradezu einladende Illusion, mit deren Domestizierung das Völkerrecht bis heute beschäftigt ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.05.2011

So einleuchtend das Selbstbestimmungsrecht der Völker im Ohr des Rezensenten klingt, so widersprüchlich erscheint es ihm nach der Lektüre des Buches von Jörg Fisch, der akribisch Theorie und Praxis in puncto Völkerrecht zueinander in Bezug setzt. Fischs Fazit gibt Urs Hafner so wieder: Die Selbstbestimmung existiert zwar, doch nur als unhaltbares Versprechen. Anderenfalls drohte die globale Anarchie. Weil Fisch seine These mit Beispielen von Lenin bis Woodrow Wilson belegen kann, sieht der Rezensent das Ganze schließlich nüchterner. In der Hand schwacher Völker aber erscheint es ihm dennoch als Chance.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.03.2011

Einen zwiespältigen Eindruck hat Jörg Fischs Studie über das Selbstbestimmungsrecht der Völker bei Rezensentin Alexandra Kemmerer hinterlassen. Sie hält dem Autor vor, den Begriff schon in der Einleitung als ein nicht einlösbares Versprechen zu diskreditieren. Auch die im ersten Teil des Buchs entworfene Theorie der Selbstbestimmung scheint ihr nicht wirklich überzeugend, da zu abstrakt, "blutleer und wenig ergiebig". Den zweiten Teil des Werks findet sie dagegen sehr gelungen. Hier liefert der Historiker in ihren Augen einen überaus profunden Überblick über die Geschichte der Selbstbestimmungsrechte der Völker.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.01.2011

Erhellend scheint Christian Hillgruber dieses Buch über das Selbstbestimmungsrecht der Völker von Jörg Fisch. Die zentrale These des Autors, der mit dem Selbstbestimmungsrecht verbundene Anspruch lasse sich nicht vollständig einlösen, wird in seinen Augen überzeugend begründet. Er attestiert dem Autor, die Problematik des Selbstbestimmungsrechts sowie die von den Staaten entwickelten Gegenstrategien und Instrumente wie das Sezessionsverbot zu erörtern. Deutlich wird für ihn auch, dass sich seit der Kodifizierung dieses Rechts für die Praxis eine wesentlich restriktivere Auffassung des Selbstbestimmungsrechts herausgebildet hat.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.10.2010

Rudolf Walther weiß Jörg Fischs Studie über das "Selbstbestimmungsrecht der Völker" zu schätzen. Er attestiert dem Zürcher Historiker, dieses Recht einer genauen Analyse zu unterziehen. Ausführlich geht Walther auf die Entwicklung des Begriffs "Selbstbestimmungsrecht der Völker" ein, der, wie der Autor belegt, zu den "erfolgreichsten Schlagworten der Gegenwart" gehört. Der systematische erste Teil der Arbeit scheint Walther wegen der stringenten Argumentation schlicht brillant. Der zweite historische Teil zeichnet sich für ihn durch seine profunde Darstellung des politischen Umgangs mit den "Illusionen und Paradoxien des Selbstbestimmungsrechts" aus.
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