Lizzie Doron

Es war einmal eine Familie

Roman
Cover: Es war einmal eine Familie
Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783633542352
Gebunden, 142 Seiten, 16,80 EUR

Klappentext

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler. Tel Aviv, Anfang der neunziger Jahre: Helena, Elisabeths Mutter, ist gestorben. Während der Schiva, der sieben Trauertage, ist Elisabeth wieder in dem kleinen Viertel, in dem sie in den fünfziger und sechziger Jahren aufgewachsen ist, ein Viertel, in dem Überlebende der Shoah versuchten, sich ein neues Leben aufzubauen. Alle Kinder, mit denen sie groß geworden ist, haben wie Elisabeth schon vor vielen Jahren dieses Viertel verlassen. Sie wollten die Ängste und Alpträume ihrer Eltern hinter sich lassen, ein normaleres Leben führen, ein Großteil von ihnen jedoch gehörte zu jenen, die in den ersten Tagen des Jom-Kippur-Krieges fielen. Nun kommen die Nachbarinnen und Nachbarn von einst zu Besuch, um Helena die letzte Ehre zu erweisen, allen voran die zwei alten Schiva-Expertinnen Sonia und Genia. Durch die Trauergäste und ihre Erinnerungen wird für Elisabeth noch einmal die versunkene Welt ihrer Kindheit gegenwärtig, mit Müttern und Vätern, die in der israelischen Gegenwart nie heimisch wurden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.03.2010

Beeindruckt hat Bernadette Conrad diesen "großartigen" Roman gelesen, aus dem sie einiges über Israel erfahren hat, worüber sonst nichts zu lesen sei. Von einer Zwischengeneration beispielsweise, deren Eltern Auschwitz überlebt hatten, die aber "zwischen dem von den Eltern ererbten Tod und dem neuen, heldisch verklärten Israel" keinen eigenen Weg ins Leben fanden. Zentrum des Romans, der an sieben Tagen spiele, sei eine Tochter, die um ihre Mutter trauert und dazu noch einmal in das Viertel von Tel Aviv zurückkehrt, in dem sie aufgewachsen ist, und die am Ende sich und auch der toten Mutter deutlich näher gekommen sein wird.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.03.2009

Auch in Lizzie Dorons neuem Roman stehen die Fragen und Schwierigkeiten der Generation der Kinder von Holocaust-Überlebenden im Mittelpunkt, stellt Sabine Peters fest, die das Buch augenscheinlich sehr berührt hat. Die Autorin, selbst Kind der "zweiten Generation", lässt darin die Kindheitserinnerungen von Elisabeth aufsteigen, die die siebentägige Totenwache im Haus ihrer Mutter verbringt, erklärt die Rezensentin. Die seltsamen Verhaltenweisen und Angewohnheiten der Erwachsenen des Viertels werden in den ungeordnet anbrandenden Erinnerungen Elisabeths lebendig: die "Scham" für ihre Mutter, die ihre Umgebung mit schroffen Bemerkungen über Auschwitz vor den Kopf stößt, die Ängste der Mutter eines Mitschülers, wenn sie ihren Sohn unter der Dusche stehen sieht, die für die Kinder unerklärlichen Gefühlsausbrüche. Warmherzig und respektvoll schreibt die israelische Autorin über ihre Figuren, und es gelingt ihr dabei zugleich, die Frage zu reflektieren, inwieweit die Shoah überhaupt darstellbar ist, preist die Rezensentin. Bei Doron wird "das Schweigen", das die Elterngeneration prägt, "beredt" und in Gefühlen abgebildet, die sich auch auf die Leser übertragen, lobt Peters beeindruckt.