Jana Hensel

Keinland

Ein Liebesroman
Cover: Keinland
Wallstein Verlag, Göttingen 2017
ISBN 9783835330672
Gebunden, 196 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

"Keinland" ist ein Liebesroman, aber auch ein Roman über Schuld, Erinnerung, Herkunft und Grenzen. Eigentlich hatte Nadja nur ein Interview mit Martin Stern führen wollen, aber von der ersten Sekunde an ist da eine schwer erklärbare Nähe - und eine Fremdheit, die sich auch dann nicht auflöst, als die beiden sich näherkommen. Woher rührt diese Nähe? Und warum ist diese Fremdheit nur so schwer zu überwinden? Nadja sagt ja zu dieser Liebe, an die Martin nicht recht glauben kann. Martin, der als Jude in Frankfurt am Main aufgewachsen ist, Deutschland aber nach der Wiedervereinigung verlassen hat und nach Tel Aviv gezogen ist. Zu vieles liegt zwischen den beiden: biografische Erfahrungen, geografische Entfernung und eine Vergangenheit, die nicht nur mit den eigenen Lebensläufen zu tun hat. Das falsche Land, das richtige, das neue, das heilige - Jana Hensel lotet in Zeitsprüngen und Erinnerungen an Tage in Berlin und Nächte in Tel Aviv, an tiefe Innigkeit und immer wieder scheiternde Gespräche die Grenzen zwischen zwei Liebenden aus. Dabei umkreist sie unsere Auffassung von Heimat, Geschichte und Schicksal und stellt mit ihren Charakteren die Frage, wie weit die Vergangenheit unser Leben bestimmt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.10.2017

Rezensent Heinrich Wefing kann sich der Sogkraft von Jana Hensels Debütroman nicht entziehen. Warum? Weil ihn schon die traurige Liebesgeschichte um den Unternehmer Martin, der als Sohn von Holocaust-Überlebenden nach Israel auswanderte, und die in der DDR geborene Nadia, die beginnt über Martin zu recherchieren, fasziniert: Wie "intelligent", melancholisch und nüchtern Hensel von der Anziehung und der gegenseitigen Abstoßung der beiden erzählt, die unter der Geschichte ihrer jeweiligen Familie leiden, hat den Kritiker beeindruckt. Vor allem aber bewundert er die Dichte, die Rhythmik und die Assoziationskraft dieses aus Gedanken, Erinnerungen und Bildern zusammengesetzten "Klageliedes".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2017

Meike Feßmann hört nur falsche Töne in Jana Hensels Romandebüt. Das ging ihr schon mit Hensels Kindheitsbuch "Zonenkinder" so. Wenn die Journalistin Hensel nun eine Liebesgeschichte vorlegt, die sie vom Ende her aufrollt, erkennt Feßmann das Problem in den Projektionen der Hauptfigur, die den Verlust ihrer Kindheitsheimat DDR auf das Trauma des Geliebten und die Geschichte Israels überträgt. Das falsche Pathos und die Larmoyanz der Stimme im Text hält Feßmann nicht aus.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.08.2017

Jan Wiele kann gut verstehen, dass die männliche Hauptfigur im Roman es mit ihrem weiblichen Gegenpart, der ehemaligen Geliebten, nicht mehr ausgehalten hat. Derart trivial und selbstentblößt schwafelt die Dame im Buch von ihrer Verlassensein. Was sich Jana Hensel bei dieser laut Rezensent nicht nur im Tonfall hart am Kitsch segelnden Geschichte gedacht hat, kann Wiele nur vermuten. Vielleicht wollte sie ja beweisen, dass sie außer Sachbüchern auch Liebesromane schreiben kann? Überzeugt ist Wiele davon ganz und gar nicht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.07.2017

Der hier rezensierende Schriftsteller Martin Kluger ist entzückt von der Traurigkeit, die Jana Hensels Roman ausstrahlt. Meisterlich findet er, wie in der erzählten Liebesgeschichte zwischen einem Juden und einer jungen, aus der DDR stammenden Frau in Berlin unterschwellig deutsche Geschichte und deutsche Traumata verhandelt werden. Dass die beiden "Spätopfer" der Geschichte im Text nicht zueinander finden, scheint Kluger unausweichlich und vielsagend zugleich.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 29.07.2017

Jana Hensel hat ihren Breton gelesen - und insbesondere dessen Roman "Nadja", weiß Rezensentin Sarah Pines nach der Lektüre von "Keinland". Denn Hensels Nadja erscheint der Kritikerin wie eine Wiedergängerin von Bretons abgewiesener Geliebten: Assoziationsreich, "melodisch" und in klaren Bildern erzählt ihr die Autorin von den Erniedrigungen, die jene in den in Tel Aviv lebenden Deutschjuden Martin verliebte Nadja immer wieder erleiden muss, etwa wenn sie ihm Liebesschwüre sendet und vergeblich auf Antwort wartet. Plausibel kann ihr Hensel zudem die Entfremdungsgefühle ihrer Heldin schildern. Wenn Martin zur Projektionsfläche für Nadjas Schuldgefühle hinsichtlich der Shoa wird, gerät der Rezensentin der Roman allerdings zu "beflissen".