Lizzie Doron

Das Schweigen meiner Mutter

Roman
Cover: Das Schweigen meiner Mutter
dtv, München 2011
ISBN 9783423248952
Taschenbuch, 220 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Ein Photo. Ein Garten, Tel Aviv, fünfziger Jahre. Im Vordergrund ein kräftiges kleines Mädchen, den Blick in die Kamera gerichtet, einen zweifelnden oder auch verzweifelten Blick, vielleicht blendet aber auch nur die Sonne. Im Hintergrund ein Gebüsch, und dort, eingerahmt von einem kleinen weißen Kreis, ein weiteres Gesicht. Fast unkenntlich, winzig und fern. Ist das der Vater, den das Mädchen nicht kannte? Nach dem es wieder und wieder vergeblich fragte und dann, längst erwachsen, zu forschen begann? Eine Suche nach Sinn und Begründung eines, wie sich zeigen wird, wahnwitzigen Geheimnisses.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2012

Ist das nun wirklich Literatur oder nicht doch "eine Art Tagebuch" einer "schrecklichen Kindheit, fragt sich Hannah Lühmann bei der Lektüre dieses Romans über eine rätselhafte vaterlose Kindheit in Tel Aviv, die Lizzie Dorons eigener Lebenserfahrung doch nahe genug komme, um solche Kategoriefragen zu rechtfertigen. Der Vater jedenfalls ist kein "schuldhaft Überlebender" der Shoah, wie die kindliche Ich-Erzählerin sich mitunter ängstlich fragt, sondern wegen Tuberkulose-Erkrankung vor der Tochter weggesperrt, was die Rezensentin dann doch als arge Belastung der Glaubwürdigkeit und als Wahrheitspuzzle etwas schlicht empfindet. Da das Buch auch sprachlich das Nervenkostüm belaste - "erstickende Adjektive" allerorten - , bleibt Lühmann am Ende nicht mehr viel anderes als das Buch nach getaner Rezensentenpflicht entnervt beiseite zu legen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2012

Seit den frühen Neunzigern schreibt die unter Shoah-Überlebenden in Tel Aviv aufgewachsene Lizzie Doron gegen das Schweigen in ihrer Familie und die Löcher in der Familiengeschichte, insbesondere, was den verschwundenen Vater betrifft, an, informiert uns Rezensent Carsten Hueck. Neu an diesem Roman sei aber, dass die Autorin sich hier nun selbst, mittels der Ich-Erzählerin Alisa, die in Gesprächen mit Freundinnen aus Kindertagen Licht ins Dunkel um ihren abwesenden Vater und die Biografie ihrer Mutter bringt, in den Mittelpunkt rücke. Rein literarisch betrachtet, sei diese Schilderung der "grotesken Atmosphäre" der eigenen Kindheit zwar schwach, findet der Rezensent, doch als autobiografisches "Dokument einer persönlichen Befreiung" sehr lesenswert.